Interview „Die Kirche hat sich weiterentwickelt“

Wermelskirchen · Silke Janz ist Katechetin. Sie bereitet in der katholischen Pfarrgemeinde die Kinder auf die Erstkommunion vor – in Theorie und Praxis.

 Katechetin Silke Janz von der katholischen Kirchengemeinde St. Micael mit einer von den Kindern gebastelten Kommunionkerze.

Katechetin Silke Janz von der katholischen Kirchengemeinde St. Micael mit einer von den Kindern gebastelten Kommunionkerze.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Frau Janz, seit wann sind Sie Katechetin?

Janz Ich bin im zweiten Jahr als Katechetin dabei. Ich habe im Vorjahr angefangen, als meine Tochter zur Erstkommunion ging. Das ist ja auch eigentlich üblich, dass die Eltern der Erstkommunionkinder die Katechetenrolle übernehmen. Ich bin jetzt dabei geblieben, weil es mir viel Spaß gemacht hat.

Wie groß ist ihre Gruppe?

Janz Ich habe vier Kinder. Die Aufteilung ist ganz unterschiedlich. Unser Pastoralreferent hat zehn Kinder. In der Regel sind es fünf oder sechs. Die Zahl hängt davon ab, ob man die Katechese alleine oder zu zweit macht.

Was genau ist Ihre Aufgabe?

Janz Bevor es losgeht, kommen alle Katecheten zu einem Vorbereitungstreffen zusammen. Es gibt ein Buch, in dem man sich Anregungen und Ideen suchen kann. Mit den Kindern finden zehn bis zwölf Einheiten statt, zu denen man sich trifft und unterschiedliche Sachen macht. Wir bereiten die Kinder auf die Ereignisse vor, die im Rahmen der Erstkommunion stattfinden – die Beichte ist ein großes Thema, oder was der Leib Christi für die Kinder bedeutet. Dazwischen sind Einheiten, in denen es praktisch zugeht. Zum Beispiel wird Brot gebacken – als Sinnbild für den Leib Christi. Wir haben auch eine Gruppenkerze gebastelt, es wird viel gesungen und für die Kirche gebastelt – es ist eine gute Mischung aus Gesprächen und praktischen Dingen.

Wie lange dauert die Vorbereitung?

Janz Es sind zwölf Termine, wir starten Mitte, Ende November, die Katechese dauert bis nach Ostern.

Warum ist diese Vorbereitungszeit wichtig?

Janz Weil die Kinder sonst schlicht den Grund nicht kennen, warum sie zur Erstkommunion gehen. Die Eltern melden sie ja aus ganz unterschiedlichen Gründen dazu an. Etwa, weil es in der Familie schon immer üblich ist. Oder weil es allgemein üblich ist. Der Hintergrund des Glaubens rückt bei vielen Eltern mehr und mehr in den Hintergrund. Das müssen wir in der Katechese dann natürlich wieder in den Vordergrund bringen.

Interessiert das die Kinder denn?

Janz Ja, total. Die sind sehr dankbar dafür. Ich bin auch immer begeistert, wie viel sie in der Schule schon mitbekommen. Und je weiter wir in der Katechese fortschreiten, umso wichtiger wird dann der Empfang der Erstkommunion für die Kinder.

Was tragen die Kinder heutzutage an ihrem großen Tag?

Janz Die Mädchen sind ganz klassisch im weißen Kleid gekleidet, sie sehen aus wie kleine Bräute. Die Haare werden eingeflochten oder hochgesteckt. Die Jungs kommen alle im schwarzen Anzug. Und sie dürfen ihr schickes Outfit ja gleich dreimal anziehen: einmal bei der Erstkommunionsfeier selbst, dann ist am nächsten Tag eine Dankmesse und sie können es dann auch noch einmal zur Fronleichnamsprozession anziehen – wenn sie es denn möchten.

Wie wichtig ist eigentlich das ganze Drumherum für die Kinder – wie Kerzen, Kleidung und Familienfeier?

Janz Ich finde, dass dieses Drumherum dazu gehört. Denn so können die Kinder die Wichtigkeit des eigentlichen Tages besser begreifen. Was ich aber nicht so schön finde, ist, dass die Kinder im Anschluss daran mit Geschenken überhäuft werden. Meine Tochter wusste das nicht, wir haben es ihr nicht gesagt, und sie war ganz überrascht, dass sie etwas bekommen hat.

Wie aktiv sind die Eltern mit eingebunden?

Janz Die Eltern, die keine Katecheten sind, sind tatsächlich eher weniger eingebunden. Es gibt zwei gemeinsame Termine in der Kirche, ansonsten haben sie mit der Vorbereitung kaum etwas zu tun. Wichtig wäre, dass sie ihre Kinder am Sonntag in die Messe schicken. Ich sage meinen Kommunionkindern immer, dass es wichtig ist, in die Messe zu kommen – einfach, weil ihr sonst den Ablauf der Messe gar nicht kennt. Und wenn sie das nicht wissen, sind sie am großen Tag etwas verloren. Wenn sie aber keinen Spaß daran haben, in die Kirche zu kommen, ist es auch nicht sinnvoll, sie zu schicken.

Ist die Vorfreude bei den Kindern groß?

Janz Ja, die Kinder sind total angespannt. Gerade auch, weil eben viel Verwandtschaft extra zur Feier kommt. Bei uns werden die Sitzplätze für die Familie in der Kirche ja ausgelost. Und da wird jetzt schon eifrig spekuliert, wer dann wohl wo sitzen wird.

Sind die Kinder in der Regel in der Gemeinde aktiv?

Janz Das hält sich eher im Rahmen.

Und wie viele bleiben nach der Erstkommunion mit dabei, etwa als Messdiener?

Janz Ich hoffe, dass sie aktiv dabei bleiben, das ist ja auch ein Nebeneffekt der Erstkommunion. Wie es im Moment aussieht, möchten drei von meinen vier Kindern Messdiener werden. Und dann sind sie regelmäßig in der Gemeinde dabei. Das ist dann aber auch sehr schön, weil die Messdiener viel gemeinsam machen – Filmabende, Kanufahrten und andere Aktivitäten.

Können Sie sich denn noch an Ihren eigenen Kommunionsunterricht erinnern?

Janz Ja, das kann ich. Das war schon ganz anders als heute. Wir Katecheten haben untereinander darüber geredet, dass etwa die Beichte für uns ein zentraler Punkt war und wir das alle grausam fanden. Ich habe das jetzt ja bei meiner Tochter erlebt, das war ganz locker: die hatte weder Angst, noch fand sie es doof. Die Kirche hat sich weiterentwickelt. Gott sei Dank.

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