Jürgen Becker in Xanten Ein besonderes „ Volksbegehren“

Xanten · Kabarettist Jürgen Becker plauderte in der Mensa des Stiftsgymnasiums humorvoll über die schönste Nebensache der Welt.

 Jürgen Becker in der Mensa des Stiftsgymnasiums.

Jürgen Becker in der Mensa des Stiftsgymnasiums.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Der Ruf als kabarettistisches „Urgestein“, Mitbegründer der WDR-“Mitternachtsspitzen“ und rheinisch-scharfsinniger Betrachter des Menschen und der Gesellschaft eilt Jürgen Becker voraus. Entsprechend groß war die Resonanz auf seinen Auftritt in der Aula des Stiftsgymnasiums, auf Einladung des Xantener SPD-Ortsverbandes. Im Gepäck hatte der 67-jährige Vollblutkünstler und Kölner sein aktuelles Programm „Volksbegehren“, mit dem er seit einiger Zeit schon auf Live-Tour ist.

Und an diesem Abend gelang ihm damit eine wunderbare Melange aus pointierten, politischen Spitzen und der unterhaltsamen Annäherung an die Kulturgeschichte der menschlichen Fortpflanzung. Dabei fächerte Jürgen Becker das Thema anhand verschiedener erotischer Kunstbilder, Wahlkampfplakate und Werbebilder auf und sprang dabei von den antiken Göttern übers Mittelalter ins Heute. „Sex ist der Blick in die Unendlichkeit der Schöpfung“, so sein Credo.

Sexualität bestimme den menschlichen Alltag, zitierte er aktuelle Studien, nach denen die Männer „60 Prozent des Tages an Sex denken – also nur 40 Prozent an Fußball.“ Und das meiste pornografische Material werde zwischen 9 und 17 Uhr heruntergeladen. „Da bekommt der Begriff Gleitzeit eine ganz neue Bedeutung.“ Und auch in der Religion – Stichwort jungfräuliche Geburt – beschäftige man sich ausführlich mit dem Thema Sexualität, wo in der Bibel doch steht: Josef erkannte Maria nicht. Wobei im Hebräischen die Worte Erkennen und Sex das gleiche sind. „Passen Sie also auf, wenn sich demnächst jemand erkenntlich zeigen möchte“, so Beckers Empfehlung.

Aber auch in der Pflanzen- und Tierwelt gebe es Fortpflanzung, wie bei den Birken mit ihren Pollen: „Das sichert das Überleben von gleich zwei Arten: der Birken und der Hautärzte mit Allergieberatung“, erzählte Becker in seiner entspannt-unverblümten Art. Und die Blattlaus habe es leichter als der Mensch. Sie könne zehn „Kinder“ am Tag durch Zellteilung produzieren. „Die müssen nicht fragen: ,Zu mir oder zu dir?’ Sie fragen: ,Zu mir oder zu mir?’

Die deutsche Gesellschaft hätte dagegen Probleme, die 80 Millionen zu halten. Was vielleicht daran liegt, dass es einigen so geht wie Bekannten, die nach dreißig Jahren Ehe langsam nicht mehr zusammenfinden – auch als der Paartherapeut ihnen empfiehlt, sich nachts ihre Wünsche ins Ohr zu flüstern: „Da weckt er sie nachts um vier und bestellt Kölsch und Jägermeister.“ Oder vielleicht liegt es daran, dass es so manche Absonderlichkeiten einiger Leidenschaftlicher wie „Hackfleisch-Sex“ gibt, wo es nur darum geht, ob „mit Zwiebeln oder ohne.“ Entscheidend sei aber auch: „Wer Sex will, der muss freundlich sein.“

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