Bob Hanning über den Nachwuchs im Handball "Müssen Ausbildungsvereine stärken"

Dormagen · Bob Hanning, designierter Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Handball-Bundes (DHB), spricht Klartext.

 Bob Hanning gibt die Richtung vor: "Mit dem Handball haben wir ein Top-Produkt. Wenn wir alle Herausforderungen gemeinsam lösen, ist für mich der Olympiasieg 2020 Pflicht."

Bob Hanning gibt die Richtung vor: "Mit dem Handball haben wir ein Top-Produkt. Wenn wir alle Herausforderungen gemeinsam lösen, ist für mich der Olympiasieg 2020 Pflicht."

Foto: H. Jazyk

In erster Linie ging es für Bob Hanning am Wochenende darum, mit den von ihm trainierten Jungfüchsen Berlin im Rückspiel gegen den TSV Bayer Dormagen das Ticket für das Finale um die Deutsche Meisterschaft der A-Jugend zu lösen. Das gelang trotz der 26:31-Niederlage am Höhenberg, weil seine Schützlinge das Hinspiel mit 38:25 gewonnen hatten. Da der 45-Jährige aber als Manager des Erstligisten Füchse Berlin und designierter Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) über den eigenen Tellerrand hinausblickt, will er auch an der Zukunft seines Lieblingssports in Deutschland entscheidend mitwirken.

Als Ausbildungsverein besetzt für ihn der TSV Bayer Dormagen dabei eine tragende Rolle. "Der Verein hat eine Idee, das Miteinander ist klug durchdacht — es kommt etwas heraus für die Jugendlichen und den Handball", lobt er. Darum war es für ihn im Februar 2011 in seiner Funktion als Füchse-Manager selbstverständlich, den in argen Finanznöten steckenden DHC Rheinland mit der Abstellung von Fabian Böhm personell zu unterstützen. Dabei sei es ihm allerdings nicht um das Dormagener Bundesliga-Team gegangen, stellt er klar: "Mir ging es ausschließlich um die Perspektive des Handballs, schließlich bestand die Gefahr, dass die Sportart einen Standort verliert, an dem ein exzellentes Nachwuchskonzept umgesetzt wird." Außer Frage steht für ihn, dass Ausbildungsvereine wie der TSV gestärkt werden müssen, etwa durch die Wiedereinführung einer Ausbildungsabgabe. "Konkrete Vorschläge der Bundesliga liegen vor, wir haben uns mit dem DHB auseinandergesetzt." Er plädiert dafür, die Landesverbände, die seinerzeit das Ablösesystem gekippt hätten, zurück an den Verhandlungstisch zu holen und zu beteiligen. Schon recht zügig soll es konkrete Vorschläge geben. Hauptforderung: Kleinere Vereine, die Spieler an die Bundesliga heranführen, für ihre Mühen nicht nur finanziell, sondern auch ideell zu unterstützen. Hanning: "Es geht um Anerkennung und Respekt für das Engagement."

Genaue Vorstellungen hat Hanning auch von der Zukunft der Jugend-Bundesliga. Die ist bislang viergleisig — aufgeteilt in die Gruppen Nord, Süd, Ost und West —, soll in absehbarer Zeit aber zwei- oder zumindest dreigleisig werden, um das Wettkampfniveau zu erhöhen. "Aber natürlich ist mir klar, dass dabei eventuell zu viele Vereine auf der Strecke bleiben", schränkt er ein.

In einem drastisch veränderten Umfeld — demografische Entwicklung, Abitur schon nach Klasse 12 (G8), Ganztagsschule — könne es zudem nicht mehr nur um die Vermittlung handballspezifischer Dinge gehen, fordert Hanning. "Wir müssen Perspektiven und Möglichkeiten des Leistungssports aufzeigen. Es geht um Schule, Ausbildung und Studium, aber auch um das Benehmen in der Öffentlichkeit — auf diese Herausforderungen muss der DHB Antworten finden." Gelingt das, und dabei sitzen Vereine, Liga und Verbände in einem Boot, prophezeit Hanning dem Handball eine rosige Zukunft. "Dann ist der Olympiasieg 2020 Pflicht. Das Potenzial ist da."

(NGZ/ac)
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