In der Stadthalle Neuss Baskische Premiere bei den Tanzwochen

Neuss · Die Gruppe „Dantzaz“ aus Errenteria eroberte die Stadthalle bereits im ersten kurzen Teil ihrer Aufführung. Zum Schluss wurde eine menschenverachtende Idee ad absurdum geführt.

 Aus dem baskischen Errenteria ist Dantzaz angereist.

Aus dem baskischen Errenteria ist Dantzaz angereist.

Foto: Jan Pol Dunand

Der erste Besuch einer baskischen Compagnie bei den Neusser Tanzwochen war mit Spannung erwartet worden. „Growing young“ hieß das Motto der künstlerischen Leiterin Adriana Pous. Nach temporeichen anderthalb Stunden zeigte sich das Publikum begeistert.

Die Gruppe „Dantzaz“ stammt aus Errenteria, einer nur wenige Kilometer von der französischen Grenze gelegenen Kleinstadt. Immerhin gibt es dort mit dem „Mugaritz“ eins der zehn weltbesten Restaurants.

Besonders stolz aber sind die Tänzer auf ihre baskische Sprache, eins der rätselhaftesten Idiome Europas. So hat das zweite „z“ in dem Namen der Truppe eine besondere Bedeutung. Es heißt so viel wie: unser Wesen ist der Tanz. Der erste Teil des ursprünglich auf vier Segmente hin geplanten Abends hieß „Esclavos Felices“ (Glückliche Sklaven). Drei Paare, gekleidet in fleischfarbene Kostüme, trafen sich am linken Rand der großen Bühne. Man übte sich in Gelenkigkeit, korrigierte beim Partner die vielleicht durch monotone Arbeit überdehnten Gelenke. Mit der Eroberung der Tanzfläche zeigte sich: hier waren die sonst so gequälten Wesen unter sich, hier konnten sie ausgelassen sein. Eine kratzende Schellackplatte gab den Ton an für die knapp bemessene Freizeit. Man turnte, freute sich an Harlekiniaden, man wollte nichts anderes sein als frech. Bereits mit diesem kurzen ersten Teil hatte „Dantzaz“ die Stadthalle erobert.

Der zweite Teil hieß „Lead“, auf Englisch also doppeldeutig „Führung“ oder „Blei“. Ging es hierbei um die Bleimine, in der die Sklaven schuften mussten? Wohl eher nicht, denn jetzt war die gesamte Truppe von zehn Tänzern auf der Bühne, und die zeigten alle auf spannend vielfältige Weise, was „Führung“ bedeutet. Nämlich Dominanz, Zurückweisung von Gemeinsamkeit auch in der Paarung. Oder auch die absichtliche Durchbrechung von Gruppenformationen. Hüftbreit, die Arme nach oben gestreckt und die Hände zu Fäusten geballt, das war die immer wiederkehrende Siegerpose. „The Winner takes it all“, während die Verlierer als Gaffer eine Mauer bilden. Um eine richtige Mauer ging es dann nach der Pause im leicht veränderten Teil des ursprünglichen „Dantzaz“-Programms.

Zunächst erschien ein Podium, es regnete Konfetti, und die Musik intonierte die Erkennungsmelodie des amerikanischen Präsidenten: „Hail to the Chief“. Dann folgten, vielfach wiederholt, die Worte Donald Trumps über die Grenzmauer zum Nachbarland Mexiko: „Wir werden diese Mauer bauen“. Völlig undurchdringlich sollte sie sein, so Trump immer wieder, während weiße Hände und Füße aus allen Ritzen einer Mauer winkten. Und andere Tänzer die Barriere mühelos übersprangen oder unterquerten. „Auf der Mauer, auf der Lauer“ heißt es im Kinderlied.

Mit tänzerischer Leichtigkeit wurde hier eine menschenverachtende Idee ad absurdum geführt.

wurde hier eine menschenverachtende Idee ad absurdum geführt.

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