Reaktionen auf Böhmermanns Sonderhalt „Die Bahn macht sowas immer wieder einmal“

Düsseldorf · Im Netz wird über einen Promi-Bonus für Jan Böhmermann diskutiert, weil die Bahn extra für ihn anhielt. Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn versteht die Aufregung nicht. Er findet die Entscheidung der Bahn richtig.

 Jan Böhmermann bei einem Investorentreffen in München (Archivbild).

Jan Böhmermann bei einem Investorentreffen in München (Archivbild).

Foto: dpa/Sven Hoppe

Deutschland redet über Lauenbrück. Die kleine Gemeinde in Niedersachsen war zuvor allenfalls jenen Musikfans ein Begriff, die sich auf dem Weg in den Nachbarort Scheeßel verfahren hatten. Dort pilgern jedes Jahr Zehntausende Besucher zum Hurricane-Festival.

„Solche Sonderhalte sind grundsätzlich nicht möglich“, sagte eine Sprecherin der Bahn dem Bonner General Anzeiger, der am Montag von dem Fall berichtete. „Wir haben Haltepunkte, die konsequent einzuhalten sind.“ So sehen das auch viele Nutzer des Nachrichtendienstes Twitter, die die Sonderbehandlung für den Satiriker anprangern.

Karl-Peter Naumann sieht das anders. „Die Bahn macht sowas immer wieder einmal“, sagt der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn. Er selbst habe schon als Student in den 1970er Jahren davon profitiert, als er eine Klassenfahrt von Hamburg nach München mitorganisierte. „Auf der Rückfahrt hat uns die Bahn außerplanmäßig in Hamburg-Harburg rausgelassen“, sagt er. Gerade bei Verspätungen könne ein solcher Halt eine gute Idee sein. „Wenn dadurch dann beispielsweise die letzte Bahn ins Bergische Land von Köln Messe/Deutz noch erreichbar wäre, vom Kölner Hauptbahnhof aber nicht mehr.“

Dass die Bahn flexibel reagieren kann, zeigt ein Fall aus dem Dezember 2012. Auch damals musste ein Auftritt gerettet werden. Für das Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks war auf dem Weg zu einem Gastspiel in Paris wetterbedingt in Karlsruhe Schluss. Eine deutsch-französische Zusammenarbeit ermöglichte einen außerplanmäßigen TGV-Halt in Karlsruhe und brachte die Musiker rechtzeitig nach Frankreich. Der Einsatz wurde sogar mit dem Sonderpreis des Wettbewerbs „Eisenbahner mit Herz“ ausgezeichnet, den das Verkehrsbündnis Allianz Pro Schiene jährlich vergibt.

Der Unterschied ist, dass damals das Wetter und nicht der Fahrgast Schuld war. Neumann findet die Entscheidung der Bahn dennoch richtig. „Es ist gut, auch die Leute im Blick zu haben, die in Bremen auf Jan Böhmermann gewartet haben. Die haben ja Eintritt gezahlt, um ihn zu sehen“, sagt er. Die im Zug angekündigten 1000 waren es dann aber doch nicht ganz. „Es waren nur 35 Leute bei dem Auftritt. Das wusste ich aber wirklich nicht“, gestand Böhmermann im Spotify-Podcast „Fest und Flauschig“.

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