"Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit" Immer mehr Länder beschneiden die Religionsfreiheit

Berlin · Weltweit wachsende Einschränkungen der Religionsfreiheit haben die beiden großen Kirchen in Deutschland beklagt. Seit 2007 sei die Zahl der Länder mit Restriktionen gegen Angehörige von Religionsgemeinschaften von 147 auf 160 gestiegen, heißt es in dem am Montag in Berlin vorgestellten ersten "Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit".

So verteilen sich die Christen weltweit
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Foto: dpa, Michael Kappeler

Darunter befanden sich als Opfer auch Sikhs, Juden, Hindus, Animisten, Angehörige traditioneller afrikanischer oder chinesischer Religionen sowie Minderheiten wie die Ahmadiyya oder die Zeugen Jehovas.

Der Bericht, der zwischen staatlichen Maßnahmen und Restriktionen durch nichtstaatliche soziale und religiöse Gruppen unterscheidet, wurde gemeinsam von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Rat der Evangelischen Kirche (EKD) in Auftrag gegeben. Der evangelische Auslandsbischof Martin Schindehütte und der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, betonten vor Journalisten in Berlin, der Einsatz für religiös Verfolgte sei Christenpflicht und müsse von Christen aller Konfessionen gemeinsam unterstützt werden. Das Engagement sei umso glaubwürdiger, je mehr nicht nur die Rechte der eigenen Glaubensgeschwister im Blick seien.

Nach Darstellung des Autors und Menschenrechtsexperten Theodor Rathgeber sind der Mittlere Osten und Nordafrika die am stärksten von staatlichen Restriktionen betroffene Region, gefolgt von der Region Asien-Pazifik. Europa bewegt sich im Mittelfeld; dafür verantwortlich ist die kritische Lage der Glaubensfreiheit in Ländern Osteuropas.
Allerdings haben auch restriktive Maßnahmen westeuropäischer Länder, etwa gegen den Minarett-Bau in der Schweiz, die Rangfolge negativ beeinflusst. Länder der Sub-Sahara sowie Nord- und Südamerika schneiden am besten ab.

Für 64 Länder listet die wissenschaftliche Studie große oder sehr große Einschränkungen der Religions- und Weltanschauungsfreiheit durch staatliches Handeln auf. Da sich darunter Länder mit hoher Bevölkerungszahl wie China, Indien und Russland befinden, unterlägen rund 70 Prozent der Weltbevölkerung einem starken Maß an Restriktionen. In 157 Ländern schränken Gesetze die Religionsfreiheit ein oder verwehren sie. In 131 Länder ist das öffentliche Bekenntnis staatlicherseits eingeschränkt. In 38 Ländern behindert der Staat einen freien Wechsel der Religionszugehörigkeit.

Christen wurden laut Studie in 111 Staaten bedrängt und verfolgt. In 95 Ländern schränkten staatliche Akteure ihre Religionsfreiheit ein, während soziale Anfeindungen durch Mobs, Gruppen oder Individuen in 77 Ländern ausgewiesen wurden. Besonders gefährlich ist es laut Studie für Christen, wenn sie als Minderheiten nicht traditionell ansässig sind. Häufig lauteten Vorwürfe, sie pflegten Kontakte zum Ausland und wollten eingewurzelte Traditionen verändern.

(KNA)
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