Willicher Weihnachtswunder Kleiner Weihnachtsbaum ganz groß

Willich · Seit 20 Jahren steht im Garten der Schinkels eine Tanne, die ihre Liebe für Weihnachten symbolisiert und die Familie Jahr um Jahr wieder zusammenbringt. Zum ersten Mal seit zehn Jahren erleuchtet sie nun wieder als Weihnachtsbaum.

 Willicher Weihnachtswunder Tanne

Willicher Weihnachtswunder Tanne

Foto: Susanne Schinkels

 Im Taubnesselweg in Willich-Wekeln erleuchtet seit Kurzem ein gigantischer Weihnachtsbaum das Wohngebiet. Von Weitem ist er schon zu sehen, überragt er doch die meisten Häuser hier. Dass ihr einstmals winziger Tannenbaum nun am Nikolaustag von Mitarbeitern der Stadt Willich mit einer 150 Meter langen Lichterkette behängt wurde, nennt Susanne Schinkels „ein kleines Weihnachtswunder“.

Für die Familie Schinkels sind dieser Baum und die Weihnachtszeit selbst etwas ganz Besonderes. Susanne Schinkels erinnert sich, dass das in ihrer Kindheit anders war. Sie habe wenig schöne Erinnerungen an die Weihachtszeit; ihr Vater sei nicht der umgänglichste Mensch gewesen, und so waren da viel unerfüllte Sehnsucht nach Besinnlichkeit und familiärer Nähe. Sie beschoss, als sie ihre eigene Familie gegründet hatte, die Weihnachtszeit für ihre zwei Töchter zu etwas zu machen, was sie selbst nie hatte: Weihnachtslieder von Rolf Zuckowski hören, Plätzchen backen, als Familie beisammen sein – alles was eben dazugehört. Und noch etwas: „Schon als kleines Mädchen war es mein Wunsch, einmal einen großen Weihnachtsbaum im Garten zu haben“, sagt Susanne Schinkels, „und den habe ich dann verwirklicht.“

 Was einmal als kleiner Baum am Rande des Familiengartens begann, ist mittlerweile zu einer gigantischen, zwölf Meter hohen Nordmanntanne geworden. Zum ersten Mal seit zehn Jahren erstrahlt sie zu Weihnachten wieder als Weihnachtsbaum. 

Was einmal als kleiner Baum am Rande des Familiengartens begann, ist mittlerweile zu einer gigantischen, zwölf Meter hohen Nordmanntanne geworden. Zum ersten Mal seit zehn Jahren erstrahlt sie zu Weihnachten wieder als Weihnachtsbaum. 

Foto: Susanne Schinkels

20 Jahre ist das her, da besorgte die Familie Schinkels einen kleinen Baum und pflanzte ihn „auf gut Glück“ in die Ecke ihres Gartens. Über die Jahre ist das Bäumchen zu einer stattlichen, zwölf Meter hohen Nordmanntanne geworden. War es am Anfang noch Familientradition, sie in der Weihnachtszeit zu schmücken, sich als Familie zum Glühweintrinken oder Singen im Garten vor dem Baum zu versammeln, benötigte Familienvater Ralf Schinkels erst eine Leiter, dann – vor etwa zehn Jahren – war es gar nicht mehr möglich, den Baum zu erleuchten. Denn er schoss Jahr um Jahr weiter in die Höhe, jährlich einen halben Meter. „Er ist wirklich wunderbar gerade gewachsen – ein absolutes Prachtstück“, sagt Susanne Schinkels.

Im Frühling könne man immer die hellgrünen Zweige und senkrechten Zapfen erkennen, die sich neu gebildet haben. Und auch wenn der Baum nun einen großen Teil ihres Gartens ausfülle – ihn zu fällen stand nie zur Debatte, „das hätte ich nicht übers Herz gebracht.“ Nur einige Zweige, die durch den Zaun Richtung Straße wuchsen, habe sie neulich abgeschnitten. Die Zweige schenkte Susanne Schinkels einer alten Dame, die mit dem Fahrrad vorbeikam, und nun ihr Zuhause weihnachtlich schmücken kann.

Der Baum und seine mächtige Silhouette gehören mittlerweile zum Leben Schinkels – und dem der Nachbarn – dazu. Die streunenden Katzen, die Susanne gerne aufnimmt und vorübergehend pflegt, suchen im Sommer Schutz unter ihm, ein Eichhörnchen springt gerne auf ihm umher, im Winter überwintern Igel in einem kleinen Häuschen an seinem Fuße.

Schon vor einigen Jahren sind die Töchter Lisa, 29, und Dana, 27 Flügge geworden. Der Weihnachtsbaum bringt die Familie Jahr um Jahr wieder zusammen. Und diesmal auch ein neues Familienmitglied. Das erste Mal kommt die einjährige Enkelin mit Tochter Lisa aus der Schweiz zu Besuch, wegen der Pandemie musste das gemeinsame Weihnachten im vergangenen Jahr ausfallen.

Der Gedanke an das erste Weihnachtsfest mit der Enkelin war es auch, der Susanne Schinkels dazu brachte, Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) über Facebook zu fragen, ob er denn helfen könne, ihre Tanne wieder zum Leuchten zu bringen, auch die benachbarte Begegnungsstätte Krumm, die Kita Bullberbü und überhaupt die Bewohner Wekelns könnten sich dann an ihm erfreuen. Pakusch rührte die Geschichte, er schickte schließlich Mitarbeiter des Grünflächenamts mit einem Kran vorbei, die den Baum mit der endlosen Lichterkette bestückten. Bei den Arbeiten fanden sie in der Baumkrone die alte Lichterkette, die die Schinkels einmal um den damals noch kleinen Baum geschlungen hatten.

In der vergangenen Woche kamen Nachbarn vorbei, um zu feiern, dass der Weihnachtsbaum mit 1500 Lichtern wieder erstrahlt. Susanne Schinkels freut sich schon auf die leuchtenden Augen ihrer Enkelin, wenn sie Omas und Opas riesigen Weihnachtsbaum im Garten erblickt. Der Baum, der die Familie vereinigt, ihre Liebe für Weihnachten ausdrückt und das Fest zu etwas Besonderem macht. So wie es sich Susanne Schinkel schon als kleines Mädchen immer gewünscht hat. „Weihnachten“, sagt sie, „ist für mich Harmonie.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort