Musik im Haus Eifgen in Wermelskirchen Er ist wieder hier, in seinem Revier

Wermelskirchen · Winni Boldt kehrte am Samstag mit seinen musikalischen Freunden auf die Bühne im Eifgen zurück. Das Publikum ist ganz aus dem Häuschen.

 Winni Boldt und seine treuen musikalischen Freunde wie Rolf Kampa und Burkhard Wigger  kehrten am Samstag auf die Bühne im Eifgen zurück.

Winni Boldt und seine treuen musikalischen Freunde wie Rolf Kampa und Burkhard Wigger  kehrten am Samstag auf die Bühne im Eifgen zurück.

Foto: Theresa Demski

Manchmal reicht ein kleiner Rhythmus, um die Menschen daran zu erinnern, was ihnen fehlt. Das Klingeln zweier Bierflaschen beim Anstoßen, ein volles Glas Wein, das im Scheinwerferlicht glitzert: Und die Sehnsucht nach Geselligkeit bricht aus den Menschen heraus. Das gilt nach zweieinhalb Jahren Pandemie genauso für die Musiker wie für das Publikum. „Das klingt ja wie Kneipenstimmung hier“, sagt Michael Dierks dann auch mit einem Augenzwinkern am Samstagabend im Haus Eifgen – bevor er wie so oft in den vergangenen Wochen erst eine ukrainische Melodie durch die Lautsprecher klingen lässt, bevor er den Künstlern die Bühne überlässt.

An diesem Abend sind „Winni and friends“ zu Gast. Und wie so oft in der Vergangenheit, wenn Winni Boldt ins Eifgen kommt, gesellen sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum seine Freunde dazu. Der Gastraum ist gut gefüllt, die Freude über das Wiedersehen nach all der Zeit fällt noch etwas geselliger aus als sonst. Still wird es hier in den nächsten zwei Stunden nur ganz selten – trotz des häufig nachdenklichen Programms. Aber nicht nur dem Publikum steht die Freude über das Wiederaufstehen der Musikkultur ins Gesicht geschrieben.

Auch für Winni Boldt ist es ein besonderer Abend: Nach zweieinhalb Jahren kehrt er auf die Bühne zurück. „Da fehlen mir ein bisschen die Worte“, sagt er, „es ist so viel passiert.“ Und damit deutet er den eigenen Kampf gegen den Krebs an und auch die Erkrankung seiner Frau. Sein leidenschaftlicher Ausruf, den er sich am Samstagabend zumindest teilweise von Marius Müller-Westernhagen leiht, bekommt so einen ganz eigenen Anstrich: „Ich bin wieder hier. In meinem Revier. Beinahe ein Held, der nicht so schnell fällt.“ Es klingt ein bisschen wie ein Triumphruf – der weniger musikalisch als emotional nachwirkt.

Die nächsten zwei Stunden stellt Winni Boldt mit seinen treuen musikalischen Begleitern wie Burkhard Wigger an der Gitarre und Rolf Kampa am Bass seine neue CD vor: „Rückblick“. Es ist die Musik, die das Publikum von Winni Boldt kennt. Ein bisschen Pop, eine Portion Blues. Allerdings deutlich weniger Rock als gewohnt. Es bleibt eine Spur leiser und melancholischer. Die Band leiht sich Melodien von Sting und den Beatles, würzt sie mit eigenen Gitarren-Riffs. Sie spielt Stücke von den Rolling Stones und Judy Garland. Manchmal stimmt das Publikum vorsichtig ein. Als Sabine Schmelzer-Beversdorff, die an diesem Abend auch Saxophon- und Keyboardklänge beisteuert, französischen Chanson durch den Saal schweben lässt, bellt ein Dackel in der ersten Reihe. Die Sängerin reagiert und ersetzt ihr „Ohohoh“, durch „Wauwauwau“. Das Publikum jubelt.

Und dann sind da zwischen vielen Melodien und Gitarren-Soli die kleinen Glanzmomente des Abends – wenn Winni Boldt „I Feel Good“ anstimmt und irgendwo in der letzten Reihe zwei Frauen nur darauf gewartet haben, endlich befreit tanzen zu können; oder als Sina Isenberg „Son Of A Preacher Man“ singt und dabei so stimmgewaltig daherkommt, dass das Publikum eine Zugabe fordert; oder als Boldt sich das Lied von Udo Lindenberg leiht: Komm wir ziehen in den Frieden. Irgendwo im Publikum ruft einer: „Mann, du singst mir aus der Seele.“

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