Jesus Christ in Alpen Kirche als idealer Ort für einen Superstar

Stehender Applaus: Das Musical Jesus Christ Superstar begeisterte 180 Besucher in der Evangelischen Kirche in Alpen.

 Die Musical-Darsteller – hier Nina Hebsich als Maria Magdalena und Tobias Kubiczek Jesus – überzeugten stimmlich, aber auch vor allem durch Ausdrucksstärke. 

Die Musical-Darsteller – hier Nina Hebsich als Maria Magdalena und Tobias Kubiczek Jesus – überzeugten stimmlich, aber auch vor allem durch Ausdrucksstärke. 

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Wenn Jesus eine verwaschene Jeans trägt und Maria die Bühne in einer roten Lederjacke betritt, kann es sich nur um die Rockoper „Jesus Christ Superstar“ aus der Feder von Andrew Lloyd Webber handeln. Am Samstag waren zwölf Sängerinnen und Sänger sowie vier Instrumentalisten der Inszene Musical Factory mit dem Kultmusical erneut in der evangelischen Kirche zu Gast.

Für Maria-Magdalena-Darstellerin und Mitproduzentin Nina Hebisch ist der Ort der Aufführung ideal: „Das Stück gehört einfach in eine Kirche, auch wenn es sicherlich anspruchsvoll ist, den Sound hier abzustimmen.“ Tontechniker Jens Malmström, Mitarbeiter der gastgebenden Kirchengemeinde, sorgte aber jederzeit für einen sauberen Klangteppich. Darauf trugen „Judas“ Thomas Lange, „Pontius Pilatus“ Alexander Höbelt oder der stimmgewaltige wie ausdrucksstarke André Schmidt in der Rolle des „Hohepriester Annas“ exzellente Soli vor, die immer wieder mit lautstarkem Zwischenapplaus honoriert wurden.

Hauptdarsteller Tobias Kubiczek verspürte kurz vor Beginn eine Mischung aus Vorfreude und Anspannung: „Es macht richtig Spaß, auch weil Jesus in dem Stück eher Außenseiter ist. Ich habe großen Respekt vor der Rolle. Bei der Abendmahlszene bekomme sogar ich Gänsehaut.“ Insgesamt verkörperte Kubiczek Jesus als zerbrochenen, von Zweifeln geplagten Menschen und verleiht der Figur damit besondere Tiefe.

Das Ensemble nutzte für die Aufführung übrigens nicht nur den wunderschön illuminierten Altarraum, sondern agierte in der kompletten Kirche und sorgte so für Interaktion mit dem Publikum. Den Nachteil, dass dadurch „nur“ 150 Plätze zur Verfügung standen, nahm man in Kauf. „Uns ist es wichtig, dass alle uns richtig gut sehen können und eine Menge Spaß haben“, so Nina Hebisch. Die Geschichte der letzten Tage im Leben Jesu weitgehend auf die Neuzeit zu übertragen, ist sicher gewagt.

Deutlich wurde die Moderne in erster Linie an den Kostümen. Darstellerinnen in Hotpants und Akteure in Lederwesten und mit Sonnenbrillen hatten bei der Uraufführung 1971 für Empörung gesorgt, 2020 kam das in Alpen ausgezeichnet an. Witzig gar, als nach dem Urteilsspruch durch Pilatus zwei Journalistinnen der „Jerusalem Post“ ein Exklusivinterview mit Jesus führen wollten. Abgeführt wurde der Verurteilte übrigens von zwei Bundeswehrsoldaten in Tarnanzügen, die sich ganz offensichtlich in einem Auslandseinsatz befanden.

Nach gut zweieinhalb grandiosen Stunden gab es stehenden Applaus für Musiker, Band und Techniker. Das Ensemble bedankte sich noch einmal mit den Titelsong „Jesus Christ Superstar“.

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