Neue Brücke an der Korkenziehertrasse Deutschland-Novum ohne Naht und Fuge

Gräfrath · Der Austausch der maroden Brücke über die Gartenstraße verlief reibungslos. Erstmals in Deutschland kam dabei ein kostengünstiger Überbau aus glasfaserverstärktem Kunststoff zum Einsatz.

 Schwebendes Verfahren: Die neue, nur 2,8 Tonnen schwere Brücke war binnen kürzester Zeit an ihrem Platz. Schon ab Montag soll sie benutzt werden können.

Schwebendes Verfahren: Die neue, nur 2,8 Tonnen schwere Brücke war binnen kürzester Zeit an ihrem Platz. Schon ab Montag soll sie benutzt werden können.

Foto: Alexander Riedel

Wer das Schauspiel aus nächster Nähe betrachten wollte, musste sich beeilen. Denn innerhalb kürzester Zeit war am Donnerstag das Wesentliche schon vorbei: Ein großer Kran hievte gegen acht Uhr morgens die neue Brücke der Korkenziehertrasse über die Gartenstraße in Gräfrath auf den steinernen Unterbau. „Wir waren schneller fertig als gedacht“, kommentierte Detlef Diekel von den Technischen Betrieben die zügige Arbeit.

Die alte, zehneinhalb Tonnen schwere Stahlbrücke an derselben Stelle hatte das Solinger Straßen- und Tiefbauunternehmen Robert Müllenschläder schon am Montag abgerissen. Das mehr als 100 Jahre alte Bauwerk hatte in früheren Jahren noch die Last von Eisenbahnen auf dem heutigen Radwanderweg durch die Klingenstadt tragen müssen – und war zuletzt in keinem guten Zustand mehr gewesen. Rost hatte ihm zugesetzt, die Entwässerung funktionierte nicht mehr richtig und auch die Geländer hätten laut Stadt ausgetauscht werden müssen. „Wirtschaftlicher war es, die Brücke komplett zu ersetzen, statt die alte zu renovieren“, erklärte Diekel.

Die neue, drei Meter breite Brücke, über die künftig Fußgänger spazieren gehen sowie Fahrräder und Inliner rollen, ist im Vergleich zur früheren Überführung ein absolutes Leichtgewicht: Nur 2,8 Tonnen wiegt es – und hat unter deutschen Ingenieurbauwerken aktuell eine Ausnahmestellung: Denn die Bauweise kam jetzt hierzulande zum ersten Mal zum Einsatz.

Die neue Brücke besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff: „Da gibt es keine Fugen und keine Schweißnaht“, betonte Markus Bulk vom Unternehmen Janson Bridging. Das hatte das leichte Bauwerk in einer niederländischen Produktionsstätte innerhalb weniger Wochen hergestellt. Neben dem geringeren baulichen Aufwand sprachen auch finanzielle Argumente für die Nutzung der neuen Bauweise: Lediglich 75.000 Euro kostete die Stadt die Gesamtmaßnahme, vom Abbruch der alten Brücke bis zum Einbau des Fertigteil-Überbaus. Den lieferte ein Schwertransporter in der Nacht zu gestern an. „Dafür brauchten wir eine Sondergenehmigung“, erklärte Detlef Diekel. Die Federführung für das Projekt lag in Händen der Technischen Betriebe, die Hochschule Bochum begleitete das Vorhaben.

Nach dem Einsetzen der Brückenplatte gilt es nur noch, die Räume zwischen Brücke und Trasse mit Asphalt zu füllen. Dann soll die Brücke am Montag bereits nutzbar sein. Die „schlanke Bauweise“ bringt auf der Gartenstraße laut Stadtverwaltung auch mehr Durchfahrtshöhe mit sich. Die bisherige Engstelle auf der Trasse falle weg.

Im europäischen Ausland, insbesondere in den Niederlanden, seien derartige korrosionsarme Brücken schon jetzt weit verbreitet, betont man bei der Stadt Solingen. In Deutschland soll das Solinger Beispiel Schule machen. „Die Brücke“, betont Markus Bulk, „wird 100 Jahre halten.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort