Umstrittenes Bauvorhaben in Schwalmtal Jetzt spricht der Investor: „Mehrheit steht hinter dem Projekt“

Interview | Schwalmtal · Andreas Wahlen, Entwicklungsmanager bei MLP, beantwortet vor der politischen Entscheidung wichtige Fragen zu den Plänen für die Rösler-Brache.

 Andreas Wahlen, Manager Bussines Development bei MLP.

Andreas Wahlen, Manager Bussines Development bei MLP.

Foto: MLP

Inwieweit unterscheiden sich Ihre jetzt für den Planungsausschuss vorgelegten Entwürfe von den ersten?

Andreas Wahlen Wir haben inzwischen einen intensiven Prozess — bestehend aus drei Arbeitskreissitzungen und zwei Bürgerdialogen — durchlaufen, der zusätzliche Anforderungen der Gemeinde Schwalmtal an das Vorhaben hervorgebracht hat. Diese bezogen sich in erster Linie auf die Flächennutzung, die Fassadengestaltung, die Nachhaltigkeit, den Verkehr sowie die Gestaltung entlang der Heerstraße. Zu all diesen Punkten haben wir weitgehende Anpassungen vorgenommen. Ich sage ausdrücklich, dass wir sehr dankbar für diese konstruktiven Anmerkungen sind. Und selbstverständlich sind und waren wir bereit, Anpassungen im Rahmen des Sinnvollen und Möglichen vorzunehmen. Leider dringen wir mit dem neuen Planungsstand aber offenbar bei einigen Projektgegnern nicht durch. Hier haben wir den Eindruck, dass es sich um einen bewusst gelenkten Prozess gegen das Vorhaben handelt, wenn Beteiligte nicht am Dialog teilnehmen, sondern eher im Hintergrund Halb- oder Unwahrheiten verbreiten. Aus diesem Grund werden wir in Vorbereitung auf die Ausschusssitzung am 7. Juni auch einen Faktencheck zu dem Projekt veröffentlichen, der mit einigen dieser Behauptungen aufräumt.

Wo sind Wünsche aus Politik und Bürgerschaft eingeflossen?

Wahlen Konkret haben wir nach der zweiten Arbeitskreissitzung am 23. November einen neuen Planungsstand entwickelt, der neben einem innovativen Konzept, das nun einen Handwerkerpark für einen breiten Nutzermix beinhaltet, auch eine höhere Zahl an Gewerbeeinheiten vorsieht. In Bezug auf die Nachhaltigkeit wurde eine Begrünung der Dächer und Fassaden aufgenommen. Abstufungen der Gebäuderückseite zur visuellen Auflockerung sind ebenso Bestandteil des neuen Entwurfs wie die Grünflächen entlang der Heerstraße, die zur Öffnung der Ansicht vom Gewerbepark dienen sollen.

Kritikpunkt war auch der zusätzliche Verkehr...

Wahlen Nicht zuletzt wurden die Reduktion des Fahrzeugaufkommens sowie weitere Parkplätze für Mitarbeitende integriert. Die Verkehrszunahme durch die Neubelebung dieser Brachfläche beträgt auf Basis der aktuellen Planung auf der Nordtangente und Südumfahrung unter 20 Prozent, in den hoch belasteten Abschnitten unter zehn Prozent. Dies ist eine Zunahme – ja. Aber sie bewegt sich selbstverständlich im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen und sie ist doch angesichts der Erhaltung und des Zugewinns an Arbeitsplätzen durchaus vertretbar. Außerdem haben wir zugesagt, zur Verkehrsertüchtigung beizutragen, um mögliche Gefahrenpunkte zu entschärfen.

Haben Sie mit einem derart massiven Gegenwind gerechnet?

Wahlen Zunächst ist festzuhalten, dass nach unserer Überzeugung die Mehrheit bei den Entscheidungsträgern, aber auch in der Bevölkerung, hinter dem Projekt steht. Wir haben uns bereit erklärt, die Kosten für die Revitalisierung dieses stark kontaminierten Areals zu übernehmen und hier ins Risiko zu gehen. Hier frage ich mich schon, welche bessere Alternative es dazu geben soll. Die Gemeinde kann dies allein nicht leisten. Zudem entspricht das vorgelegte Konzept optimal dem Flächennutzungsplan, führt dieses lange Zeit brachliegenden Areal einer neuen wirtschaftlichen Nutzung zu und trägt zur Schaffung sowie Sicherung von Arbeitsplätzen bei. Dies müsste doch eigentlich alle politischen Entscheidungsträger überzeugen. Schließlich ist auf dem Gelände 20 Jahre nichts passiert. Leider ist es inzwischen bei allen möglichen Infrastrukturvorhaben so, dass sich schnell Widerstand bilden kann. Da müssen wir uns, wie ich finde, als Gesellschaft fragen, ob wir uns diese Art von Skeptizismus noch leisten können oder wollen, wenn ein Projekt wie dieses wirtschaftlich sinnvoll, nachhaltig und in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Vorgaben errichtet werden soll.

Von den Bündnisgrünen kam die Einschätzung, die jetzigen Pläne seien „80er Jahre“...

Wahlen Das kann ich absolut nicht nachvollziehen: Wir sprechen hier von einem Grundstück, das bedauerlicherweise durch die vorangegangene Nutzung mit Schadstoffen kontaminiert ist. 20 Jahre lang wartete die Gemeinde auf einen Investor und wir als Entwickler, der sich auf Brownfields spezialisiert hat, wollen diese Industriebrache wiederbeleben. Wir tun eine Menge für Nachhaltigkeit, Architektur und Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Innen- und Außenbereich. Wir müssen allerdings auch sehen: Eine Gewerbeimmobilie muss bestimmte Funktionen erfüllen, damit sie nutzbar ist. Daraus resultieren Vorgaben für die Gestaltung. Die Wirtschaft braucht solche Flächen und wir Bürger profitieren davon. Also sollten und müssen wir aus meiner Sicht solche funktionalen Bauten im Rahmen der geltenden Vorgaben auch akzeptieren. Mir scheint es eher so, dass einige Grüne in den 80er-Jahren verharren. Wenn wir uns die aktuelle Regierungspolitik ansehen, stelle ich fest, dass die Grünen auf Bundesebene sehr wohl bereit sind, überkommene Strategien und Haltungen aufzugeben. Wir brauchen an vielen Stellen Erneuerung und Innovation, das haben die Grünen auf Bundesebene zum Glück erkannt. Zur Innovation gehört selbstverständlich auch Nachhaltigkeit, sonst werden wir diese Herausforderungen nicht bewältigen. Dazu bekennen wir uns auch mit diesem Projekt.

Welche Entscheidung erwarten Sie?

Wahlen Die gewerbliche Entwicklung ist alternativlos. Wir haben in den letzten Jahren alle Prozesse durchlaufen und in den vergangenen Monaten weitgehende Anpassungen vorgenommen. Zudem steht die Mehrheit der politischen Entscheidungsträger hinter dem Projekt. Die Gefahr der Abwanderung von rund 350 Arbeitsplätzen aus der Region sollte auch die SPD nicht verantworten wollen. Insofern gehen wir davon aus, dass die Realisierung des Projekts eine Mehrheit finden wird.

Falls Planungsausschuss und Rat die jetzigen Entwürfe ablehnen würden, was würde MLP tun? Würde man das Projekt aufgeben? 

Wahlen Das ist eine spekulative Frage. Klar ist, dass wir kompromissbereit waren, im Dialog eine tragfähige und attraktive Lösung gefunden und weitgehende Anpassungen entsprechend den Anforderungen der Gemeinde vorgenommen haben. Letztendlich ist dies aber das Risiko, das ein Projektentwickler zu tragen hat. Natürlich muss dieses Risiko am Ende auch noch wirtschaftlich vertretbar sein.

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