Rhein-Kreis Neuss Wohlfahrtsverbände fordern mehr Geld für die ambulante Pflege

Grevenbroich · Im Rhein-Kreis Neuss wird die Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege aktiv – sie unterstützt die Wohlfahrtsverbände NRW bei ihrer aktuellen landesweiten Kampagne "Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!"– "In der ambulanten Pflege gibt es bereits jetzt zahlreiche Probleme, etwa durch den Fachkräftemangel", sagt Karl Boland, Sprecher der Wohlfahrtsverbände im Rhein-Kreis Neuss.

 Vertreter der Wohlfahrtsverbände im Rhein-Kreis und Kreis-Sozialdezernent Jürgen Steinmetz unterstützen die Aktion "Mehr Zeit für Pflege".

Vertreter der Wohlfahrtsverbände im Rhein-Kreis und Kreis-Sozialdezernent Jürgen Steinmetz unterstützen die Aktion "Mehr Zeit für Pflege".

Foto: L. Hammer

Zu wenig Zeit für Pflegebedürftige, stets auf den Sprung von einer Pflegestelle zur nächsten, immer die Zeit im Nacken: Dies kann Monika Schnabel von der AWO Neuss nur bestätigen: "Für das Anziehen von Kompressionsstrümpfen müsste man eigentlich 45 Minuten aufwenden, oft hat man nur 15 Minuten." Zudem würden Wundversorgungen immer schwieriger. Doch egal, ob eine große oder eine kleine Wunde zu versorgen sei, die Krankenkasse würde dies pauschal entlohnen. – "Meist müssen wir vier Dinge gleichzeitig machen", ergänzt Janina Bürkel.

Hintergrund der Kampagne ist eine laufende Klage, die die Wohlfahrtsverbände 2012 beim Sozialgericht in Düsseldorf eingereicht haben. Warum die gesetzlichen Krankenkassen sich gegen eine höhere Vergütung für ambulante Pflege wehren, erläutert Karl Boland: "Sie argumentieren mit der Beitragsstabilität. Dabei macht die häusliche Krankenpflege nur zwei Prozent der gesamten Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen aus." Außerdem würden die Kassen noch Rationalisierungspotenzial sehen, indem auf Fachpersonal verzichtet werde.

Dass gerade das nicht funktioniert, macht Bernd Gellrich vom Diakonischen Werk im Rhein-Kreis Neuss, deutlich: "Wir sind bald an einem Punkt, wo wir als Pflegedienst die Versorgung nicht mehr gewährleisten können." Wenn für ambulante Pflege nicht mehr Geld gezahlt würde, "werden wir künftig Pflegende ablehnen müssen". Dies sei eine Entwicklung, die niemand verantworten könne, so Karl Boland: "Jeder Mensch will, wenn möglich, bis zum letzten Atemzug in den eigenen vier Wänden bleiben."

Den Wunsch "Ambulante Pflege vor stationärer" unterstützt auch Jürgen Steinmetz als Sozialdezernent des Kreises: "Der Anteil der Pflegebedürftigen wird drastisch steigen; die Zahl der 90-Jährigen wird sich in den nächsten Jahren verdoppeln." Für die Betreuung bleibe im ambulanten Pflegedienst heute schon wenig Zeit.

(NGZ)
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