Serie 900 Jahre Wildenrath Bundesstraße 221 neu: Über 50 Jahre lang wurde geplant

Wildenrath · Wer heute in Richtung Heinsberg unterwegs ist, dürfte sich kaum Gedanken darüber machen, wie lange es gedauert hat, bis die B 221 n gebaut wurde.

 Brückenbau an der B221n, Ortsumgehung Wildenrath.

Brückenbau an der B221n, Ortsumgehung Wildenrath.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Die Überlegungen für eine Umgehung um Arsbeck und Wildenrath gehen bis ins Jahr 1956 zurück. 30 Jahre danach hieß es in der Rheinischen Post am 25. Juni 1986: „Noch immer sorgen täglich bis zu 10.000 Kraftfahrzeuge, wie das Fernstraßenneubauamt ermittelt hat, für gefährliche Situationen und Belästigungen der Anwohner.“ In jener Zeit hatte man den Eindruck, dass die Verantwortlichen stets nach dem rheinischen Motto „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ handelten, wenn es um die Frage der Dringlichkeit dieser Straße im Bundesfernstraßen-Bedarfsplan ging. Denn mal waren die Ortsumgehungen in der höchsten Dringlichkeitsstufe, mal fielen sie wieder heraus.

Besonders Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre wurde über die Planung heftig diskutiert, nachdem sich jahrelang nichts getan hatte. Der Grund war die Aussicht auf baldige Verwirklichung, wie von Experten bei einem Überblick über bevorstehende Straßenbauprojekte im Kreis Heinsberg dargelegt wurde. Im Dezember 1978 bestimmte das Fernstraßenneubauamt die Linienführung westlich von Arsbeck, was auch für den weiteren Verlauf um Wildenrath von Bedeutung war, denn beide Ortsumgehungen wurden stets gemeinsam behandelt. In Bürgeranhörungen sowie in einer siebenstündigen Mammutsitzung von Stadtrat und Planungsausschuss in Wegberg wurde die westliche Umgehung abgelehnt, weil Wohngebiete durchschnitten und Erholungsbereiche, vor allem die Motte Alde Berg, vom Ort abgetrennt worden wären.

Stattdessen wurde ein Ostumgehung gefordert. Doch wer glaubte, damit komme man einer Realisierung der Straße näher, der irrte: Sogar von den britischen Militärs gab es gegen die Wildenrather Umgehung Widerstand, weil die Piloten bei Dunkelheit die neue Straße mit der Landebahn hätten verwechseln können. Und aus Wildenrath selbst kam heftiger Protest: Es bildete sich während einer Versammlung am 15. Juli 1981 in der Turnhalle Wildenrath spontan eine Bürgerinitiative, die es sich zur Aufgabe machen wollte, den Bau der Umgehungsstraße mit allen Mitteln zu bekämpfen. „Wir können die Notwendigkeit dieser Straße einfach nicht einsehen“, hieß es. Die Bürgerinitiative kritisierte vor allem die Inanspruchnahme von wertvollem Ackerland und dass es dann keine vernünftige Verbindung nach Wassenberg mehr gebe.

Im selben Jahr sprach CDU-Bundestagsabgeordneter Spies von Büllesheim von einer „bösen Nachricht“, denn einer Liste vom Verkehrsministerium sei zu entnehmen, dass die Umgehung Arsbeck/Wildenrath erst nach 1990 gebaut werden solle. Der Anfang 1985 fortgeschriebene und für 15 Jahre geltende Bedarfsplan sorgte in Wegberg dann auch für Ärger und Protest: Für die Umgehung hieß es nicht mehr „vordringlicher Bedarf“. Im September intervenierte SPD-Landtagsabgeordneter Johannes Sondermann beim Landesverkehrsminister und erreichte die Aufnahme als „vordringlicher Bedarf“.

Zehn Jahre später kommentierte die Rheinische Post „B 221-Umgehung – die unendliche Geschichte“, denn trotz der Jahre zuvor erfolgten Einigung auf die östliche Umgehung von Wildenrath und Arsbeck tat sich nichts – außer dass neue Gutachten erstellt wurden. Dann, 1998, hieß es, dass das Planfestellungsverfahren im Jahr darauf eingeleitet werden sollte und dass „die Umgehung in rund zehn Jahren fertig sein könnte“. Na ja, so war’s nicht. Das Verfahren begann erst 2004, der Baubeginn bei Arsbeck war im Sommer 2008 und ein Jahr später bei Wildenrath. 2011 war die Ostumgehung von Wildenrath mit Anbindung des Industrie- und Gewerbeparks „Wegberg-Oval“ fertig – seit Ende 2015 ist die Weiterführung um Wassenberg im Bau.

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