Klimaschutz in Willich Erste Bäume des Bürgerwalds gepflanzt

Willich · An der Jahnstraße in Willich-Schiefbahn soll in den kommenden Jahren ein Bürgerwald aus heimischen und klimaresistenten Bäumen entstehen. Am Wochenende pflanzten die Baumpaten die ersten 32 Bäume.

 Die Baumpaten bei der Arbeit. Am Wochenende setzten sie auf der einstmaligen Argrarfläche ihre Bäume in die vorgegrabenen Löcher und banden sie an Pfähle. Nun soll der Wald zu einer grünen Lunge Schiefbahns werden. 

Die Baumpaten bei der Arbeit. Am Wochenende setzten sie auf der einstmaligen Argrarfläche ihre Bäume in die vorgegrabenen Löcher und banden sie an Pfähle. Nun soll der Wald zu einer grünen Lunge Schiefbahns werden. 

Foto: Norbert Prümen

Auf der Ackerfläche an der Jahnstraße in Schiefbahn herrscht Betriebsamkeit. Allerdings ist es kein Landwirt mit Traktor, der über die Fläche fährt und dort den Boden bestellt. Vielmehr ist Handarbeit  von Bürgern sowie Mitarbeitern der Stadt Willich angesagt. In ausreichendem Abstand zueinander ragen Pfähle aus dem Boden, neben denen Pflanzlöcher zu sehen sind. Menschen unterschiedlichen Alters tragen Bäume über die Wiese, setzen sie in die Löcher, schütten diese vorsichtig zu und treten die Erde fest.

„Wir brauchen ein Stückchen Kokosstrick“, schallt ein Ruf über die Fläche. Sekunden später wird der eingepflanzte Baum angebunden. „Urkunde nicht vergessen“, erinnert Udo Hormes, vom Geschäftsbereich Stadt- und Landschaftsplanung der Stadt Willich, und deutet zu seiner Kollegin Britta Heinrich hinüber, die einen Stapel Patenschaftsurkunden vor sich liegen hat.

Denn jeder, der hier einen Baum in die Erde bringt, erhält dafür eine entsprechende Urkunde. Auf der bis dato als Ackerland genutzten Fläche in Schiefbahn entsteht der erste Bürgerwald der Stadt Willich. Auf einer Fläche von 2,5 Hektar werden die Bürger im Laufe von mehreren Jahren dazu beitragen, dass dort, wo einst die verschiedenen Feldfrüchte für die Lebensmittelversorgung wuchsen, ein Wald entsteht, der allen Menschen offen steht.

Mit den beiden Hochzeitswäldern im Neersener Schloss und in Schiefbahn hinter dem Sportplatz ist seinerzeit ein Anfang gemacht worden. Dazu kamen sogenannte Bürgerbäume, die vereinzelt in Anrather Theodor-Heuss-Park gepflanzt wurden. Der Stadt lagen seitens der Politik erneut mehrere Anfragen für einen Hochzeits- und Babywald vor, bei dem die Bürger anlässlich einer Hochzeit oder der Geburt eines Kindes einen Baum zur Erinnerung pflanzen können. Aus all diesen Anfragen ist letztendlich nun ein Bürgerwald geworden, der für jedes Ereignis, ob Geburtstag, Firmenjubiläum oder Einschulung, genutzt werden kann.

Die Fläche für den Bürgerwald zu finden, war nicht einfach. Sie sollte eine gute Verkehrsanbindung haben, ohne dass Bürger längere Fahrstrecken zu ihrem Baum zurücklegen müssen, und es sollte kein Sammelsurium an Kleinflächen werden. Zudem musste die Bodenbeschaffenheit geeignet sein. Verwaltungsintern wurden mehrere Flächen abgefragt, bis die Entscheidung für die Jahnstraße fiel.

Die Fläche reicht für insgesamt 250 bis 300 Bäume. In einem ersten Schritt wurde nun eine rund 4000 Quadratmeter Fläche für die Erstbepflanzungen herausgenommen. „Wir gehen sukzessive vor. Wir sammeln quasi die Bestellungen der Bürger und bieten Pflanztermine im Herbst und Frühjahr an. Die restliche Fläche wird hingegen weiterhin landwirtschaftlich genutzt und entsprechend Stück für Stück herausgenommen“, erklärt Hormes.

Zehn Baumarten werden angeboten: Heimische Sorten und solche, die klimaresistent sind, unter anderem Hainbuche, Stieleiche, Schwarznuss, Feldahorn und Silberweide. Auf Wunsch können nach Absprache mit der Stadt auch weitere geeignete Bäume zur Verfügung gestellt werden. So gab es schon Anfragen für eine Flatterulme und einen Amberbaum. Weiterhin plant die Stadt, im Zuge der Gestaltung Feldgehölze anzupflanzen. Im Frühjahr soll indes eine artenreiche Wiesenmischung für eine Baumwiese eingesäht werden, in die dann Graswege gemäht werden, über die die Bürger ihren Baum erreichen können. Ein naturnaher Landschafts- und Lebensraum soll sich entwickeln.

Auf der Wiese stehen indes die ersten 15 Bäume. 32 sollen es an diesem Wochenende werden. Stephan Wester ist die Freude am Gesicht abzulesen. Er gehört zu den Menschen, die gerade einen Baum eingepflanzt haben, eine Stieleiche. Für den Willicher hat der Baum eine ganz besondere Bedeutung. „Für mich ist es ein Baum der Dankbarkeit. Ich war vor etlichen Jahren schwerkrank und habe diese Krankheit überwunden. Mit dem Baum möchte ich Dankeschön sagen“, sagt der Willicher mit leiser Stimme. Wester freut sich besonders, dass er zu den Menschen gehört, die den Anfang vom neuen Bürgerwald machen. „Man kann nicht nur seinen eigenen Baum, sondern den Wald als solchen weiter wachsen sehen. Zudem trage ich als Pate Verantwortung für meinen Baum“, sagt er. Die Verantwortung sieht unter anderem so aus, dass die Paten in warmen Sommern ihren Baum mit Wasser versorgen.   

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