Heimatverein Viersen Geburtstagsabend für Vigoleis Thelen

VIERSEN · Der Süchtelner Fontane-Preisträger sprach fließend Niederländisch und pflegte Freundschaften mit holländischen Literaten. Zum 115. Geburtstag zeigte der Heimatverein die „niederländische Seite“ des Schriftstellers.

 Mit seiner Frau Beatrice Bruckner lebte der Schriftsteller Albert Vigoleis Thelen auf Mallorca, in der Schweiz, in Frankreich, Spanien, Portugal und in den Niederlanden. Den Lebensabend verbrachten die beiden in Dülken.

Mit seiner Frau Beatrice Bruckner lebte der Schriftsteller Albert Vigoleis Thelen auf Mallorca, in der Schweiz, in Frankreich, Spanien, Portugal und in den Niederlanden. Den Lebensabend verbrachten die beiden in Dülken.

Foto: Heimatverein

„Der holländische Schriftsteller“ Albert Vigoleis Thelen stand in diesem Jahr im Mittelpunkt der traditionellen literarischen Geburtstagsfeier.

Vigoleis, ein Holländer? Wer behauptet das? Der Mann, der 1954 für seinen Roman „Die Insel des zweiten Gesichts“ den Fontanepreis erhielt, war Deutscher und ein Viersener Bürger. Er wurde 1903 in Süchteln geboren und starb 1989 in Dülken.

Nun, es war kein Geringerer als Thomas Mann, der den Emigranten Thelen einen holländischen Schriftsteller nannte. Wusste er zu wenig von ihm? Wohl kaum. Immerhin zählte Thomas Mann „Die Insel des zweiten Gesichts“ zu den größten Büchern des 20. Jahrhunderts.

Richtig ist, dass in Albert Vigoleis Thelen, dem Deutschen, eine ganze Menge Niederländisches steckte. Genaueres über dieses Thema war in der Villa Marx zu erfahren. Dem Viersener Verein für Heimatpflege war es in Zusammenarbeit mit der Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek und den Buchhandlungen Doetsch (in Dülken, Viersen und Brüggen) gelungen, für den Vortrag am 115. Vigoleis-Geburtstag einen kompetenten Kenner der Materie zu gewinnen.

Tim van der Grijn Santen, ein ausgewiesener Fachmann für Exil-­Literatur, erwies sich sprachlich gewissermaßen als ein Spiegelbild Thelens. Von Thelen wird berichtet, er hätte Niederländisch akzentfrei gesprochen. Flüssig und fast akzentfrei war umgekehrt das Deutsch des niederländischen Referenten.

Gleichermaßen informativ, locker und humorvoll legte van der Grijn Santen dar, wie eng Thelen nicht nur mit der niederländischen Sprache und Kultur verbunden war, sondern auch mit niederländischen Literaten und Literaturkennern.

Während der Nazi-Zeit schrieb Thelen von Mallorca aus für die niederländische Zeitung „Het Vaderland“ regelmäßig Rezensionen über deutsche Exil-Literatur. Eine herzliche Freundschaft verband ihn mit dem Literaturredakteur dieser Zeitung, Menno ter Braak, der sich aus Verzweiflung über den Einmarsch der deutschen Truppen 1940 das Leben nahm.

Das Verhältnis Thelens zu Verlegern war grundsätzlich angespannt. Immerhin: Es war ein niederländischer Verleger, der in den 1950er Jahren „Die Insel des zweiten Gesichts“ auf Deutsch herausgab – in dieser Zeit alles andere als selbstverständlich.

Rolf Thelen, ein „Vetternkind“ von Vigoleis, rezitierte Texte, die die tiefe Verbundenheit seines Onkels mit den Niederlanden belegten. Einen ansprechenden musikalischen Rahmen schufen die beiden Gitarristen Herbert Hähnel und Walter Frasch sowie Susanne Frasch (Violine). Die reibungslose Koordination garantierte Leo Fiethen.

 Zum Würdigung von Albert Vigoleis Thelen gab es Kuchen: Leo Fiethen (v.li.),  Tim van der Grijn Santen, Vorleser Rolf Thelen und Albert Pauly.

Zum Würdigung von Albert Vigoleis Thelen gab es Kuchen: Leo Fiethen (v.li.),  Tim van der Grijn Santen, Vorleser Rolf Thelen und Albert Pauly.

Foto: Knappe, Jšrg (jkn)

Der Appetit auf den hausgemachten Geburtstagskuchen wurde auch nicht beeinträchtigt durch das „Lokusgedicht“, in dem Vigoleis in niederländischer Sprache humorvoll sein häusliches stilles Örtchen beschrieb. Interessant verspricht die nächste Geburtstagsfeier am 28. September 2019 zu werden. Dann unterhält sich ein „Literarisches Trio“ mit den Thelen-Kennern Joseph Anton Kruse, Jürgen Pütz und Peter Wild darüber, „warum wir Albert Vigoleis Thelen ebenso begeistert wie bedingungslos lieben“.

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