Ringen KSK bestreitet absichtliche Niederlage

Neuss · Die Halbfinal-Hinkämpfe der vier besten Oberligisten in NRW um den Aufstieg in die Bundesliga wurden zur Farce: Sowohl Konkordia Neuss als auch der TV Essen-Dellwig unterlagen schon an der Waage.  

 Immer obenauf: Deni Nakaev ist eines der vielen herausragenden Talente des KSK Konkordia Neuss, für das ein Einsatz in der 1. Bundesliga zu früh käme.

Immer obenauf: Deni Nakaev ist eines der vielen herausragenden Talente des KSK Konkordia Neuss, für das ein Einsatz in der 1. Bundesliga zu früh käme.

Foto: KSK

Wie schon in der vergangenen Saison, als letztlich kein Oberligist aus Nordrhein-Westfalen den Sprung in die Ringer-Bundesliga wagte, droht der „Aufstiegskampf“ zu einer sportlichen Bankrotterklärung zu werden. Denn noch immer sehen sich die Spitzenklubs nicht in der Lage, der mit dem Westdeutschen Meistertitel verbundenen Aufstiegspflicht tatsächlich nachzukommen. Hermann J. Kahlenberg, Ehrenvorsitzender des Rheinland-Meisters KSK Konkordia Neuss, bestreitet indes vehement, die Niederlage im ersten von zwei Halbfinal-Duellen mit der als Vizemeister Westfalens angereisten TSG Herdecke absichtlich herbeigeführt zu haben.

Er stellt klar: „Unter der Woche gab es ein Gespräch mit Vorstand und Trainern – mit dem  Ergebnis: Der Kampf gegen Herdecke sollte in jedem Fall gewonnen werden.“ Doch als der langjährige Vereinsboss am Samstag in die Halle kam, bot sich ihm folgendes Szenario: Florian Luck, der im Schwergewicht auf die Matte gehen sollte, hatte sich kurz vor seinem geplanten Einsatz krank abgemeldet. Da sich die Landesliga-Vertretung schon auf dem Weg  zu ihrem Platzierungskampf befand (beim ASV Atlas Bielefeld setzte es eine 19:22-Niederlage), vermochte Trainer Max Schwindt auf die Schnelle keinen Ersatz zu beschaffen. Zudem konnte der Jugendliche Ibrahim Deziev in der Kürze der Zeit kein Gewicht mehr für die Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm machen. Damit war für die Gastgeber die Mindestanforderung von „neun einsatzfähigen Ringern, davon acht mit dem nötigen Gewicht“, nicht mehr zu erfüllen. Weil jedoch auch die Herdecker nur mit neun Aktiven antraten (davon zwei mit Übergewicht), wurde der Kampf mit 0:0 gewertet. Auf der Matte gewann Neuss dann nach Siegen von Deni Nakaev, Olimjon Kholikov, Julian Lejkin, Schamil Kasumov (alle fünf Punkte), Ayub Musaev, Kirill Surikow (beide 4) und Lom-Ali Eskijev (3) deutlich mit 31:15. Übrigens: Endet auch der Rückkampf 0:0, entscheidet das Los über den Einzug ins Finale. Dazu werde es aber niemals kommen, verspricht Kahlenberg: „Denn wir gewinnen am Samstag in Herdecke.“

Das eigentliche Dilemma wäre freilich selbst dann nicht gelöst. Kahlenberg erklärt: „Die Aufstiegspflicht in die 1. Bundesliga ist das Problem. Gäbe es eine 2. Liga oder ein Aufstiegsrecht, würden die Vereine, nicht nur in NRW, ihre Kämpfe anders abwickeln.“

Um Klubs wie dem KSK Konkordia Neuss, der TSG Herdecke und dem TV Essen-Dellwig, der beim 0:50 gegen den als niederländischen Vertreter nicht aufstiegsberechtigten KSV Simson Landgraaf sogar fünf Ringer mit Übergewicht im Kader hatte, zukünftig die Rolle des „Schwarzen Peters“ zu ersparen, hat sich nun auch Jens Nettekoven eingeschaltet. Der Präsident des Ringerverbandes NRW rät dem Deutschen Ringer-Bund (DRB) in einem offiziellen Brief, die Sache mit der Aufstiegspflicht noch mal zu überdenken. Kahlenberg setzt ebenfalls auf die (späte) Einsicht des Präsidiums, „denn in der 1. Liga können wir unsere Jugendlichen, bei allem Talent, nicht gegen körperlich extrem überlegene Männer antreten lassen – darüber sind wir uns mit deren Eltern einig.“

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