Rhein-Kreis Neuss Neuer Service für Demenz-Patienten

Rhein-Kreis Neuss · Mit 270 000 Euro fördert das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium ein Projekt zur besseren Versorgung Demenzkranker in Krankenhäusern. Die Kliniken im Rhein-Kreis beschäftigen sich bereits mit diesem Thema.

 Thorsten Clever (li.), Küchenchef im Johanna-Etienne-Krankenhaus, zeigt Fingerfood-Variationen für Patienten, die unter einer Demenz leiden.

Thorsten Clever (li.), Küchenchef im Johanna-Etienne-Krankenhaus, zeigt Fingerfood-Variationen für Patienten, die unter einer Demenz leiden.

Foto: A. Woitschützke

Patienten mit Demenz werden in den kommenden Jahren in Krankenhäusern zunehmen. Und darauf müssen die sich einstellen. So wird im Neusser Johanna-Etienne-Krankenhaus seit Anfang Mai speziell für diese Menschen bereits Fingerfood angeboten. Denn viele haben Schwierigkeiten, mit Messer und Gabel zu essen", sagt Petra Wienands, Pflegeleiterin auf der neurologischen Station — und bereits seit Oktober 2011 auch Leiterin der "Arbeitsgruppe Demenz".

Vor zwei Jahren hat sie an einer 80-stündigen Fortbildung "Demenz im Krankenhaus" teilgenommen. "Ein halbes Jahr danach haben wir die Arbeitsgruppe mit jeweils einem Kollegen aus jeder Fachabteilung gegründet", berichtet Petra Wienands. Einmal pro Monat sitzt das Team zusammen. "Zuerst haben wir grundsätzlich über das Thema Demenz gesprochen. Jetzt sind wir dabei, konkrete Projekte in die Tat umzusetzen", sagt sie.

Eins davon ist der Biografie-Bogen. In dem sollen eben nicht nur Lebensdaten aufgenommen werden, sondern auch Gewohnheiten, die den normalen Tagesablauf des Patienten bestimmen, seine Ängste, seine Vorlieben. Wird der Patient entlassen, zum Beispiel in eine anschließende Reha-Maßnahme, sollte der Biografie-Bogen genauso weitergegeben werden wie die Krankenakte. Außerdem werden im "Etienne" die Patienten bald sogenannte "Identifikations-Armbänder" tragen. Das wird allerdings für alle stationär Aufgenommenen gelten. Solche Bänder sind auch in den beiden Kreiskrankenhäusern in Grevenbroich und Dormagen geplant, wie deren Krankenhausdirektor Ralf H. Nennhaus sagt.

Darüber hinaus gebe es in jedem der beiden Häuser eine Arbeitsgruppe Demenz, so Nennhaus. Zurzeit werde in der chirurgischen Abteilung in Grevenbroich ein besonderer Bereich für Demenzkranke eingerichtet. Das soll es später auch in Dormagen geben. "Unsere Mitarbeiter werden für solche Patienten sensibilisiert", sagt Nennhaus. Allerdings könne man keine Türen schließen.

Spezielle Schulungen, wie mit "Fluchtpatienten" umzugehen ist, hatten die Mitarbeiter des Neusser Lukaskrankenhaus schon vor Jahren, teilt Sprecher Dr. Andreas Kremer mit. "Wenn ein höherer Pflegeaufwand notwendig ist, gewährleisten wir das", fügt er hinzu.

Landesweit sind nicht alle Krankenhäuser so weit. Damit Demenzerkrankte in Krankenhäusern besser versorgt werden, finanziert das Landes-Gesundheitsministerium mit 270 000 Euro ein Unterstützungsprogramm, das "Förderung der Umsetzung demenzsensibler Versorgungsprojekte" heißt. Angeboten wird es von der Gesellschaft für soziale Projekte (GSP) in Wuppertal.

"Geplant sind ab November sechstägige Workshops, zu denen die Krankenhäuser einen Mitarbeiter schicken können, der mit Ideen und Vorschlägen zurück kommt, um dann in Arbeitsgruppen zu klären, was vor Ort umgesetzt werden kann", sagt Susanne Angerhausen von der GSP. Eine erweiterte Anamnese, große Zahlen oder Symbole an den Zimmertüren, die die Orientierung erleichtern, sowie einen strukturierten Tagesablauf mit gemeinsamem Singen, Essen, Zeitung lesen sind nur einige Beispiele, die umgesetzt werden könnten. "Auch werden wir vorstellen, was bereits gemacht wird", sagt Angerhausen. Dazu könnte auch das Fingerfood-Angebot im "Etienne" gehören.

(NGZ/rl)
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