Schreiben an die zuständige Behörde Schermbeck sagt Nein zu nuklearem Abfall

Schermbeck · Aktuelle Pläne zeigen, dass ein Atommüll-Endlager im Untergrund der Gemeinde Schermbeck durchaus möglich ist. Die Verwaltung will sich nun mit einer Stellungnahme dagegen wehren. Sie verweist besonders auf mögliche Folgen für die Trinkwasserversorgung.

 Im Forschungs-Zentrum Jülich lagern Castorenbehälter (Symbolbild). Die Gemeinde will verhindern, dass ein Atommüll-Endlager in Schermbeck entsteht.

Im Forschungs-Zentrum Jülich lagern Castorenbehälter (Symbolbild). Die Gemeinde will verhindern, dass ein Atommüll-Endlager in Schermbeck entsteht.

Foto: dpa/Andreas Endermann

Die Suche nach einem geeigneten Endlager für hochradioaktive Abfälle in Deutschland betrifft auch Schermbeck. Im Untergrund der Gemeinde befindet sich in großen Bereichen Tongestein. Das eignet sich für die Ablagerung. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat für Deutschland 90 geeignete Teilgebiete ermittelt. Eine Karte von Schermbeck und seinen Randgemeinden zeigt, dass nahezu alle Ortsteile innerhalb eines denkbaren Endlager-Bereiches liegen. Lediglich der Ortsteil Damm und der südlichste Teil des Ortsteils Weselerwald liegen außerhalb des farbig markierten Endlager-Bereiches.

Hintergrund ist, dass zurzeit in ganz Deutschland die Suche nach dem bestmöglichen Ort für ein Atommüll-Endlager läuft: Mit der Ende 2022 geplanten Abschaltung des letzten Kernkraftwerkes in Deutschland verbleiben rund 27.000 Kubikmeter hochaktiver Kernbrennstoffe in rund 1900 Spezialbehältern, von denen noch viele hunderttausend Jahre hoch radioaktive Strahlung ausgehe, teilt die Gemeinde Schermbeck mit. Sie erklärt nun in einem Schreiben an das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, dass sie ein Atommüll-Endlager auf ihrem Gebiet für unverantwortlich hält.

„Bisher haben nur sehr wenige Kommunen beziehungsweise Regionen grundsätzliche Stellungnahmen außerhalb der erst später vorgesehenen Standortbeteiligung abgegeben“, teilt Bauamtsleiter Rainer Eickelschulte mit. Auch die Kommunen und Kreise der Region würden derzeit noch an einer Positionierung zu diesem Thema arbeiten. „Dennoch“, so Eickelschulte, „möchte die Verwaltung dem Ausschuss mit dieser Vorlage die Möglichkeit geben, schon jetzt über die Abgabe einer vorgezogenen Stellungnahme zu entscheiden.“

Weil eine gemeinsame Stellungnahme größere Beachtung findet, hat die Verwaltung bei der Stadt Dorsten, beim Kreis Wesel, der Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) und beim Wasserversorgungsverband Wittenhorst angefragt, ob man sich dem Entwurf der Gemeinde Schermbeck anschließen möchte. Bislang hat die RWW ihren Beitritt signalisiert. Die anderen Angefragten befänden sich noch im Meinungsaufbau, so die Schermbecker Verwaltung. In der Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses am 26. Oktober wird die Verwaltung über die bis dahin eingegangenen Rückmeldungen anderer Kommunen berichten. Dann soll auch der Ausschuss über das Thema beraten.

In ihrem Entwurf einer Stellungnahme verweist die Gemeindeverwaltung auf die Bedeutung des Raumes für die Trinkwasserversorgung. „Dorsten und Schermbeck liegen großflächig in dem größten Grundwasserfördergebiet von NRW mit einer genehmigten Jahresfördermenge von circa 25 Millionen Kubikmeter“, heißt es in dem Text, in dem auf die Wasserförderungsgebiete in Dorsten-Holsterhausen und in der Uefter Mark hingewiesen wird.

Auch weitere Kommunen und insgesamt 360.000 Einwohner würden von den zugehörigen Wassergewinnungsanlagen versorgt werden. Schermbeck werde teilweise auch noch aus dem Grundwasserfördergebiet Wittenhorst in Hamminkeln versorgt, das ebenfalls als Suchbereich für die Atommülllagerung ausgewiesen sei. Die Verwaltung verweist auf die Tatsache, dass schon bislang beim Genehmigungsverfahren darauf geachtet worden sei, die Transportwege für Atommüll möglichst außerhalb von Trinkwasserschutzgebieten liegen zu lassen.

Die Gemeindeverwaltung weist auch auf eine geologische Besonderheit des Schermbecker Raumes hin: auf die intensive Prägung des Raumes durch den Steinkohleabbau mit sehr langstreckig vernetzten Transporttunneln für viele ehemalige Verbundzechen. Bis an die Erdoberfläche würden sich die Setzungen von mehreren Höhenmetern aus dem untertägigen Steinkohlenabbau auswirken.

Noch ein weiteres Problem sieht die Verwaltung. Es ist vorgesehen, im Gebiet des ehemaligen Bergbaus das Grundwasser steigen zu lassen. Dadurch werde sich das horizontal fließende Wasser in der Region ausweiten.

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