Solingen Angeklagter hielt Heroin für harmlos

Solingen · Um seine Drogensucht zu finanzieren, brach der 32-Jährige ein. Gestern wurde er zu Haft verurteilt.

Das Verhängnis begann, als er von drei Afrikanern Heroin angeboten bekam. Das war 2004. "Ich dachte, das ist ein Spaß, so wie Alkohol", sagte der in Indien geborene Mann gestern vor dem Schöffengericht, wo er sich wegen Einbruchsdiebstahls in mehreren Fällen verantworten musste.

Der vermeintliche Spaß führte den heute 32-Jährigen, der im Jahr 2000 nach Deutschland kam, ohne Umwege in die Abhängigkeit. Am Ende nahm er täglich Heroin, Kokain und Diazepam, 30 Euro benötigte der gelernte Gärtner und Vater von zwei Kindern und eines Stiefsohnes zur Finanzierung seiner Drogensucht jeden Tag.

Gestern sprach der Mann, der kaum lesen und schreiben kann, vor dem Schöffengericht über seinen Werdegang und den Weg in die Sucht, die ihn letztlich zum Einbrecher werden ließ. Das Gericht verurteilte ihm am Ende wegen zweier Einbrüche und einem Einbruchsversuch zu einer Haftstrafe von zwei Jahren. Weil der 32-Jährige mehrfach auch einschlägig vorbestraft ist, gab es gestern keine Bewährung, wohl aber die Chance, beim Antritt einer stationären Drogentherapie aus dem Gefängnis zu kommen und den Rest der Strafe zur Bewährung ausgesetzt zu bekommen.

Der Angeklagte nahm das Urteil nicht nur an, er bedankte sich bei der Vorsitzenden Richterin für das Verständnis. Denn, so versicherte der schmächtige Mann, er möchte künftig ein straf- und drogenfreies Leben führen.

Eingebrochen ist der Angeklagte am 28. August vergangenen Jahres in ein Blumengeschäft unweit der Feuerwache in Wald. 100 Euro Wechselgeld aus der Kasse waren seine Beute. Am 16. September hebelte der 32-Jährige an einem Kiosk an der Walder Weyerstraße mit einem Wagenheber die Tür auf und stahl 630 Euro aus der Kasse sowie Zigaretten. Beim Versuch, ins Hallenbad Vogelsang einzusteigen, wurde der Angeklagte beobachtet. Er ließ von seinem Vorhaben ab und flüchtete.

Von den harten Drogen, so schilderte der Angeklagte, sei er 2004 losgekommen. Als dann seine Frau im Alter von 28 Jahren starb, sei er rückfällig geworden. Derzeit ist der 32-Jährige in Haft, weil er seine Geldstrafe nicht zahlen konnte. In der Haft will er von den Drogen loskommen. "Es gibt zwar auch im Gefängnis Drogen, doch ich will das nicht", sagte er vor Gericht.

Dass der Angeklagte den festen Vorsatz hat, "auf die Beine zu kommen", davon ist sein Verteidiger überzeugt. "Hoffnungslosigkeit führt zu Ohnmacht", sagt der Rechtsanwalt, der auch Zweifel anmeldete, ob sein Mandant die Vernehmungsprotokolle, die er bei der Polizei unterschrieb, überhaupt verstanden hat. Dass er dennoch zweifelsfrei der Täter ist, wurde unter anderem durch Fingerabdrücke am Tatort festgestellt.

(RP)
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