Lokalsport BHC bekommt Respekt, aber keine Punkte

Solingen · Mit 29:32 verliert der Tabellenletzte der Handball-Bundesliga gegen den Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt.

 Schwer zu stoppen: Flensburgs Rasmus Lauge erzielte sieben Tore gegen den BHC, hier eines gegen Alexander Hermann und Arnor Gunnarsson (von links).

Schwer zu stoppen: Flensburgs Rasmus Lauge erzielte sieben Tore gegen den BHC, hier eines gegen Alexander Hermann und Arnor Gunnarsson (von links).

Foto: IMago

Für Christopher Rudeck war es natürlich keine gewöhnliche Partie in der Handball-Bundesliga. Nicht, weil der Torwart des Bergischen HC als Tabellenletzter auf den Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt traf, sondern auch, weil der 22-Jährige bei den Norddeutschen, zu denen er 2009 in der Jugend gewechselt war, sein Profidebüt gefeiert hatte. Im Jahr 2014 war er dann nach Dänemark zu Mors-Thy Handbold ausgeliehen worden, von da wechselte er 2015 zum BHC. Und nun zeigte der gebürtige Hamburger gegen die SG eine gute Leistung, doch es reichte bei der 29:32 (14:15)-Niederlage nicht zu Zählbarem. "Gegen Flensburg ist es für mich immer etwas Besonderes, das ist da, wo ich herkomme", gestand Rudeck, um mit Blick auf die Tabelle zu ergänzen: "Keiner erwartet von uns einen Sieg, aber was mich viel mehr ärgert als die Niederlage, ist, dass wir diese Leistung nicht gegen Coburg auf die Platte gekriegt haben." Gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf hatte es eine Woche zuvor eine bittere 26:28-Niederlage gegeben. "Wenn wir da die Leistung aus dem Spiel gegen Flensburg bringen, gewinnen wir mit fünf Toren", meinte der Keeper verärgert. Dann wäre der BHC nicht Tabellenletzter.

Als ein solcher spielte er auch gegen den Spitzenreiter nicht. Doch in der aktuellen Situation zählen halt nur Punkte, und die gab es trotz des großen Kampfes nicht. "Ich kann leider nur wiederholen: Für viel Aufwand haben wir wenig Ertrag", sagte der als Spieler reaktivierte Sportliche Leiter Viktor Szilágyi treffend. Er fügte kämpferisch hinzu: "Wir werden weiter die Ruhe bewahren und müssen weiter konzentriert arbeiten. Dann bin ich mir sicher, dass wir vor Weihnachten mit Punkten belohnt werden." Die Gegner bis dahin heißen MT Melsungen und TBV Lemgo.

Der Sportliche Leiter war in der zweiten Halbzeit als Spieler erneut zu einem Faktor geworden. Als der BHC in Unterzahl zum Start der zweiten Halbzeit schnell mit vier Toren im Rückstand lag, schickte Trainer Sebastian Hinze Szilágyi mit Kreisläufer Uros Vilovski in der Variante des siebten Feldspielers statt eines Torhüters im Angriff auf das Feld. Und diese taktische Maßnahme ging auf. Die folgenden vier BHC-Tore erzielte dieses Duo. "Wir fühlen uns sicher im Sieben-gegen-Sechs", meinte Hinze. "Wir hatten schließlich auch mit Phasen gerechnet, wo wir im Sechs-gegen-Sechs nicht erfolgreich sind, weil bei Flensburg das Paket Torhüter und Abwehr funktioniert. Deswegen haben wir am Ende jedes Trainings das Sieben-gegen-Sechs trainiert. Und damit waren wir diesmal in zwölf von 16 Angriffen erfolgreich", erklärte der Trainer. "Das hat der Mannschaft geholfen, wieder Sicherheit reinzubekommen und über einen effektiven Positionsangriff das Tempospiel von Flensburg zu verhindern."

Auch wenn nichts Zählbares dabei heraussprang, funktionierte die Marschroute. "Das war ein sehr hartes Stück Arbeit", gab SG-Trainer Ljubomir Vranjes unumwunden zu. "Wir haben echt Probleme gehabt mit dem BHC-Angriff und dagegen echt keine Lösungen gefunden. Wir haben teilweise zu passiv gedeckt, unsere Torhüter haben beide keinen guten Tag gehabt, und dann sind wir ein bisschen hektisch geworden. Der BHC hat das gut gemacht. Trotzdem gewinnen wir mit einer kämpferischen Leistung. Ich kann meinen Spielern nicht den Vorwurf machen, sie hätten nicht den Willen gehabt oder den Gegner unterschätzt. Man muss die Leistung des BHC respektieren." Hinze ergänzte später: "Flensburg musste hart kämpfen, um hier erfolgreich zu sein. Aber die haben die Kampf auch gut angenommen."

Den konnte man seinem Team sicher nicht absprechen, aber am Ende stand eben die achte Saisonniederlage in Folge. Mitverantwortlich dafür war eine doppelte Unterzahl am Ende: Als der BHC gerade auf 25:26 herangekommen war, kassierten Fabian Gutbrod und Arnor Gunnarsson binnen 18 Sekunden je eine Zeitstrafe - wie schon zu Beginn von Hälfte zwei, als Moritz Preuss raus musste, war die Unterzahl nicht zu kompensieren. "Dass wir, obwohl wir gut decken, in Unterzahl immer bestraft werden, ist schade", fand Hinze. "Am Ende machen die erste Unterzahl und das Vier-gegen-Sechs am Ende den Unterschied, dass wir das Spiel nicht mehr drehen konnten." Das schien lange durchaus möglich - doch dann setzte sich die Klasse des Spitzenreiters durch.

(ame)
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