Erstes TV-Duell in Großbritannien Johnson gegen Corbyn - Angriffe ohne Sieger

London · Premierminister Boris Johnson und Labour-Chef Jeremy Corbyn versprachen vor ihrer ersten TV-Debatte vor der Wahl eine bessere Diskussionskultur. Sie griffen sich dennoch an - und beharrten auf ihren Positionen.

 Sogar ein Händedruck war drin: der britische Premierminister Boris Johnson und Labour-Chef Jeremy Corbyn in der ersten TV-Debatte

Sogar ein Händedruck war drin: der britische Premierminister Boris Johnson und Labour-Chef Jeremy Corbyn in der ersten TV-Debatte

Foto: dpa/Itv

Zum ersten Mal überhaut trafen sich in England die Herausforderer der beiden größten Parteien zu einem „Duell“ im Fernsehen. Zuletzt hatte Premierminister Johnson für Empörung gesorgt, als er Labour-Chef Jeremy Corbyn mit Josef Stalin verglich. Verbale Attacken dieses Kalibers gab es am Abend in der TV-Debatte nicht.Johnson griff seinen Kontrahenten von der Labourpartei bei der Diskussion im Sender ITV dennoch immer wieder scharf an, vor allem wegen dessen Versprechen eines zweiten Brexit-Referendums.

Die Labour-Partei will die Briten innerhalb von sechs Monaten in einem Referendum vor die Wahl zwischen einem Brexit mit enger Bindung an die EU und dem Verbleib in der Staatengemeinschaft stellen. Jeremy Corbyn will sich aber nicht festlegen, ob er für oder gegen den Austritt werben würde.

Johnson warf Labour vor, die Arbeit im Parlament zu bremsen und zu blockieren. Bei einem Wahlsieg seiner Konservativen würde er den „Brexit erledigen“, sagte er.

Der Labour-Chef konterte mit dem Vorwurf, Johnson wolle den Nationalen Gesundheitsdienst NHS einem Handelsabkommen mit den USA opfern. Den Plan des Premierministers, die EU am 31. Januar 2020 mit seinem nachverhandelten Abkommen zu verlassen, bezeichnete er als „Unsinn“. „Das werden Sie nicht in ein paar Monaten schaffen und das wissen Sie ganz genau,“, sagte Corbyn. Johnson werde „mindestens sieben Jahre“ zum Aushandeln eines Handelsdeals mit den USA brauchen.

Die Briten sollen am 12. Dezember ein neues Parlament wählen. Bislang wird der Wahlkampf vom Brexit und der Krise im Gesundheitssystem dominiert. Der geplante Austritt des Königreichs aus der EU hat in den vergangenen Monaten zu ungewöhnlich heftigen Debatten im Parlament geführt. Auch die Bevölkerung zeigt sich weiter tief gespalten. Umfragen zufolge führt Johnson derzeit deutlich: Einer am Dienstag veröffentlichten Erhebung zufolge liegen die Konservativen mit 18 Prozentpunkten vor Labour.

Beobachter der britischen BBC werteten das erste direkte Aufeinandertreffen dieser Art im Fernehen als Unentschieden. Im Wahlkampf soll es zwei weitere Runden geben, in denen auch die Spitzenkandidaten von fünf kleineren Parteien vertreten sind. Corbyn und Johnson werden sich dann am 6. Dezember, knapp eine Woche vor der Wahl, noch ein zweites direktes Duell liefern.

(juju/dpa/AP/rts)
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