Fußball Finanzielle Folgen für Amateurvereine in der Corona-Pause

Fußball · Auch kleinere Klubs müssen durch fehlende Einnahmen bei Heimspielen auf größere Geldbeträge verzichten und eine Durststrecke überbrücken.

 Ulrich Fiedler (M.), hier mir den Plänen der Stadionmodernisierung, ist der Vorsitzende der VSF Amern.

Ulrich Fiedler (M.), hier mir den Plänen der Stadionmodernisierung, ist der Vorsitzende der VSF Amern.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Seit das Coronavirus den Spielbetrieb in der Fußball-Bundesliga auf unbestimmte Zeit lahmgelegt hat, wird darüber diskutiert, wie hart der Ausfall des Spielbetriebs die Profiklubs wirtschaftlich treffen wird. Sogar Insolvenzen werden aufgrund der fehlenden befürchtet bei kleineren Vereinen befürchtet. Doch auch für viele Amateurklubs sind die Einnahmen aus den Heimspielen wichtig. Eintrittsgelder und Geld aus dem Verkauf von Speisen und Getränken sind Teil des Saisonbudgets. Wir haben uns in der Region umgehört, mit welchen Sorgen sich Vereine herumschlagen.

Recht gelassen beurteilt die lange Zwangspause unter dem wirtschaftlichen Aspekt allerdings Thomas Klingen, Geschäftsführer des Mittelrheinliga-Tabellenführers FC Wegberg-Beeck: „Umgekehrt entfallen durch die Spielausfälle auch Schiedsrichterkosten und Punkteprämien für die Mannschaft. So dramatisch ist das also nicht.“ Auf unbestimmte Zeit verschoben wurde zudem die für den 17. April terminierte Jahreshauptversammlung, in der der Nachfolger des verstorbenen Vorsitzenden Günter Stroinski gewählt werden sollte. Etwas anders sieht das Dirk Riether, Abteilungsleiter des Oberligisten SC Union Nettetal. Denn es gehe ja nicht um die erste Mannschaft, auch bei den zahlreichen Jugendspielen auf der Anlage werde viel verzehrt. „Da geht uns ein hoher vierstelliger Betrag im Monat verloren“, sagt Riether. Gleichzeitig gebe es eine festangestellte Kraft und geringfügig Beschäftigte im Vereinsheim. Doch er gibt Entwarnung: „Die Einbußen tun weh, stellt uns aber nicht vor existenzielle Probleme.“

Zu kämpfen hat auch Fußball-Landesligist VSF Amern, beim dem Heimspiele der ersten und zweiten Mannschaft in der Regel nacheinander stattfinden. Neben den Versorgungsständen direkt am Eingang gibt es auch noch die Bewirtung im Vereinsheim, wo entsprechendes Personal benötigt wird, auch einen Hausmeister für das Gelände des Rösler-Stadion samt Turnhalle gibt es. Zudem müssen die Amerner weiter den Kredit für ihren selbstfinanzierten Kunstrasen tilgen. „Die Kosten laufen weiter, aber wir haben keine Einnahmen“, erklärt der VSF-Vorsitzende Ulrich Fiedler. Er ist gespannt, wie unbürokratisch die angekündigten staatlichen Hilfen zu bekommen sind. „Wir haben noch etwas Substanz, können aber keine Investitionen machen. Aber die VSF werden bestehen bleiben“, betont Fiedler.

Für Stephan Laumen, Abteilungsleiter des Bezirksligisten Fortuna Dilkrath, ist die aktuelle Situation absolutes Neuland. Die Fortuna ist ein familiärer Verein, der zu den Bezirksliga-Heimspielen eine ordentliche Zuschauerzahl vorweisen kann. Auch in der Jugend herrscht reger Betrieb. Ob sich die fehlenden Einnahmen durch Eintrittsgeld oder Catering negativ bemerkbar machen werden? „Viel wichtiger für uns sind dauerhaft die Sponsoren, bei uns vor allem Mittelständler, die aktuell ganz andere Sorgen haben“, sagt Dilkraths Fußball-Chef. „Durch diese Krise werden wir aber finanziell durchkommen, mittelfristig werden wir jedoch wohl mit weniger Geld planen müssen.“

Bernd Damm, Vorsitzender des Bezirksligisten SG Union Würm-Lindern, sieht seinen Verein gerüstet, wegen der Corona-Zwangspause auch eine längere finanzielle Durststrecke gut zu überstehen. „Natürlich fehlen uns Einnahmen. Wir haben im Schnitt 120 Zuschauer und liegen damit im Ranking auf Platz vier der Liga. Und die verzehren natürlich auch einiges. Aber wie schon gesagt, das bringt uns nicht in finanzielle Schwierigkeiten. Zumindest in den nächsten drei Monaten nicht.“ Dabei entgegengekommen sind ihm aber auch Mannschaft und das Trainerteam. Die haben sich unisono kooperativ gezeigt, und nach dem Motto „Keine Leistung, kein Geld gehandelt“. „Dafür bin ich den Beteiligten natürlich dankbar“, so der Vorsitzende weiter.

Ingo Hommen, Vorsitzender des A-Liga-Tabellenführers SC Hardt sieht die aktuelle Lage differenziert: „Bei uns laufen die Kosten ja weiter hinsichtlich der Abtragung des Kredites, den wir für den Bau des neuen Kunstrasenplatzes benötigten. Auch die Gehälter für die Trainer. Zwar fallen die Einnahmen weg, aber auch die Kosten für Schiedsrichter“, so Hommen.

Ähnlich sieht die Situation bei Liga-Konkurrenten Türkiyemspor aus, wie der Vorsitzende Onur Canbolat erklärte. „Wir merken aber, dass uns vor allem die Einnahmen aus dem Verkauf von Essen und Marketingartikeln fehlen. Und auch bei uns laufen die Kosten für die Trainer wie anderswo weiter. Es wird sicherlich den einen oder anderen Verein geben, der es über einen längeren Zeitraum gesehen finanziell nicht schaffen wird, zu überleben. Wir zählen derzeit aber nicht zu den gefährdeten Vereinen“, so Canbolat.

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