Engel im Alltag in Hamminkeln Das Ass im Ärmel

Hamminkeln · Johannes Pols kam durch einen Zufall zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit ins St.-Josef-Haus in Dingden. Nun ist er beinahe jeden Tag in dem Altenheim und steht den Bewohnern zur Seite.

 Gisela Buschkamp, Ilka Sanders und Emmi Limbach (v.l.) freuen sich jedes Mal aufs Neue, wenn Johannes Pols einen Ausflug mit ihnen geplant hat.

Gisela Buschkamp, Ilka Sanders und Emmi Limbach (v.l.) freuen sich jedes Mal aufs Neue, wenn Johannes Pols einen Ausflug mit ihnen geplant hat.

Foto: Maren Könemann

Wenn Gisela Buschkamp mit Johannes Pols eine kleine Tour unternehmen möchte, dann will das bereits einige Zeit im Voraus überlegt sein. Denn die Ausflüge mit dem 72-Jährigen sind äußerst beliebt bei den Bewohnern des St.-Josef-Hauses in Dingden. „Meine nächste Tour ist schon gebucht“, scherzt Buschkamp, und die Vorfreude steht ihr ins Gesicht geschrieben. Nicht etwa, weil es dann für sie zum Arzt geht, nein. Vielmehr freut sie sich auf ihren „Hannes“ – wie sie ihn gerne nennt – die netten Gespräche und eine paar lustige, unterhaltsame Stunden mit ihm.

Johannes Pols ist seit etwa elf Jahren ehrenamtlich in dem Altenheim tätig. Hier kümmert er sich beinahe täglich – manchmal sogar sieben Tage am Stück – um die Bewohner. „Ich mache das, was gerade so anfällt“, sagt er. Zum Beispiel fährt er die Bewohner zu Terminen, zum Arzt oder organisiert einfach mal eine Tour ins Grüne.

Äußerst beliebt sind diese kleinen Ausflüge, vor allem bei den Damen des Hauses, das weiß auch Heim- und Pflegedienstleiterin Annette Himmelberg: „Er ist der Mann, dem die Frauen vertrauen.“ Und damit behält sie recht: „Auf unseren Hannes lassen wir nichts kommen“, sagt Gisela Buschkamp und lächelt Johannes Pols vertraut an. Gemeinsam mit Ilka Sanders (92) und Emmi Limbach (85) erinnert sich die 88-Jährige nur zu gerne an die zahlreichen Unternehmungen, die Pols schon mit ihnen gemacht hat. „Er ist ein so hilfsbereiter Mensch“, schwärmt Buschkamp.

Schuld an alldem ist der Spekulatius. Der Spekulatius? Ja, richtig. Der ist im St.-Josef-Haus schon seit über 40 Jahren Tradition – und, genau wie Johannes Pols, bei allen äußerst beliebt. Jedes Jahr zur Adventszeit gehen zahlreiche Bestellungen für das würzige Weihnachtsgebäck im Altenheim ein. Dann heißt es für Josefa Pols: backen, backen, backen. Und weil die stellvertretende Küchenleitung zu dieser Zeit jede helfende Hand gebrauchen kann, hat sie kurzerhand ihren Mann gebeten, auszuhelfen. „Warum kannst du auf dem Sofa liegen, während ich noch arbeiten muss?“, fragte sie Johannes Pols, der sich bereits im Ruhestand befand, eines Tages. Stimmt, dachte sich Pols, der über 45 Jahre als Disponent bei Flender beschäftigt war – und tauchte von da an jeden Morgen um fünf Uhr in der Küche des St.-Josef-Hauses auf, um zu helfen.

Natürlich blieb es nicht beim Spekulatius. Immer öfter sieht Pols Situationen, bei denen er helfen kann. „Mit den Spazierfahrten hat es angefangen, und dann ist es langsam mehr geworden“, erinnert er sich. Mittlerweile ist der 72-Jährige, der auch früher schon bei der Freiwilligen Feuerwehr oder beim SV Blau-Weiß Dingden ehrenamtlich tätig war, fast jeden Tag im St.-Josef-Haus. Vor allem um die „Sonderwünsche“ der Bewohner kümmere sich Johannes Pols gerne: „Wenn jemand mal am Wochenende zu einem Termin gebracht werden oder auf eine Geburtstagsfeier gehen möchte, dann macht Johannes das“, weiß Geschäftsführer Nikolaus Ridder, „das sind dann die Dinge, die über hundert Prozent gehen, und dafür sind wir Johannes sehr dankbar.“ Normalerweise müssten Bewohner nämlich in so einem Fall ihre Angehörigen anrufen oder ein Taxi nehmen.

Ob Johannes Pols auch mal ,Nein’ sagt? „Nach Möglichkeit nicht“, scherzt Pols, und sofort erwidern die Damen Protest: „Das solltest du aber!“, fordern sie im Chor. Darüber muss Pols herzhaft lachen, fügt aber hinzu: „Wie viele Stunden ich unterwegs bin, interessiert mich eigentlich gar nicht. Ich weiß, dass es anderen Spaß bringt, was ich mache, und mehr will ich ja gar nicht.“

Dass es den Damen großen Spaß macht mit ihrem „Hannes“, ist auch kaum zu übersehen. „Er ist ein richtig guter Freund geworden“, sagt Gisela Buschkamp, „und wenn er nicht wäre, gäbe es hier längst nicht so viel Freude und Abwechslung.“ Sie erinnert sich an einen besonderen Ausflug, als Pols von dem Geld, das er als Dank für sein Engagement im Heim erhalten hatte, eine Kutschfahrt für sie, Ilka Sanders und Emmi Limbach organisierte. Auch ihr Ausflug nach Holland oder in die Dingdener Heide werden den Damen noch lange im Gedächtnis bleiben.

Im St.-Josef-Haus ist Johannes Pols jedenfalls nicht mehr wegzudenken. „Hannes und Altenheim, das ist untrennbar“, findet Annette Himmelberg. Und auch Nikolaus Ridder ist froh um seinen Engel im Alltag: „Ich sage immer: Er ist unser Ass im Ärmel.“ Es seien sogar schon Anfragen gekommen, ob man Johannes Pols nicht mal ,ausleihen’ könnte, aber da sage Ridder natürlich jedes Mal ganz entschieden ,Nein’. Und auch für Pols sind das Altenheim und seine Bewohner nicht mehr aus seinem Alltag wegzudenken. „Wir sind ein gutes Team, das ist doch das Wichtigste.“

Kennen Sie auch einen Engel im Alltag? Wer ist Ihnen tagtäglich eine besondere Hilfe, wem sind Sie für seinen Beistand dankbar? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte. Unsere Adventsreporterin Maren Könemann wird Sie (und Ihren Engel) gerne besuchen. Kontakt per Mail an adventsreporterin@rheinische-post.de oder unter Telefon 0281 14340.

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