Dorfladen in Effeld Vom Supermarkt zum Bürgerzentrum

Effeld · Der kleine Dorfladen in Effeld ist viel mehr als ein reiner Ort zum Einkaufen. Der Anteil an Stammkunden wächst, sie schätzen auch ein Schwätzchen vor Ort. Doch ohne den Einsatz vieler Ehrenamtler geht es nicht.

 Yvonne Thubauville-Schaaf (li.) stellt eine Schultüte zusammen. Sie zeigt sich von dem Laden sehr begeistert. Susanne Schwab (2.v.Li.), Vorsitzende der Genossenschaft, reicht ihr einen Satz Stifte für die Schultüte. Eine ältere Kundin lässt sich von Willi Jennissen (re.) helfen.

Yvonne Thubauville-Schaaf (li.) stellt eine Schultüte zusammen. Sie zeigt sich von dem Laden sehr begeistert. Susanne Schwab (2.v.Li.), Vorsitzende der Genossenschaft, reicht ihr einen Satz Stifte für die Schultüte. Eine ältere Kundin lässt sich von Willi Jennissen (re.) helfen.

Foto: Ruth Klapproth

Seit anderthalb Jahren gibt es nun den Dorfladen mit dem stimmigen Namen „Mittendrin“ im Herzen Effelds an der Kreuzstraße neben der Kirche. Seit rund einem Jahr auch kombiniert mit einem Café. Das Besondere an diesem Laden mit etlichen Service-Extras:  Bürgerschaftliches Engagement in Form einer Genossenschaft in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen des Vereins „Effelder Leben“ trägt den kleinen Supermarkt, dessen Angebot weit über das eines nostalgischen Tante-Emma-Ladens hinausgeht. Kunden finden auf rund 100 Quadratmetern (einschließlich Lager) das klassische Angebot üblicher Supermärkte mit einem besonderen Akzent auf regional und nachhaltig produzierten Waren. So findet man etwa Honig aus Wassenberg, Samocca-Kaffee (Lebenshilfe), Wurst- und Fleischwaren von Esser (Erkelenz), die Backwarentheke wird bestückt von der Birgdener Traditionsbäckerei Maria von Hehl mit Brot, täglich frischen Brötchen, Kuchen und sogar Torten auf individuelle Bestellung.

Die Vorgeschichte zu diesem Projekt ist bekannt. In Effeld gab es wie in vielen Dörfern auf dem Land zuletzt kein einziges Geschäft mehr:  Bäcker, Metzger, Gemüsehandel – Fehlanzeige. Zum Ärger für viele Einheimische und  zum  Unverständnis für so manche Naherholungsgäste, die zwar die lebendige Gastronomie des Ortes am Effelder Waldsee wahrnahmen, aber bei der Frage nach frischen Brötchen in die Stadt verwiesen wurden. Die Effelder Susanne Schwab und Ewald Schmitz gehörten zu den Aktiven der ersten Stunden, die, angeregt von einem Projekt in Jülich-Barmen, Mitstreiter für ein genossenschaftlich getragenes Bürgerservice-Zentrums suchten und fanden. Kostenpflichtiger Inhalt Der Verein „Effelder Leben“ wurde gegründet, eine Befragung der Effelder durchgeführt, die Mut machte, dass das Konzept trägt.

Davon ist Stammkundin Yvonne Thubauville-Schaaf aus Erkelenz, die viel freie Zeit in ihrem Chalet am Waldsee verbringt,  überzeugt. „Der Laden ist Gold wert“, sagt sie, begeistert vom Angebot. Dass es noch Effelder gibt, die das nicht nutzen, versteht sie nicht. Aber der Anteil der Stammkunden wächst. Das freut Genossenschafts-Vorsitzende Schwab und Willi Jennissen, den Aufsichtsratsvorsitzenden der eG, die das  Projekt sehr wohl als Erfolgsmodell verbuchen können. Zwei Vollzeit-Festangestellte und eine Teilzeitkraft beschäftigt die Genossenschaft, die bislang 256 Anteilsscheine (zu je 100 Euro) ausgegeben hat und natürlich um weitere Genossen wirbt. Aber auch ohne den Einsatz der rund 25 Ehrenamtlichen, die etwa beim Regalbestücken oder  morgendlichen Brötchenverkauf  mit anpacken, ginge das Konzept nicht auf, bekräftigen Schwab und Jennissen. Weitere Aktive seien herzlich willkommen. Auch um die Ideen umzusetzen, mit denen der Laden wirbt. Gerade etwa bietet er Schultüten und entsprechendes „Füllmaterial“ für die i-Dötze an. Zu den Serviceleistungen des Dorfzentrums „Mittendrin“ gehören auch eine Paketannahme und ein Rezeptservice in Zusammenarbeit mit einer Wassenberger Apotheke. An der großen Info-Tafel können Bürger ihre Anliegen/Angebote kommunizieren.

Kommunikation ist ein wichtiges Stichwort für „Mittendrin“. Nicht nur, aber vor allem Senioren freuen sich über das Schwätzchen beim Einkauf mit Birgit Schlütz an der Ladenkasse. Die Teilzeitkraft schätzt ihren Job  vor allem auch aufgrund der familiären Atmosphäre. Von daher ist es verständlich, dass das Angebot an Ältere, Waren auch nach Hause geliefert zu bekommen, eher selten genutzt wird.  Susanne Schwab sagt: „Wir spüren, dass Senioren neben dem Einkaufen eben auch die Kontakte schätzen.“ So bietet die IG Effelder Leben dienstags etwa das bei Älteren beliebte Klängern beim Waffelessen im Café an und nach dem Sommer wieder einen Handarbeitskreis. Auch mit Lesungen der „Bücherkiste“ und Vortragsabenden hat der Verein nach Corona das Dorfleben im „Mittendrin“ angekurbelt. Der Supermarkt wird so zum kleinen Bürgerzentrum.

„Natürlich machen uns als kleinem Kunden beim Einkauf der Waren die infolge der aktuellen Krise steigenden Lieferengpässe und Kosten gerade sehr zu schaffen“, bremst Willi Jennissen ein wenig die Euphorie über das Erfolgsmodell Dorfladen. Aber zwei oder drei Euro Mehrkosten im Vergleich zum Einkauf im Großsupermarkt sollten Kunden des Dorfladens verschmerzen können, meint Jennissen, schließlich entfallen Autofahrten und Spritkosten. „Wir wünschen uns, dass der Dorfladen Zukunft hat“, ergänzt Susanne Schwab. „Aber das steht und fällt mit der Unterstützung durch die Effelder Bürger, auf die wir bauen.“

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