#RheinStories in Remscheid Wenn sich Mathe und Alltag begegnen

Remscheid · Daniel Jung hat sich bei YouTube als „Mathe-Retter“ einen Namen gemacht – er zählt inzwischen eine Viertel Milliarde Klicks. Am Dienstag bekam er Besuch von den #RheinStories.

 Die RP-Journalistinnen Maren Könemann (l.) und Marie Ludwig lassen sich von Daniel Jung für Mathe begeistern.

Die RP-Journalistinnen Maren Könemann (l.) und Marie Ludwig lassen sich von Daniel Jung für Mathe begeistern.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Daniel Jung ist in seinem Element. Keine Spur von Unsicherheit, kein Zögern. Er steht an der weißen Tafel in seinem Remscheider Büro, zaubert innerhalb weniger Sekunden ein Koordinatensystem und nimmt sich eines seiner Lieblings-Phänomene vor: den Unterschied zwischen linearem und exponentiellem Wachstum.

Er lacht in die Kamera, setzt den schwarzen Stift an und stellt dann fest: „Beim linearen Wachstum geht dann irgendwann die Luzie ab.“ Die Kurve im Koordinatensystem steigt. Es dauert kaum zwei Minuten und Daniel Jung hat eine der Grundlagen erklärt, mit der Schüler und Schülerinnen im Matheunterricht stundenlang kämpfen.

Längst hat sich der Unternehmer aus Remscheid mit seinen Mathe-Videos bei YouTube so zum Star gemausert. In dieser Woche knackt er wohl die Marke von einer Viertelmilliarde Klicks. Und seine Zuschauer – meist Schüler und Studierende, aber immer öfter auch Lehrkräfte – loben ihn in den Himmel. Er habe ihr Leben gerettet, schreiben sie ihm. Oder: Dafür brauchen Lehrer ein ganzes Schuljahr.

Am Dienstagmorgen sitzt keine Internetcommunity am Computer als Daniel Jung sein Erklärstück präsentiert, stattdessen haben Marie Ludwig und Maren Könemann am Konferenztisch Platz genommen. Die beiden Journalistinnen der Rheinischen Post machen mit ihrem Bulli „Rheiner“ in dieser Woche Station im Bergischen Land.

In Remscheid haben sie sich mit Daniel Jung verabredet und schnell wird deutlich: Sie sprechen die gleiche Sprache. Die Welt der Netzwerke und Internetplattformen ist ihm so vertraut wie den beiden Journalistinnen. Als Ludwig und Könemann ihre Handykameras anschalten, legt der 38-Jährige los. „In der Schule lagen morgens immer ein paar Hefte auf meinem Tisch“, erzählt Jung, „ich habe dann die Hausaufgaben für die anderen erledigt“. Mathe habe ihm einfach gelegen. Schon immer. Und das merken auch die Zuschauer seiner Videos. Mathematik im Alltag statt leerer Formeln: Das ist seine Philosophie.

Marie Ludwig und Maren Könemann hören zu, drehen und fotografieren – und lassen sich anstecken. „Ich hatte Deutsch und Geschichte im Abi“, erzählt Marie Ludwig und lacht, „Mathe musste also sein, war aber nicht gerade mein Lieblingsfach“.

Aber als Daniel Jung zu erklären beginnt und Phänomene des Alltags in Formeln und Koordinatensysteme bringt, scheint der Funke überzuspringen. Schließlich stellt er der RheinStories-Community eine Rechenaufgabe zum Mitmachen. „Keine Angst“, sagt er, „Mathe ist gar nicht doof“. In der Schule als Lehrer wäre er wohl versauert, erzählt der „Mathe-Retter“ dann. Deswegen habe er sich schon während seines Sportstudiums in Köln selbstständig gemacht, zuhause mit der Tafel auf dem Bierkasten Videos gedreht, dann ein Buch geschrieben. Inzwischen hat er Büros in Remscheid, Köln und Hamburg. Gerade arbeitet er an einem neuen Projekte in der Hafencity mit, bei dem er sich auf Podcasts konzentrieren will.

Am Dienstagmorgen plaudert er ein bisschen aus dem Nähkästchen, sinniert über die Zukunft von digitalen Bildungsangeboten und über die Veränderung von Schule. Und er stellt sich den Fragen der Journalistinnen. Ihre letzte lautet schließlich wie immer: „Was ist Heimat für dich?“ Die Antwort kommt prompt – wie immer, wenn er eine Frage gestellt bekommt: „Zuhause mit meinem Neffen den Wald entdecken“. Fernab von digitalen Medien, aber nah dran an mathematischen Phänomenen.

RheinStories in Remscheid bei Daniel Jung: Mathe schnell erklärt
Foto: RP Grafik

Nach sieben Wochen auf Tour ist Daniel Jung übrigens der erste, der aus dem Besuch der RheinStories schließlich auch seine eigene große digitale Geschichte macht: Ohne Foto und kurzem Video mit Bulli Rheiner lässt er die beiden ihre Tour durchs Bergische Land nicht fortsetzen.

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