Seenotrettung von Flüchtlingen Rettungsschiff „Aquarius“ ist wieder im Einsatz

Berlin/Marseille · Das Rettungsschiff „Aquarius“ sticht am heutigen Mittwochabend nach einmonatiger Unterbrechung wieder in See und nimmt die Seenotrettung wieder auf.

 Die „Aquarius“ ist ein Rettungsschiff von Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee (Archivfoto).

Die „Aquarius“ ist ein Rettungsschiff von Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee (Archivfoto).

Foto: AP/Salvatore Cavalli

Im zentralen Mittelmeer werde das Schiff von Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee zur Hilfe für Menschen in Seenot bereitstehen. Das sagte Verena Papke, die deutsche Geschäftsführerin der SOS Mediterranee, am Mittwoch.

Zugleich erklärte sie, die Crew werde Gerettete „auf keinen Fall nach Libyen zurückbringen, wo sie in Gefahr sind, erneut zum Opfer von Ausbeutung und Gewalt zu werden“. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO hat Ende Juni ein neu gegründetes libysches Rettungskoordinationszentrum anerkannt.

Libyen sei kein sicherer Ort: So begründen die Organisationen ihr Verhalten in einer Mitteilung. Zugleich sichern sie größtmögliche Transparenz zu - etwa durch einen am Mittwoch geschalteten Blog. Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören unter anderem die Bundesvorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, der Sänger Herbert Grönemeyer, die Schauspielerin Juliette Binoche sowie der italienische Ordensmann Alex Zanotelli.

Nach mehr als zwei Jahren ununterbrochener Seenotrettung im zentralen Mittelmeer lag die „Aquarius“ zuletzt für einen Monat im Hafen von Marseille vor Anker. Diese Pause sei eine Folge von grundlegenden Veränderungen der Lage im zentralen Mittelmeer, sagte Papke. Diese hätten die Seenotrettungseinsätze stark beeinträchtigt. Politische Auseinandersetzungen über die anzulaufenden Häfen hätten Schiffe mit Geretteten an Bord wochenlang blockiert.

Die europäischen Staaten hätten demnach forciert, dass die Verantwortung für die Koordinierung von Rettungseinsätzen auf See an die libysche Küstenwacht übertragen werde. Diese wird von der EU unterstützt. Laut Papke sind sie sich aber des Ausmaßes an Gewalt und Ausbeutung bewusst, dem Flüchtlinge, Migranten und Asylsuchende in Libyen ausgesetzt sind.

Nach Angaben der Organisationen sind in den vergangenen Wochen mehr als 700 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Während der vergangenen zwei Jahre hat die „Aquarius“ nach eigenen Angaben mehr als 29.000 Menschen in mehr als 200 Aktionen aus Seenot gerettet. Diese wurden stets durch die zuständigen maritimen Behörden koordiniert.

Während die „Aquarius“ in Marseille lag, wurde das Schiff nach Angaben der Organisationen mit einem neuen schnellen Rettungsboot ausgerüstet. Zudem sei der Ausstattung mit Lebensmitteln und medizinischen Vorräten verbessert worden, da die Geretteten vermutlich länger an Bord bleiben müssten, bevor sie in einen sicheren Hafen gebracht werden könnten.

Die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen in Italien, Claudia Lodesani, nannte in dem Zusammenhang den Fall des Schiffs „Asso 28“ einen „unakzeptablen Präzedenzfall“ und eine „schwere Verletzung des internationalen Asylrechts“. Das italienische Versorgungsschiff hatte 108 aus dem Mittelmeer gerettete Personen nach Libyen zurückgebracht.

(mba/kna)
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