Stadtentwicklung in Wesel Handels-Chef fordert Grillrecht für Gastronomen in City

Wesel/Hamminkeln · Angesichts der Innenstadtentwicklung regt Wolfdietrich Degeler, Chef der Werbegemeinschaft Wesel, an, dass Gastronomen die gleichen Rechte erhalten wie Besitzer von Shisha-Bars. Der Einzelhandelsverband veröffentliche neue Zahlen: Hamminkeln ist im Aufwind.

 Blick auf den Kornmarkt in Wesel.

Blick auf den Kornmarkt in Wesel.

Foto: Klaus Nikolei

Der Chef der Werbegemeinschaft Wesel sieht vor dem Hintergrund der Negativnachrichten für die Innenstadt einen belebenden Faktor in der Gastronomie. Aus Sicht von Wolfdietrich Degler, Chef der Werbegemeinschaft Wesel, sollte es deshalb Gastronomen möglich sein, etwa am Kornmarkt zu grillen. „Wie kann es sein, dass man bei den zwei Shisha-Bars am Kornmarkt draußen rauchen darf, den Gastronomen aber das Grillen verwehrt wird?“, fragt Wolfdietrich Degeler, der in Wesel die Barrique-Filiale in der Fußgängerzone führt. Mit ähnlichem Tenor äußerte sich auch Wilhelm Bommann, Chef des Einzelhandelsverbandes Duisburg/Kreis Wesel. Die Einzelhändler am Niederrhein würden sich wünschen, dass die gewachsenen Einkaufsbereiche gestärkt werden, „falsche Nutzungsformen“ wie Wettbüros und Shisha-Bars verhindert werden.

Der Einzelhandelsverband veröffentlichte am Donnerstag neue Kennzahlen zur Innenstadtentwicklung. Insbesondere Hamminkeln ist demnach im Aufwind. Auch für Wesel sind die Zahlen nicht durchweg negativ. Und doch: Seit Donnerstag steht endgültig fest, dass es in der Weseler City wohl keinen Saturn-Markt mehr geben wird. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD) hat sich noch einmal mit Vertretern des Elektronikriesen getroffen. Eine Alternativfläche in der City in einer Größe der erforderlichen 1400 Quadratmeter sei nicht gefunden worden, sagte die Stadtchefin. Eine Ersatzfläche auf der grünen Wiese sieht das Einzelhandelskonzept derzeit nicht vor.

Werbegemeinschafts-Chef Degeler sieht in Wesel einige positive Entwicklungen: „Im Esplanade-Center wird sich Edeka ansiedeln, im östlichen Teil der Fußgängerzone gibt es so gut wie keinen Leerstand. Er fordert die Politik in Wesel auf, das gegenwärtige Einzelhandelskonzept im Kern nicht zu verändern. „Ich bin damit eigentlich jetzt ganz zufrieden.“ Wünschenswert für die City wären aus seiner Sicht ein kleiner Elektronikmarkt mit 300 bis 400 Quadratmetern Verkaufsfläche als Ersatz für Saturnmit zu großem Flächenbedarf und ein neues Spielzeuggeschäft nach der Schließung von Franck. Derzeit verkauft nur der Kaufhof Spielwaren.

Auch Wilhelm Bommann sieht Chancen im neuen Einzelhandelskonzept. „Diese Überarbeitung ist wichtig, um einerseits Planungssicherheit für investitionswillige Unternehmen zu schaffen und, was genau so bedeutend ist, eine rechtssichere Stadtentwicklung vornehmen zu können.“ Wesel habe keine überdurchschnittliche Leerstandsquote, betont er. In vielen Fällen würde von Einzelhändlern mit Umzügen auch der Versuch unternommen, die Geschäftslage zu verbessern. „Dies ist ein normaler Prozess, der auch im online-losen Zeitalter zu verzeichnen war“, so Bommann.

Sein Einzelhandelsverband hat am Donnerstag die Jahresbilanz 2018 vorgelegt. Die Zahlen liefern Aufschluss darüber, wie sich die Handelsbilanz in einer Kommune entwickelt hat. Die Botschaft: Noch immer ist Wesel attraktive Einkaufsstadt, zieht stark Kunden auch von auswärts. Aufschluss liefert die Zentralitätskennziffer: Wesel liegt hier bei einer Zentralitätskennziffer von 109,2, das ist immer noch der höchste Wert im Kreis; alles über 100 zieht Kunden von auswärts an. Ein leichter Negativtrend ist gleichwohl ablesbar: Noch im vergangenen Jahr lag die Kennziffer in Wesel bei 111,1.

Einen Aufschwung gibt es in Hamminkeln: Dort liegt die Kennziffer bei 71,7. 2015 lag die Kennziffer bei 69,2, 2018 dann bei 69,6. Zum Vergleich: Moers hat aktuell eine Zentralitätskennziffer von 108,3, Kamp-Lintfort von 108,8. In Dinslaken liegt sie bei 96,7, in Voerde bei 93,7.

Ein Stimmungsbild des Niederrhein-Einzelhandels liefert die neue Auswertung des Einzelhandelsverbandes: 74,2 Prozent der niederrheinischen Händler gingen demnach verhalten optimistisch in das neue Jahr. Die Zahl der Unternehmer mit pessimistischen Erwartungen ist im Verhältnis zum Vorjahr gestiegen von 9,7 auf 12,9 Prozent. Der Handel müsse das Geschäft im Internet noch mehr für sich entdecken, fordert Bommann. Der Einzelhandel befinde sich im größten Strukturwandel seit Einführung der Selbstbedienung.

(sep)
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