Kirchenpolitik in Alpen Eine uralte Verbindung lebt neu auf

Alpen · Pfarrerin Heike Becks übernimmt im Sommer, wenn Pfarrer Peter Muthmann in den Ruhestand geht, die Evangelische Kirchengemeinde Bönninghardt. Die bleibt weiter selbstständig, kooperiert dann aber mit der Kirchengemeinde Alpen.

  Heike und Hartmut Becks teilen sich zurzeit noch zu gleichen Teilen die 1,5-Pfarrer-Stellen der Evangelischen Kirchengemeinde in Alpen. Künftig wird Pfarrerin Heike Becks einen Teil ihrer dienstlichen Pflicht auf der Bönninghardt erfüllen. Das bedeutet in der Konsequenz Abstriche für die Gemeinde in Alpen.

Heike und Hartmut Becks teilen sich zurzeit noch zu gleichen Teilen die 1,5-Pfarrer-Stellen der Evangelischen Kirchengemeinde in Alpen. Künftig wird Pfarrerin Heike Becks einen Teil ihrer dienstlichen Pflicht auf der Bönninghardt erfüllen. Das bedeutet in der Konsequenz Abstriche für die Gemeinde in Alpen.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Auch wenn’s noch ein Weilchen dauert. Das neue Jahr bringt kirchenpolitisch Veränderungen mit sich. Insbesondere für die evangelischen Christen in Alpen und auf der Bönnunghardt. Anlass für die sich abzeichnende strukturelle Veränderung ist eine Personalie. Pfarrer Peter Muthmann geht Mitte des Jahres in den Ruhestand. Damit geht für die Evangelische Kirchengemeinde Bönninghardt auch ein Kapitel Kirchengeschichte zu Ende. Denn dann wird die pfarramtliche Verbindung mit der Evangelischen Kirchengemeinde Lintfort gelöst. Fortan orientiert sich die Evangelische Kirche an weltlichen Kommunalgrenzen. Die Gemeinde auf der Bönninghardt geht ein Stück weit zurück zu ihren Anfängen und knüpft eine Verbindung mit der Kirchengemeinde in Alpen.

Damit erst gar keine Missverständnisse aufkommen. „Das ist keine Fusion, sondern beide Kirchengemeinden bleiben völlig selbstständig“, sagt Pfarrer Hartmut Becks aus Alpen. Seine Frau Heike, mit der er sich die 1,5-Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Alpen teilt, wird die pfarramtliche Versorgung in der kleinen Nachbargemeinde übernehmen – das heißt Gottesdienste, Taufen, Beerdigungen, Trauungen halten, Gruppen und Kreise betreuen sowie die Konfirmanden unterrichten. Und als geborenes Mitglied an den Sitzungen des Presbyteriums teilnehmen, das weiter allein über die Geschicke der rund 600 Glieder kleinen Heier Kirchengemeinde bestimmt.

Die neue kirchliche Verbindung ist beschlossene Sache, von beiden Presbyterien abgesegnet, ebenso vom Kreissynodalvorstand, die Urkunde vom Landeskirchenamt ausgestellt. Die Gemeinde in Alpen ist im Bilde, auf der Bönninghardt versammelt sie sich Anfang Februar, um die Veränderungen zu erörtern. Die Kooperation ist bereits angelaufen. So ist beispielsweise vereinbart, künftig einen gemeinsamen Pfarrbrief herauszugeben.

Für Heike und Hartmut Becks (beide 56) ist die Bönninghardt kein fremder Höhenzug, und die beiden Theologen sind hier keineswegs Fremde. Die Eheleute haben hier bis Ende der 90er Jahre als Pfarrer im Sonderdienst fünf Jahre lang auf einem Kotten an der Handelsstraße gewohnt. Dabei sind natürlich viele persönliche Beziehungen gewachsen, die bis heute Bestand haben. „Ich freue mich auf die Bönninghardt“, sagt Heike Becks. Sie schätze die ausgeprägten familiären Bindungen der Gemeinde und den selbstbewussten „Stolz, ein Heier zu sein“.

Dieses Selbstverständnis sei aus der Geschichte des Ortes erwachsen, auch wenn die Protestanten auf der Bönninghardt bis 1867 zur Evangelischen Kirchengemeinde Alpen gehörten. „Nur so gesehen, kehren sie in den Schoß der Mutter zurück“, sagt Hartmut Becks. Aber als Apologet dezentraler kirchlicher Strukturen betont Becks die Eigenständigkeit beider Gemeinden und bekundet zugleich große Sympathien für die damaligen Siedler aus der Pfalz, die auf ihre eigene Kirchengemeinde bestanden und sie durchgesetzt hätten. Weil die Gemeinde arm war, sorgten Stiftungen für die Infrastruktur mit Kirche, Pfarr- und Gemeindehaus sowie einem schön gelegenen, recht großen Friedhof.

Bis Mitte der Nuller-Jahre habe die Bönninghardt eigene Pfarrer gehabt. Der letzte war Jörg Beckers. Als der die Stelle gewechselt habe, habe Peter Muthmann einen Teil seiner Pfarrstelle in Lintfort auf der Hei ausgeübt – so wie’s künftig Heike Becks in Alpen tut. Weil die Landeskirche ihren Stellenumfang nicht erhöht, bleibt ihre neue Aufgabe zwangsläufig nicht folgenlos für die Gemeinde in Alpen mit ihren rund 3600 Seelen. Hier wird sie zwangsläufig Abstriche machen müssen. Schließlich geben sowohl Heike als auch Hartmut Becks, Dozent in der Diakonausbildung, noch Religionsunterricht an der Wilhelm-Koppers-Grundschule.

Über die konkrete Ausgestaltung der pfarramtlichen Dienste in den vier Pfarrstellen Alpen, Bönninghardt, Menzelen-Ost und Alpsray wird noch in den Gremien gesprochen. „Es wird Abstriche geben müssen“, sagt Hartmut Becks, aber es soll dabei bleiben, dass der „immer sehr gut besuchte“ 10-Uhr-Gottesdienst am Sonntag in der Alpener Kirche unangetastet bleibt. An den anderen Standorten könnte es eine Art „alternierendes System“ geben. Insgesamt aber gebe es „noch eine ganze Menge zu überlegen, alles gut unter einen Hut zu bringen“, so Becks.

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