Wie ein erfolgreicher Amtmann taktierte Verhandlungskunst für Untertanen des Amtes Brüggen genutzt

Brüggen · Der Brüggener Amtmann versuchte, Soldaten aus seinem Bereich fernzuhalten. Doch einmal wurde er selbst zur Zielscheibe – bei einem Überfall.

 Johann Friedrich von Schaesberg wurde auch Opfer eines Überfalls.

Johann Friedrich von Schaesberg wurde auch Opfer eines Überfalls.

Foto: Kreisarchiv

Wie sehr Johann Friedrich von Schaesberg Wohl und Wehe der Untertanen seines ausgedehnten Amtes Brüggen vordringlich am Herzen lagen, zeigte er, als er einmal den Befehl zu einer diplomatische Mission verweigerte und sich stattdessen in seinen Brüggener Amtsbezirk begab.

Von Schaesberg begründete das damit, dass er wissen wollte, wie es dort mit den „zur eußerster ruin gesturzten underthanen zugehen mag“. Und dieser Ruin hatte sich in der Tat eingestellt. Ausdrücklich hieß es damals von Bracht, Breyell, Boisheim, Dilkrath, Amern und Kaldenkirchen, dass sich dort angesichts der Übergriffe fremder Söldner niemand zu Hause aufhalten könnte.

Zu von Schaesbergs Erfolgsrezepten gehörte nicht nur offensichtliches Verhandlungsgeschick, sondern auch reichlich das Mitttel der Bestechung. Geld- und Sachzuwendungen an die Feldherren waren ständig mit der Bitte um Verschonung des Amtes Brüggen verbunden. Dem Grafen Johann von Nassau ließ der Brüggener Amtmann 1637 „statt eines pferdts“ 125 Taler überreichen. Zu den Bestechungen, die in den Quellen dezent als „Verehrungen“ bezeichnet werden, konnten von barer Münze bis zu „einige Melonen und andere praesenten“ für den Kardinalinfanten reichen.

Schon bevor spanische und kaiserliche Soldaten Ende 1635 im Herzogtum Jülich ihre Winterquartiere aufschlugen, war es zu Zwischenfällen gekommen. Der wohl ernsteste traf ausgerechnet den Diplomaten und Kriegs-Kommissar des Herzogs: Johann Friedrich von Schaesberg. 3000 Dragoner und Reiter suchten die Dörfer des geldrisch-jülich’schen Grenzlandes nach Fourage (Pferdefutter) ab. Teilweise gelang es dem Amtmann, Schlimmeres zu verhüten. Da wurde er auf der Reise zum Kardinalinfanten auf dem Wedemhof in Boisheim von der Soldateska überfallen.

Zusammen mit seinen Begleitern, dem Brüggener Vogt Hackenberg und sieben Dienern, wurde er bis aufs Hemd ausgezogen. Die gesamte Reisebarschaft in der stattlichen Höhe von 400 Talern und die Bagage (Gepäck) wurden ihm abgenommen. Da nutzten ihm auch die Salvaguardien (Schutzbriefe) des Kardinalinfanten nichts. Die undisziplinierten Söldner rissen sie ab und traten sie mit Füßen, ja man entwendete sein Seitengewehr und seine Schärpe und schoss sogar nach ihm.

Schaesbergs Sekretär Andreas Hoch hat den Überfall in Boisheim beschrieben. Er verwaltete stets das Geld seines Herrn. Ihm war es auch abgenommen worden. Zum Zweck der Reise, auf der die Attacke geschah, bemerkte er, dass man sich auf dem Weg zum Kardinalinfanten und dem Grafen Piccolomini zur „abwendung“ der zu befürchtenden Einlogierung der kaiserlichen Truppen befand. Der Vorfall zog einen längeren Schriftwechsel nach sich. Der verantwortliche Obrist bedauerte den Vorfall und bot „satisfaction“ an und selbst an der Mittagstafel mit Graf Piccolomini brachte Schaesberg den Vorfall zur Sprache.

Der Hauptzweck aller seiner diplomatischen Reisen lässt sich mit Herzog Wolfgang Wilhelms Worten auf einen einfachen Nenner bringen, dass er „jederweil unser underthanen verschonung mit möglichstem Fleiß befürderen“ helfe. Und an diesem Fleiß hat es Schaesberg in vielen schweren Jahren nicht fehlen lassen.

In Brüggen hat man gut daran getan, eine Straße nach ihm zu benennen. Der Kreis Viersen ehrte ihn 1975 mit der Gedenkmedaille.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort