„Süchtelner Vielfalt“ in Viersen Genießen wie Gott in Süchteln

Süchteln · Auf dem Lindenplatz wehen die Trikoloren — und der Duft von Flammkuchen, Walnussbrot und Lavendel. Hunderte Besucher genossen in der niederrheinischen Provence die Wiederkehr der „Süchtelner Vielfalt“.

Das ist die „Süchtelner Vielfalt“ 2022
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Das ist die „Süchtelner Vielfalt“ 2022

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Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

„Schnuppern!“, fordert Agnés Badey lächelnd die Besucher der „Süchtelner Vielfalt“ auf. Die Ermunterung braucht es gar nicht. Der Duft, der von Badeys Stand ausgeht, lädt zum tiefen Einatmen ein. Es scheint, als würde man mitten in einem Lavendelfeld stehen. Dafür sorgen die Duftsäckchen, die es in unterschiedlichen Formen gibt. Dazu kommen die Naturseifen, allesamt ohne Farb- und Konservierungsstoffe, wie Badey betont. Sie duften aber nicht nur nach Lavendel. Vanille, Rosmarin und Pfirsich sind ebenso zu riechen. In kleinen hölzernen Badezubern und Porzellanschalen in Form von Mini-Badewannen sind es insgesamt 44 Seifensorten.

 Agnés Badey verkauft Seife auf Naturbasis.

Agnés Badey verkauft Seife auf Naturbasis.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Ein Stückchen daneben geht es kulinarisch zu. Vielfältige Käsesorten, angefangen von Schafskäse aus den Pyrenäen bis hin zum Bergkäse aus den unterschiedlichen Regionen Frankreichs, geben sich ein Stelldichein mit ausgefallenen Hartwurstsorten wie Fasan mit Cognac oder Wildschwein. Vanille, Schoko, Himbeere oder Café - bei den Macarons herrscht die Qual der Wahl wie auch bei den Broten. Walnuss, Feige oder doch die Olivenvariante? „Ich nehme alle drei“, sagt Ina Scholz, die in einem perfekten Französisch ihre Bestellung ordert.

Wer französisch spricht, ist klar im Vorteil, denn das ist die Sprache, die auf dem Lindenplatz am Pfingstwochenende gesprochen wird. Die „Süchtelner Vielfalt“ hat in der Innenstadt Einzug gehalten und mit ihr der französische Markt. Dank der Händler aus dem Nachbarland ist ein Stückchen Frankreich am Niederrhein angesagt. In der Innenstadt bestimmt die französische Trikolore das Bild. Wimpel, Fahnen und Maien, in denen rote, blaue und weiße Bänder im Wind flattern, unterstützen das Ambiente. Der örtliche Einzelhandel hat nicht nur seine Waren mit nach draußen genommen, sondern auch Bistrostühle und -tische, nett dekoriert, vor die Geschäfte gestellt. Das Leben spielt sich draußen ab.

 Flammkuchen, frisch aus dem Ofen von Karmen.

Flammkuchen, frisch aus dem Ofen von Karmen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Hischam Sehl erzählt seinen Kunden, was es mit den Produkten aus Olivenholz auf sich hat, die er an seinem Stand neben Seife aus Aleppo und Arganöl-Produkten anbietet. „Der Olivenbaum wächst langsam. Das sorgt für ein hartes und stabiles Holz. Je älter das Holz, desto mehr Maserungen sind vorhanden“, erklärt er.

Beim Kinderbasteln spielt der Eiffelturm eine große Rolle. Er kann mit Stempeln und Schwämmchen auf Einkaufstaschen und Papier getupft werden. Ein Angebot, das mit Begeisterung angenommen wird, wie die Wäscheleine verrät, an der die Werke trocknen dürfen, bevor sie mit nach Hause genommen werden können.

Trocken ist die Farbe hingegen bereits im Weber- und Tendyckhaus. Gleich 22 Künstler stellen dort ihre Arbeiten aus, wobei es weit über die reine Malerei hinausgeht. Regina Heise verzaubert die Besucher mit ihren ausdrucksstarken Pferdefotografien. „Die Bilder sind zum größten Teil in Bosnien aufgenommen, wo viele Wildpferde leben“, berichtet sie. Filigrane Porzellanmalereien sind genauso zu finden wie Lichtskulpturen. Wer das Pariser Stadtleben sucht, entdeckt es bei den Bildern von Mouldi Bejaoui. Die Besucher erleben, wie kunstvoll Aktfotografien sein können. Linda Quay hat derweil nicht nur allerliebste Tierbilder mitgebracht, sondern auch  Komplimente zum Mitnehmen. Bei Dagmar Myrach-Führer finden die Besucher ausgefallenen Schmuck. Ob dreidimensionale geometrische Werke, Engelbilder auf kleinen Holzstaffeleien oder Tiere, deren Köpfe plastisch aus dem Bild schauen – die Kunst ist in ihrer ganzen Vielfalt anzutreffen. Das gilt auch für die „Kleine Galerie“ im Süchteln-Büro. Die Viersener Künstlerinnen Hanne Tesche und Lilli Rieger-Grab zeigen ihre Werke. Die bunten Rasierpinsel von Tesche oder die typisch niederrheinischen Werke von Rieger-Grab, die ein Stück Heimat widerspiegeln, sind nur ein kleiner Teil dessen, was die Besucher zu sehen bekommen.

Die Kombination aus französischer Lebenslust und künstlerischer Leichtigkeit bei der „Süchtelner Vielfalt“ kommt bei den Besuchern bestens an. „Es ist einfach nur schön“, beschreibt es Rudolf Pfingst, der gerade ein Chévre-Miel samt einem Sainte Cru genießt. Ersteres ist ein Gericht aus Rauchfleisch, schwarzen Oliven, Ziegenkäse und Honig, zweites ein Craftbier aus dem Elsass. Eben typisch französisch.

 

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