Hochwasserschutz an der Wupper Neues Frühwarnsystem für Hochwasser

Solingen · Die Berger Gruppe in der Kohlfurth hat ein internet-basiertes Hochwasserschutzsystem entwickelt. Die Bergische IHK unterstützt die Entwicklung.

 Unter der Kohlfurther Brücke ist derzeit ein Prototyp des neuen Messgerätes mit Starkmagneten angebracht und liefert auch Daten zum Wasserstand.

Unter der Kohlfurther Brücke ist derzeit ein Prototyp des neuen Messgerätes mit Starkmagneten angebracht und liefert auch Daten zum Wasserstand.

Foto: Uwe Vetter

Das Unternehmensgelände der Berger Gruppe an der Kohlfurther Brücke 69 liegt nur einen Steinwurf von der Wupper entfernt. Seit 1957 schon, und der 55-jährige Geschäftsführer der Sondermaschinenfabrik mit 160 Beschäftigten, Dr. Andreas Groß, kann sich nicht daran erinnern, dass in der Firmengeschichte Hochwasser schon einmal eine bedeutende Rolle gespielt hat.

Das änderte sich allerdings schlagartig am 14. Juli dieses Jahres, als Starkregen einsetzte und für ein sogenanntes Jahrhundert-Hochwasser sorgte. „Von 8000 Quadratmetern Produktionsfläche waren 7200 Quadratmeter überflutet“, sagte Groß am Dienstag bei einer Pressekonferenz in den Unternehmensräumen. Binnen weniger Minuten sei das Wasser gestiegen. Der Schaden war immens – er wird mit rund 800.000 Euro für das Unternehmen beziffert.

Doch der Ingenieur jammerte nicht lange, vielmehr suchte er mit seinem Team und der Bergischen IHK nach Lösungen, um sich für künftige Starkregen-Ereignisse besser zu wappnen. „Bei einem Wupperpegel von 3,50 Meter passiert auf unserem Firmengelände nichts. Ab 3,52 Meter tritt das Wasser aber in die Firma ein“, so Groß, gleichzeitig auch Vizepräsident der Bergischen IHK. Die unterstützt Andreas Groß jetzt bei seinem internet-basierten Hochwasserschutzsystem 4.0. „Das soll“, so IHK-Präsident Henner Pasch“, „künftig dabei helfen, frühzeitig kritische Wasserstände zu erkennen und darauf besser zu reagieren.“ Nicht nur bei der Wupper selbst, sondern auch bei den Bächen und Zuflüssen sowie den Talsperren. Mit Blick auf das Hochwasserschutzsystem spricht der IHK-Präsident von „einer modernen, tollen Methode, die gute Effekte erzielt“.

  IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge (l.) und IHK-Präsident Henner Pasch (r.) unterstützen die Initiative von Dr. Andreas Groß.

IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge (l.) und IHK-Präsident Henner Pasch (r.) unterstützen die Initiative von Dr. Andreas Groß.

Foto: Uwe Vetter

Der Ingenieur und Geschäftsführer der Berger Gruppe hat bei dem entwickelten kleinen Sensorgerät allerdings das Rad nicht neu erfunden. Vielmehr auf Bestehendes zurückgegriffen. Beispielsweise auch auf Geräte, die von den Stadtwerke in Solingen, Remscheid und Wuppertal eingesetzt werden. Neu ist beim bergischen Hochwasser-Ansatz allerdings der Einsatz von Methoden der Künstlichen Intelligenz und die systematische Auswertung der Daten. Auch ist eine Zusammenarbeit mit der Bergischen Universität vorgesehen.

Heraus kam binnen weniger Tage Entwicklungszeit ein kleiner, rechteckiger Kasten, der in der Lage ist, über vernetzte Pegelmessstationen Hochwassersituationen rechtzeitiger als bisher vorherzusagen und möglichst die Schäden zu verringern. Den stellte Andreas Groß am Dienstag vor. Unkompliziert könnten die Messgeräte mit Starkmagneten unter Brücken befestigt werden. An der Kohlfurther Brücke und am Islandufer neben dem IHK-Hauptgebäude sind die beiden Prototypen der Messgeräte installiert worden. Der IHK und Groß schweben nun vor, 50 bis 60 Sensoren entlang der 116 Kilometer langen Wupper anzubringen. „Wir sollten nicht lange lamentieren, sondern es machen“, schlägt der IHK-Vizepräsident vor. Zumal die Sensoren schnell geliefert werden könnten, und das System an sich relativ preiswert wäre. 

  Der Prototyp des Messgerätes wurde von der Berger Gruppe vorgestellt.

Der Prototyp des Messgerätes wurde von der Berger Gruppe vorgestellt.

Foto: Uwe Vetter

Das sieht auch IHK-Präsident Henner Pasch so: „Mit simplen, modernen Methoden kann hier sehr schnell etwas bewirkt werden. Wir sollten rasch zu Ergebnissen kommen“, ergänzt Pasch. Mit den drei Oberbürgermeistern sei man bereits in Kontakt. Positiver Nebeneffekt: Das Bergische Land wäre Modellregion, das Hochwasserschutzsystem kann problemlos auf andere Gebiete übertragen werden.

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