Xanten Zwei Frauen regieren Narren in Menzelnen

Xanten · Karneval-Novizin Sonja Böhm wird im Handstreich neue Präsidentin der KVG "Hand in Hand" und ist nun mit dem jecken Virus infiziert.

 Frauen übernehmen in Menzelen die Narrenmacht: Sonja Böhm (l.) als Präsidentin der KVG "Hand in Hand" mit Stellvertreterin Andrea Heringer.

Frauen übernehmen in Menzelen die Narrenmacht: Sonja Böhm (l.) als Präsidentin der KVG "Hand in Hand" mit Stellvertreterin Andrea Heringer.

Foto: Fischer

Nach Angela Merkel als Bundeskanzlerin in Berlin und Hannelore Kraft als Landesmutter in Düsseldorf nehmen nun auch Frauen die Zügel im Menzelner Karneval in die Hand. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Karnevalsgesellschaft (KVG) "Hand in Hand" sind mit Sonja Böhm und ihrer Stellvertreterin Andrea Heringer zum ersten Mal in der KVG-Geschichte zwei Frauen an die Spitze gewählt worden. Hans-Jürgen Reuber gibt seine Präsidentschaft am Aschermittwoch auf.

Die neue Obernärrin stellt den KVG-Vorstand auf den Kopf. Die 46-Jährige ist eine absolute Karnevals-Novizin. Sie stammt aus Essen, hat das niederrheinische Narren-Gen eben nicht mit der Muttermilch eingesogen. Auch als sie vor 14 Jahren nach Menzelen kam, hatte sie mit Karneval erst mal nicht viel am Hut.

Mit Beginn der laufenden Session aber veränderte sich ihre Welt radikal. Sonja Böhm soll die Moderation der Prinzenproklamation übernehmen - ihrer langjährigen Freundin Andrea Heringer zuliebe. Deren Ehemann ist niemand Geringeres als Prinz Ulf I.. Die zweifache Mutter willigte ein. Und überzeugte auf Anhieb. "Sie hat sich damit als potenzielle Präsidentin qualifiziert", sagte Reuber. "Sie ist spontan, locker, hat Witz, Charme und Ausstrahlung - alles, was man für das Amt braucht", so der scheidende Präsident.

Noch am gleichen Abend - aus taktischen Gründen zu fortgeschrittener Stunde - handelt Reuber mit der Wunschkandidatin einen Vertrag aus. Nicht auf'm Bierdeckel, auf 'ner Serviette. Die Abmachung: Böhm übernimmt den Job, wenn sich kein anderer findet. Die Wahl bei der Mitgliederversammlung war dann nur noch Formsache. Binnen elf Minuten wurde eine Frau Chefin im Narrenring. Freudig nahm sie an. "Für mich geht es von Null auf 100 in den Karneval. Seit der Proklamation bin ich mit Herzblut dabei. Ich gehe super gern zu den Sitzungen, habe richtig Spaß dabei und stehe voll hinter dem Verein", betonte Böhm.

Entscheidend, in die Führungsaufgabe einzuwilligen, sei vor allem die gute Arbeit des Teams. "Der Vorstand macht seine Sache großartig. Alles ist stets super vorbereitet und organisiert. Man kann sich auf jeden vollends verlassen", sagt die künftige Vorsitzende und ergänzt: "Für mich steht nicht die einzelne Person im Vordergrund, sondern der gesamte Verein." Dass dessen Gesicht nun ein "verrücktes Huhn" ist, wie Andrea Heringer ihre Freundin liebevoll nennt, dürfte dem närrischen Frohsinn nicht abträglich sein. "Sie ist für jeden Spaß zu haben", ergänzte die neue "Vize".

Mit Spaß kennt sich Heringer bestens aus. Die Menzelenerin (46), Mutter von zwei Kindern, ist schon lange närrisch aktiv. Seit zehn Jahren organisiert sie den Kinderkarneval, trainierte früher die Kindertanzgarde und steigt seit drei Jahren in die Bütt. In turbulenten Zeiten den Vorsitz zu übernehmen, war für die gelernte Krankenschwester Ehrensache: "Ich bin schon als Kind mit meinen Eltern zum Zug gegangen und fand es toll. Das will ich auch meinen Kindern ermöglichen", sagt sie. Ganz nach dem Motto: Jeck von klein auf.

(beaw)
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