Fußball Jüchen gräbt sich selbst ein tiefes Loch

Jüchen · Bei der völlig überflüssigen 1:3-Heimniederlage gegen Amern schwächt sich der Fußball-Landesligist mit zwei Platzverweisen.

Michele Fasanelli musste nach dem Abpfiff einen Moment lang innehalten, kurz nachdenken. Mit ernster, enttäuschter Miene sagte er schließlich: „Herzlich willkommen auf dem Boden der Tatsachen.“ Gemeint war freilich sein VfL Jüchen/Garzweiler, der sich mit einer 1:3-Heimniederlage (1:0) gegen die VSF Amern vorerst in den Tabellenkeller der Landesliga gespielt hat.

Was den Trainer dabei so sauer machte: Jüchen verlor das Spiel nicht, weil der Gegner besser war. Im Gegenteil, beim Pausenstand von 1:0 und mehreren guten Gelegenheiten war alles angerichtet für die ersten Punkte der noch jungen Saison. „Amern hat hochverdient gewonnen, weil sie einfach mehr getan haben“, fand Fasanelli. Und ein Spiel zu verlieren, weil der Kontrahent mehr läuft und arbeitet, die Punkte – so banal diese Aussage meistens ist – einfach mehr will, das ist für den Trainer unerträglich. Dementsprechend angefressen reagierte der 34-jährige auf seine hochkarätig besetzte Truppe: „Die Spieler sind im Kopf noch bei irgendwelchen Probetrainings in der Regionalliga, in die sie ja auch alle gehören. So ein Spiel gegen Amern in der Landesliga, das macht man doch mit links.“

Statt auf Kurs des gesicherten Mittelfeldplatzes der Vorsaison und der Ambition, vielleicht sogar mal bei den Top Sechs anzuklopfen, muss der VfL nun zusehen, dass er nicht in den Abstiegskampf gerät. Dabei lief das Spiel eigentlich gut. Nach feiner Vorlage von Kosta Jamarishvili traf Thorben Schmitt per Grätsche zur Führung (23.), mehrere Gelegenheiten zum 2:0 waren in der Folge vorhanden. Stattdessen traf Amern mit etwas Glück nach einer Ecke zum Ausgleich (52.), als Maik Lambertz ein Querschläger genau auf die Füße fiel. Entscheidend war schließlich eine völlig überflüssige Aktion von Philipp Erkes, der nach einem vermeintlichen Foul an der Strafraumgrenze die Gelbe Karte sah. Darüber, ob diese vertretbar war, lässt sich streiten. Darüber, dass Schiedsrichter Alexander Kustermann nach dem lautstarken Ausraster Erkes’, der dem Offiziellen förmlich ins Gesicht brüllte, gar nichts anderes übrig blieb, als „Gelb-Rot“ zu zücken, nicht. Das Schicksal nahm seinen Lauf, nun drückend überlegende Amerner erhöhten durch die Japaner Sosuke Fukuchi (71.) und Ken Sakai (77.). Den unrühmlichen Schlusspunkt setzte Jonas Kell, der nach einer brutalen Grätsche zu Recht die glatt Rote Karte sah (83.).

Jüchen, das in der ersten Halbzeit stabil wirkte und die Partie im Griff hatte, ließ in der letzten halben Stunde des Spiels schon besorgniserregend nach. „Da kam überhaupt nichts mehr von uns“, fand Fasanelli. Schon zuvor traten die altbekannten Probleme im Angriff auf. In Jamarishvili verfügt der VfL über einen starken Individualkicker auf der Außenbahn, der starke Thorben Schmitt tut als hängende Spitze alles, was sein fortgeschrittenes Alter noch zulässt. Davor fehlt in Abwesenheit des gesperrten Sven Raddatz’ aber ein Spieler, der konstant Tore schießen kann. Manuel Sousa ist ein kampfstarker Dauerläufer. Ihm dabei zuzusehen, wie er im Strafraum reihenweise perfekte Zuspiele verstolpert, war am Donnerstag allerdings frustrierend.

„Wir müssen jetzt ganz schnell aufwachen. Ich bin mal gespannt, was am Sonntag passiert“, fordert Fasanelli. Dann ist seine Viktoria ab 15.30 Uhr beim Aufsteiger VfB Solingen zu Gast.

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