Viersen Bewegung bei Regiobahn S28

Viersen · Die ablehnende Haltung der Stadt Mönchengladbach gegen die Verlängerung der Trasse über Kaarst bis Viersen bekommt erste Risse. Eine Rolle spielt dabei der Flughafen Mönchengladbach

In eines der wichtigsten Verkehrsprojekte für die Stadt Viersen kommt augenscheinlich Bewegung: Wie jetzt im Planungsausschuss bekannt wurde, schmilzt in Mönchengladbach der Widerstand gegen eine Verlängerung der S28 über Kaarst hinaus bis nach Viersen – vorausgesetzt, die Viersener machen Zugeständnisse bei einem anderen Infrastrukturprojekt der Mönchengladbacher. Bislang war die Verlängerung, von der sich der Kreis Viersen eine bessere Anbindung an die Landeshauptstadt Düsseldorf erhofft, immer am Widerstand aus Mönchengladbach gescheitert, über deren Gebiet die S-Bahn-Trasse verlaufen würde. Lediglich die Mönchengladbacher Grünen befürworteten den Ausbau der S28, um die Autobahn 52 zu entlasten.

Seit vielen Jahren wünschen sich Stadt und Kreis Viersen eine bessere Anbindung an den schienengebundenen ÖPNV. Auch die Interessengemeinschaft Pro Bahn sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein sprechen sich für die Trassenverlängerung nach Viersen aus. Unter Federführung des Kreises hatte Ende Juni eine Projektgruppe mit Vertretern von Kreis Viersen, Stadt Viersen, Stadt Willich und der Regiobahn GmbH erstmals getagt. Sie will eine Studie erstellen lassen, die die regionalen Effekte der Westverlängerung der S28 herausarbeitet. „Die Ergebnisse dieser Studie sollen auch als Argumentationshilfe genutzt werden, um der zum Teil kritischen Haltung zur Trasse in der Stadt Mönchengladbach entgegenzutreten“, so Landrat Andreas Coenen (CDU).

Im Viersener Planungsausschuss berichtete Ratsherr Udo van Neer (FDP) von einem Treffen von Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (CDU) mit Freien Demokraten. „Da tut sich etwas“, sagte van Neer. „Die Stadt Mönchengladbach möchte den Flughafen neu gestalten.“ Lege die Stadt Viersen dem Projekt keine Steine in den Weg, könnte Mönchengladbach sein Einverständnis für die Westverlängerung geben. Van Neer über die Haltung des Mönchengladbacher Oberbürgermeisters: „Er war nicht abgeneigt. Und auch meine Parteifreunde in Mönchengladbach denken ernsthaft darüber nach.“ Es gibt dazu auch Gespräche zwischen Politikern von CDU und SPD aus Mönchengladbach sowie dem Kreis Viersen. „Ja“, bestätigte der Mönchengladbacher CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch, „Teile der Gladbacher CDU-Fraktion werden sich mit Parteifreunden aus dem Kreis Viersen zusammensetzen und über die S28 reden.“ Auch die Gladbacher Christdemokraten erwarten, dass Kommunen im Kreis Viersen der wirtschaftlichen Zukunft des Verkehrslandeplatzes nicht im Wege stehen. Denn um mittelfristig Steuererhöhungen zu vermeiden, muss der Flughafen mehr erwirtschaften und eine Deckungslücke von 2,7 Millionen Euro im Jahr 2021 zu schließen. Auch SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs spricht von Kontakten. Doch bei gezielten Nachfragen heißt es auch: „Es gibt aus Mönchengladbacher Sicht bislang keine wesentliche Änderung zur bisherigen Haltung.“ Und im Planungsausschuss sagte Ratsherr Thomas Gütgens: „Ich teile die Auffassung nicht, dass wir Mönchengladbach jetzt Zugeständnisse machen sollten.“

Besonders heftig ist der Widerstand gegen die S28 im Neuwerker Raum: Er wäre von einer möglichen Schienenführung über rund 2,5 Kilometer besonders berührt. Dort haben Politiker von CDU und SPD schon signalisiert, notfalls gegen die jeweilige Fraktion zu stimmen, wenn sich diese einem solchen Vorstoß aus dem Kreis Viersen zum Ausbau anschließen würde. Die mögliche Trasse durch die Neuwerker Donk war von der Deutschen Bahn nie entwidmet worden. Dort führt allerdings teilweise der Nordkanal-Radweg entlang, außerdem könnte es Probleme mit Anliegern geben. Der grüne Politiker Hajo Siemes rechnet vor: „Der Abstand der Bahnstrecke zum Gelände der Anlieger beträgt 8,30 Meter. Für das Gleis inklusive Lärmschutz braucht die Bahn etwa 5,50 Meter.“

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