Sasha singt im Remscheider Eventgarten Voller Einsatz vor leeren Plätzen

Remscheid · Sasha galt als einer der Haupt-Acts beim Eventgarten auf dem Schützenplatz. Doch die Besucherzahlen am Mittwochabend waren mehr als enttäuschend.

 Sasha liebt die Bühne - offensichtlich auch die in Remscheid vor nur wenigen Zuschauern.

Sasha liebt die Bühne - offensichtlich auch die in Remscheid vor nur wenigen Zuschauern.

Foto: Daniele Funke

Die junge Frau mit der bunten Weste schüttelt ungläubig den Kopf. „Ich glaub das jetzt echt nicht“, stöhnt sie entsetzt, während ihr Blick über den Festivalbereich vor der Bühne schweift, „schon bei Culcha Candela war es nicht voll, aber das ist echt der traurige Höhepunkt.“

Es ist kurz vor 20 Uhr, in wenigen Minuten soll das Konzert von Sasha und seiner Band starten. Maximal ein Drittel der aufgestellten Liegestühle im vorderen Sandstrandbereich ist besetzt. An den Stehtischen dahinter stehen einige Besucher in Gruppen zusammen, auf den Tribünen haben gerade drei, vier Personen Platz genommen. An den zahlreichen Getränkebuden und in den Gesichtern der Ordner: gähnende Leere.

Man könnte es so formulieren: Jedes Weinfest einer Kleinstadt im Erzgebirge ist besser besucht. Doch den erfolgreichen deutschen Popmusiker Sasha scheint das nicht zu stören. Als er um kurz nach acht gemeinsam mit seinen neun Musikern die Bühne betritt, strahlt er ins Publikum, als stände er im ausverkauften Wembley-Stadion. Gebräunt, mit gegelten Haaren, mit blauer Stoffhose und farblich passendem Hawaii-Hemd schafft er es mühelos, dass sich bereits nach wenigen Sekunden die Besucher aus den tiefen Liegestühlen hieven, mitklatschen- und tanzen. In „Front of stage“, in erster Reihe vor der Bühne, hat sich eine eingeschworene Fanbase versammelt – alle weiblich, textsicher und mit nackten Füßen im aufgeschütteten warmen Sand. Und sie bekommen einiges geboten.

Denn wenn Sasha – mittlerweile auch schon 50 – etwas beherrscht, dann ist es neben seinem Gesang die Fähigkeit zu unterhalten. Sasha ist der geborene Entertainer Seine lebendige Mimik, seine Bewegungen (Hüftrollen, Hopsen, sein schneller stilistischer Wechsel von Hip-Hop in Rockabilly, von seichter Popmusik in zuckende Elvis-Imitationen), all das gespickt mit einer ordentlich großen Portion Selbstironie, das alles macht den gebürtigen Soester zu einem wahren Unterhaltungskünstler.

Man könnte sagen: Sasha ist Deutschlands Antwort auf Robbie Williams. Auch er liebt die Interaktion mit dem Publikum. Er schäkert, albert herum, grinst, blinzelt, setzt mal auf Sexappeal, mal auf Jungmännercharme – und das alles macht genau deshalb soviel Spaß, weil es auf hohem Niveau passiert. Denn Sasha hat eine fantastische, wandelbare Stimme, er kann hervorragend improvisieren, imitieren.

So wechselt er wie ein Hochgeschwindigkeits-Chamäleon von Elvis zum mundharmonikaspielenden Bluesmusiker, er swingt, er rappt und beendet seinen Song schließlich mit einem religiösen Halleluja. Das alles funktioniert natürlich nur dank seiner hervorragenden neunköpfigen Band, allen voran der charismatische Gitarrist Chris Vega.

„Am Strand von Remscheid ist es richtig schön“, ruft Sasha ins Publikum und zeigt sein berühmtes spitzbübisches Grinsen. Und beim Song „I‘m coming home“ lässt der Wahl-Hamburger das Publikum noch wissen, dass auch seine Schwiegereltern anwesend seien. „Die kommen hier aus der Ecke.“

Letztlich endet der Auftritt von Sasha nach rund eineinhalb Stunden mit einem seiner größten Erfolge. „If you believe“ sei der Song, der ihm soviel ermöglicht habe, erklärt der Musiker, bevor er und seine Band sich von Remscheid verabschieden.„War super“, schwärmt die Besucherin mit der bunten Weste und ihre Augen strahlen. „Nur ein Vollprofi wie Sasha bietet so eine souveräne Show vor so wenig Publikum. Das war großartig, wenn auch ein wenig zu kurz.“

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