Korschenbroich Hobby-Archäologe entdeckt alte Scherben

Korschenbroich · Auf der Baustelle, wo früher die Burg Steinhausen stand, hat Erich Otten (85) viele Artefakte aus der römischen Eisenzeit gefunden.

 "Bewaffnet" mit seiner kleinen Schaufel hat der Hobby-Archäologe Erich Otten schon so manchen Fund an der Steinhausener Hofesfeste ausgegraben – zum Beispiel Scherben aus der römischen Eisenzeit.

"Bewaffnet" mit seiner kleinen Schaufel hat der Hobby-Archäologe Erich Otten schon so manchen Fund an der Steinhausener Hofesfeste ausgegraben – zum Beispiel Scherben aus der römischen Eisenzeit.

Foto: Lothar Berns

Auf dem Gelände der ehemaligen Burg Steinhausen, wo sich zurzeit Bagger mit ihren großen Schaufeln in den Boden fressen, wird nicht nur tonnenweise Erde freigelegt. Auch Artefakte aus längst vergangenen Zeiten kehren dabei an die Erdoberfläche zurück.

Auf dem Gelände am Wasserweg entsteht zurzeit ein Neubaugebiet — rund 20 Häuser sieht der Bebauungsplan der Stadt vor. Die Fläche für die neuen Wohnhäuser grenzt jedoch direkt an das denkmalgeschützte, ehemalige Steinhausener Burggelände. Das rief Erich Otten auf den Plan. Der langjährige ehrenamtliche Mitarbeiter des Rheinischen Amts für Bodendenkmalpflege vermutete, dass sich auch im Boden des nicht denkmalgeschützten Bereiches Artefakte verbergen.

Schon als der erste Kabelgraben auf dem Gelände ausgehoben wurde, kletterte der 85-Jährige hinein und machte prompt den ersten Fund: Eine Scherbe aus der römischen Eisenzeit. Zuvor sah er lediglich eine graubraune Verfärbung im Lehmboden. Nach diesem Fund versicherte Otten, nun erst recht ein Auge auf den weiteren Baufortschritt zu werfen. Und das tat er auch. Es folgten weitere Ausgrabungen. Otten fuhr jeden zweiten Tag zur Baustelle, um weitere Untersuchungen in den ein Meter tiefen Grabungen zu machen. Im April holte er 30 weitere Scherben aus dem Lehmboden. Alles mit Genehmigung der Overather Außenstelle des Rheinischen Amts für Bodendenkmalpflege und dem befreundeten Neusser Archäologen und Historiker Dieter Hupka, der die Funde mitsamt Bodenprobe an das Amt für Bodendenkmalpflege weiterleitete. Dank des Baggerfahrers Heinz-Willi Hansen machte Otten nun den nächsten Fund. "Er hat Verfärbungen im Boden bemerkt, die Grabungen gestoppt und mich kontaktiert" sagte Otten, der daraufhin erneut einige Scherben aus der römischen Eisenzeit fand.

Dass nun auch die nächsten Parzellen des Neubaugebietes bebaut werden sollen, findet Erich Otten schade. "Die Stadt sollte sich überlegen, ob sie den Bereich hinter der Hofesfeste nicht auch unter Bodendenkmalschutz stellt", sagt der 85-Jährige. Der Hobby-Archäologe vermutet weitere "Schätze" im angrenzenden Erdreich.

Doch Hoffnung auf eine Erweiterung des Bodendenkmalschutzes gibt es wenig. "Diesbezüglich gibt es keinerlei Pläne. Die Baugenehmigungen wurden erteilt", erklärt Dieter Hoffmans, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, Planung und Bauordnung der Stadt Korschenbroich. Hoffmans versichert jedoch, dass das bodendenkmalgeschützte Gelände, auf dem einst die erstmals im Jahr 1382 erwähnte Burg Steinhausen stand, nicht angerührt wird. Nur eine Infotafel, die auf den historischen Standort aufmerksam machen soll, wird bald aufgestellt.

Die Ausgrabungen rund um die ehemalige Burg Steinhausen waren wohl das letzte archäologische Projekt, das Erich Otten begleitet. "Mein Körper macht diese Aktivitäten nicht mehr mit", gibt der Senior zu und kündigt an: "Hiernach ist Schluss."

(NGZ)
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