Im Weseler Rhein-Lippe-Hafen Tiefkühllogistiker investiert Millionen

Wesel · Nordfrost, Europas führender Tiefkühllogistiker, baut im Weseler Rhein-Lippe-Hafen eine Dependance mit 60 Arbeitsplätzen. Clou: Die Kühlanlagen werden mit Abwärme des nahen Aluminimumwerks Trimet betrieben.

 Auf dem 50.000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Tan Quid und dem Schwerlast-Terminal Niederrhein (blaues Gebäude) im Rhein-Lippe-Hafen wird noch in diesem Jahr der Grundstein für die Nordfrost-Neubauten gelegt.

Auf dem 50.000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Tan Quid und dem Schwerlast-Terminal Niederrhein (blaues Gebäude) im Rhein-Lippe-Hafen wird noch in diesem Jahr der Grundstein für die Nordfrost-Neubauten gelegt.

Foto: Klaus Nikolei

Auf einer Freifläche im Weseler Rhein-Lippe-Hafen, genau zwischen den beiden Firmen Schwerlastlogistik Hegmann und Tan Quid, werden in den nächsten Monaten die ersten Baufahrzeuge anrücken. Denn  hier, nur wenige hundert Meter vom Lippe-Mündungsraum entfernt, wird auf einem 50.000 Quadratmeter großen Areal – entspricht etwa der Fläche von fünf Fußballplätzen – die im niedersächsischen Schortens bei Wilhelmshaven beheimatete Nordfrost GmbH & Co. KG  kräftig investieren. Direkt an der Kaikante errichtet das Unternehmen unter anderem Tiefkühlhäuser, Frischehallen,  eine Produktverladungshalle mit Containerkrananlage, Hallen für Pro sowie ein Verwaltunggebäude. Denn im Containerhafen Wilhelmshaven wird im nächsten Jahr die Kapazitätsgrenze erreicht sein. Deshalb suchte Nordfrost nach einem Ausweichstandort, um weiter wachsen zu können.

 Bei der Vertragsunterzeichung (v.l.): Jürgen Boventer, Michael Weber (beide Nordfrost), Dieter Thurm, Andreas Stolte (beide Delta-Port), Nordfrost-Chef Horst Bartels, Friederike Berg-Packhäuser (Kanzlei Berg-Packhäuser), Stefan Hütten (Nordfrost)

Bei der Vertragsunterzeichung (v.l.): Jürgen Boventer, Michael Weber (beide Nordfrost), Dieter Thurm, Andreas Stolte (beide Delta-Port), Nordfrost-Chef Horst Bartels, Friederike Berg-Packhäuser (Kanzlei Berg-Packhäuser), Stefan Hütten (Nordfrost)

Foto: Delta-Port

Läuft alles nach Plan, dann dürfte 2020 im Rhein-Lippe-Hafen Eröffnung des neuen Standortes gefiert werden.  Davon jedenfalls geht Andreas Stolte, der Chef des Hafenbetreibers Delta-Port aus. Stolte ist besonders stolz darauf, dass Delta-Port die erste Ansiedlung im Rahmen des zukunftsweisenden Projektes mit dem Namen Ecoport 813 gelungen ist. Ziel des Projektes ist es, überschüssige Abwärme, die bei der Produktion  von Aluminium der Firma Trimet im Hafen Emmelsum entsteht, Logistikunternehmen zur Verfügung zu stellen. „Mit der Abwärme, die bei Trimet anfällt, könnten theoretisch 15.000 Haushalte mit Energie versorgt werden. Im Jahr lassen sich so gut 27.000 Tonnen CO2 einsparen“, sagt Stolte. Diesen Standortvorteil habe Nordfrost in den Verhandlungsgesprächen schnell für sich erkannt. Die Ziffer 813 im Projektnamen bezieht sich auf den Rheinkilometer, an dem sich der Projektstandort befindet.

 So muss man sich die Nordfrost-Tiefkühlhäuser vorstellen, die in bis 2022 im Rhein-Lippe-Hafen errichtet werden. Die dort gelagerte Ware wird auf Lkw geladen, die anschließend Verbrauchermärkte in der Region ansteuern.

So muss man sich die Nordfrost-Tiefkühlhäuser vorstellen, die in bis 2022 im Rhein-Lippe-Hafen errichtet werden. Die dort gelagerte Ware wird auf Lkw geladen, die anschließend Verbrauchermärkte in der Region ansteuern.

Foto: Nordfrost

Vor dem Hintergrund von Kapazitätsengpässen und mit der Zielsetzung, die zentralen deutschen Märkte im Hinterland zu erschließen, hatte Nordfrost nach geeigneten neuen Standorten gesucht, die eine gute Anbindung an Wasser, Straße und Schiene (Trimodalität) aufweisen.  Alle Kriterien wurden im Rhein-Lippe-Hafen erfüllt.

 Das Nordfrost-Logistikzentrum in Wilhelmshaven ist sechsmal so groß wie der neue Standort auf Weseler Gebiet.

Das Nordfrost-Logistikzentrum in Wilhelmshaven ist sechsmal so groß wie der neue Standort auf Weseler Gebiet.

Foto: Nordfrost

Künftig sollen Kühlcontainer mit Lebensmitteln aller Art, die in den Überseehäfen Rotterdam oder Antwerpen ankommen, direkt auf Binnenschiffe verladen werden. Im Rhein-Lippe-Hafen angekommen, werden die Container in dem riesigen Tiefkühlhaus beziehungsweise in der Frischehalle entladen und die Ware auf Lkw umgeladen. „So werden viele Straßenkilometer aufs Wasser geholt und die staugeplagten Straßen entlastet“, sagt Stolte. Ein Binnenschiff ersetze gut 500 Lkw-Transporte. Gleichzeitig werden aber auch Lebensmittel sowie Maschinen und Anlageteile von Wesel aus per Schiff nach Rotterdam und Antwerpen gebracht.

Gut möglich, dass sich Nordfrost am neuen Standort in den nächsten Jahren noch weiter ausbreiten wird. Denn auf einen Teil der noch vorhandenen 81 Hektar Freifläche hat der Tiefkühllogistiker bereits ein Auge geworfen.

In konkreten Verhandlungen steht der Delta-Port-Geschäftsführer übrigens mit einem Unternehmen, das sich für ein 60.000 Quadratmeter Areal im Bereich Emmelsum interessiert. Ebenso führt er  „ernsthafte Gespräche“ mit weiteren Interessenten. „Es gibt gerade in Nordrhein-Westfalen einen akuten Flächenmangel, so dass ich davon ausgehe, dass in den nächsten fünf Jahren alle unsere Flächen vergeben sein werden.“

Bereits komplett vermarktet sind die Grundstücke im Weseler Stadthafen. Bis allerdings der Mischfutterhersteller For Farmers Tesing aus Rees-Haldern den Grundstein für sein neues Werk im Stadthafen legen kann, werden noch Monate vergehen. Stolte recht mit dem Baubeginn „frühestens im vierten Quartal 2019 oder auch erst Anfang 2020.“

   Nordfrost ist nach eigenen Angaben Deutschlands führender Dienstleister in der Tiefkühllogistik. Das 1975 gegründete Familienunternehmen unterhält derzeit 40 Tiefkühllagerstandorte bundesweit, davon 16 in Nordrhein-Westfalen. Bei Nordfrost sind gut 2800 Mitarbeiter tätig. 2018 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 400 Millionen Euro. In diesem Jahr ist eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent angepeilt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort