Aktion pro Humanität Weihbischof kehrt mit Appell zurück

Rolf Lohmann besuchte Benin und Niger. Nach der Rückkehr bittet er um Hilfe für die Menschen dort.

 Im Niger wurde eine Grundschule mit Spenden gebaut, die Rolf Lohmann bei der Bischofsweihe bekommen hatte.

Im Niger wurde eine Grundschule mit Spenden gebaut, die Rolf Lohmann bei der Bischofsweihe bekommen hatte.

Foto: BODJRENOU SERGE

Weihbischof Rolf Lohmann ist schon einige Tage wieder in Deutschland, aber die Eindrücke sind noch frisch. Es sei eine „bereichernde“, aber auch „schwere Reise“ durch die westafrikanischen Länder Benin und Niger gewesen, sagt er und spricht über „ungeheuer bedrückende“ Erlebnisse, „die mich entsetzt haben“. Ein Teil der Fahrt war für den Mann vom Niederrhein auch gefährlich: In einigen Regionen des Niger besteht nach Angaben des Auswärtigen Amtes „ein hohes Risiko von Terroranschlägen und teilweise ein sehr hohes Entführungsrisiko“. Die Reise des Weihbischofs wurde deshalb vorher geheim gehalten, vor Ort wurde er von Sicherheitsleuten und Soldaten begleitet.

Es war das erste Mal seit fast 40 Jahren gewesen, dass ein deutscher Bischof den Niger besuchte. Es sei darum gegangen, in einer schweren Zeit Trost zu spenden, trotz aller Aussichtslosigkeit, berichtet Lohmann. Mehrere Tage war er im Januar in Westafrika unterwegs, zuerst in Benin, wo er vor vier Jahren schon einmal gewesen war, dann im Niger. Die Ärztin Elke Kleuren-Schryvers von der Stiftung Aktion pro Humanität begleitete ihn. Die Nicht-Regierungs-Organisation aus Kevelaer engagiert sich in den beiden Ländern vor allem im medizinischen und sozialen Sektor. Lohmann ist Kuratoriumsmitglied.

Vor Ort hätten sich viele dafür bedankt, dass sie beide aus Deutschland gekommen seien, berichtete Kleuren-Schryvers. Es sei für die Menschen ein starkes Signal gewesen, dass sie nicht vergessen würden. „Insbesondere der Besuch des ersten deutschen Bischofs seit Jahrzehnten ist ein ganz besonderes Zeichen.“ Beide Staaten zählen zu den ärmsten Ländern der Welt, Hunger gehört zum Alltag. „Dort geht es vielen Menschen ums tägliche Überleben“, berichtet Lohmann. Er habe „größte Achtung“ vor denjenigen, die sich vor Ort dafür einsetzten, dass es der Bevölkerung besser gehe.

Auf ihrer Reise trafen sie zum Beispiel Menschen, die Priester werden oder als Laien pastorale Aufgaben übernehmen wollen. Sie besuchten in Benin ein Krankenhaus, das mit Unterstützung vom Niederrhein aufgebaut wurde. Sie unterhielten sich mit Imamen und waren sich mit ihnen einig, dass „von Religionen Frieden ausgehen muss“, berichtet Kleuren-Schryvers. Sie sprachen auch mit dem deutschen Botschafter im Niger und mit Soldaten der Bundeswehr – diese betreibt in Niamey, der Hauptstadt, einen Luftwaffentransportstützpunkt.

Eine Schule dagegen, die mit Spenden aus dem Bistum Münster aufgebaut wurde, konnten sie sich nicht ansehen – aus Sicherheitsgründen: Sie liegt in einer Region im Niger, in der Dschihadisten Angst und Schrecken verbreiteten, Menschen verschleppten und töteten, erklärt Kleuren-Schryvers. In der Region mieden Menschen deshalb den Kontakt zu Weißen, weil sie mit ihnen nicht zusammen gesehen werden wollten – aus Angst, ihnen werde eine Zusammenarbeit mit den Weißen unterstellt. Um sie vor Angriffen durch die Dschihadisten zu schützen, hätten sie daher auf einen Besuch der Schule verzichtet, sagt Lohmann.

 Weihbischof Rolf Lohmann segnet das neue Bettenhaus im Krankenhaus in Benin.

Weihbischof Rolf Lohmann segnet das neue Bettenhaus im Krankenhaus in Benin.

Foto: Aktion pro Humanität

Schon vor seiner Reise hatte er sich für die beiden westafrikanischen Länder eingesetzt, und die Tage in Benin und Niger haben ihn darin bestärkt. Er bittet die Menschen hier in Deutschland um Hilfe und Spenden. Der Erzbischof von Niamey in Niger habe nach ihrer Rückkehr angerufen und berichtet, dass sich die Situation noch einmal verschlimmert habe und viele Menschen auf der Flucht seien, „weil sie den Terror in ihrem Land nicht mehr ertragen können“, berichtet Kleuren-Schryvers.

Die Flüchtlinge würden von anderen Familien aufgenommen, aber diese seien damit überfordert. Deshalb bittet Lohmann, dass Menschen in Deutschland Patenschaften für die Familien in Westafrika übernehmen, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Schon ein Euro pro Tag könne helfen. „Die Menschen dort brauchen dringend unsere Unterstützung“, sagt Lohmann.

Der Weihbischof erinnert an die Hilfe, die die Menschen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg vor 75 Jahren erhalten haben. Er geht auch auf die Frage ein, ob die Hilfe nicht ein Tropfen auf den heißen Stein sei. „Wenn wir nichts tun – was bedeutet das für die Menschen vor Ort?“, fragt er zurück und berichtet von einem Erlebnis, das Mut macht: In Benin trafen er und Kleuren-Schryvers zwei Brüder, die als Kinder ihre Eltern an Aids verloren hatten. 1998 kamen sie deshalb ins Waisenhaus der Aktion pro Humanität. In der Zwischenzeit sind sie zu jungen Männern herangewachsen und haben eine Arbeit gefunden. „Unser Engagement hilft, das wird an solchen Beispielen lebendig“, sagt Lohmann.

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