Lockdown beschlossen Lauterbach warnt vor ungetesteten Urlaubern aus Kreis Gütersloh, Söder vermisst Ausreisebeschränkung

Rheda Wiedenbrück · Der neuerliche Corona-Lockdown im Kreis Gütersloh ist für viele Politiker nachvollziehbar. Für einige gehen die Verfügungen allerdings nicht weit genug. Wir haben einige Reaktionen zusammengefasst.

 Der Corona-Ausbruch bei Tönnies hat zu einem Herunterfahren des öffentlichen Lebens im Kreis Gütersloh geführt.

Der Corona-Ausbruch bei Tönnies hat zu einem Herunterfahren des öffentlichen Lebens im Kreis Gütersloh geführt.

Foto: dpa/David Inderlied

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat die Entscheidung von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für eine starke Beschränkung des öffentlichen Lebens im Kreis Gütersloh begrüßt und zugleich vor Urlaubsreisen von Bewohnern des Kreises Gütersloh gewarnt. „Das war überfällig und im Großen und Ganzen angemessen“, sagte Lauterbach unserer Redaktion. „Jetzt ist eine intelligente, schnelle und repräsentative Testung notwendig“, betonte Lauterbach. Dabei müsse nicht der letzte infizierte Tönnies-Mitarbeiter gefunden werden. „Man muss sich jetzt um die Bevölkerung kümmern“, sagte Lauterbach, nach dessen Einschätzung das Infektionsgeschehen im Kreis Gütersloh bereits seit acht Wochen grassiert. Ausdrücklich warnte Lauterbach davor, dass Bewohner des Kreises Gütersloh zu Urlaubsreisen aufbrechen, ohne dass sie zuvor getestet worden seien. „Dann besteht die Gefahr, dass das Virus aus Gütersloh wieder verbreitet wird“, sagte Lauterbach.

Für den gesamten Kreis Gütersloh mit rund 370 000 Einwohnern verhängte das Land Nordrhein-Westfalen am Dienstag einen Lockdown. Das öffentliche Leben wird ab Mittwoch bis vorerst zum 30. Juni heruntergefahren. Über 1500 Arbeiter von Tönnies waren positiv auf das Corona-Virus getestet worden (Stand Montag).

Nach dem neuerlichen Lockdown im Kreis Gütersloh äußerte sich auch Landrat Sven-Georg-Adenauer (CDU). Die jetzt verkündeten Einschränkungen nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies seien weniger umfangreich als noch im März. „Das war mir besonders wichtig“, sagte Adenauer. „Viele Dinge, an die wir uns wieder gewöhnt haben, bleiben uns erhalten“, sagte der CDU-Politiker laut Mitteilung vom Dienstag. So dürften zum Beispiel die Geschäfte weiter geöffnet bleiben. „Wir haben durch die positiven Befunde in der häuslichen Umgebung der Beschäftigten eine neue Situation“, sagte Adenauer. „Unsere wichtigste Aufgabe ist der Schutz der Bevölkerung und wir tun alles dafür, was notwendig ist. Deswegen werden jetzt auch die Tests erheblich ausgeweitet.“

Die bayerische Staatsregierung begrüßt den Lockdown, hält ihn aber nicht für ausreichend. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe seinem NRW-Kollegen Armin Laschet per Kurznachricht mitgeteilt, dass er das Vorgehen der nordrhein-westfälischen Landesregierung begrüße, sagte der Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann (CSU), am Dienstag. Die Staatsregierung sei allerdings angesichts von rund 1.600 Corona-Infizierten irritiert darüber, dass für den Landkreis keine Ausreisebeschränkungen erlassen wurden.

Die bayerische Staatsregierung habe deshalb beschlossen, dass Beherbergungsbetriebe im Freistaat Gäste aus Regionen mit Corona-Hotspots nicht aufnehmen dürfen, sagte Herrmann. Maßgeblich sei dabei die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Diese dürfe nicht über die bekannte Größe von 50 Menschen gestiegen sein.

Maßgeblich seien dabei die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI), sagte Herrmann. Ausnahmen gelten nur für Menschen, die einen negativen Corona-Test vorlegen können. „Es genügt ein Funke, um das Infektionsgeschehen wieder aufleben zu lassen“, warnte Herrmann.

(qua/mja/dpa)
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