Kultur in Remscheid Jörg Knör füllt die Klosterkirche mit Leben

Lennep · Die Lenneper Klosterkirche hat den kulturellen Betrieb wieder aufgenommen. Am Freitag war der beliebte Parodist Jörg Knör zu Gast – und das gleich zweimal. Die Vorstellungen waren nahezu ausverkauft.

 Parodist Jörg Knör hatte am Freitag sichtlich Spaß auf der Bühne der Klosterkirche.

Parodist Jörg Knör hatte am Freitag sichtlich Spaß auf der Bühne der Klosterkirche.

Foto: Jürgen Moll

Es war natürlich eine Doppelbelastung für den Wuppertaler Parodisten Jörg Knör am Freitagnachmittag und -abend in der Klosterkirche. Und gleichzeitig markierten die beiden Auftritte um 17 und 20 Uhr den Neustart des kulturellen Lebens in Lennep.

Entsprechend glücklich begrüßte Kulturmanagerin Sonja Tewinkel die 96 Gäste: „Wie schön, dass Sie alle wieder da sind und den Minoritensaal mit Leben füllen.“ Und seinen Teil dazu bei trug natürlich auch Knör, der sein Programm „In 90 Minuten um die Promi-Welt“ mit sichtlich viel guter Laune und Engagement präsentierte. Dabei sei die 90 natürlich nur ein grober Richtwert. „Normalerweise spiele ich in der Klosterkirche immer solange, bis es dem Publikum gefällt – und das kann dann schon mal dauern . . .“ Das wiederum war natürlich Mumpitz – der Parodist mit Wohnsitz in Hamburg hatte sein Publikum schon nach wenigen Augenblicken respektive Sätzen fest in der Hand.

Sei es nun mit seiner brandneuen Udo-Jürgens-Hommage, einer Ode ans Wohnmobil zur Melodie von „Ein ehrenwertes Haus“, für die er schon bald eine höhere Textsicherheit versprach. Oder mit den immer wieder gerne gehörten Parodien von Reiner Calmund, Dieter Bohlen oder Angela Merkel. Gerade die Kanzlerin war natürlich schon immer ein gefundenes Fressen für jeden Parodisten. Und so war die Heiterkeit vor allem bei der Unterhaltung zwischen Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron groß, die in humorvoll-schwülstigem „Je-t’aime“-Gestöhne mit Musik vom Band mündete.

Knör hatte sichtlich Spaß und natürlich kokettierte er mit der langen Corona-Auszeit. „Jetzt können Sie auch klatschen. Aber es muss schon ehrlich bleiben. Sie müssen jetzt nicht den Applaus der vergangenen sechs Monate kompensieren.“ Andererseits hatte Knör das Fischen nach Komplimenten gar nicht nötig. Wenn man etwa die grandiose Parodie von Tom Jones mit dessen Queen Elizabeth II. gewidmeten Hit „She’s a Lady“ zum Maßstab nahm, oder den Willy Brandt zur Einführung des Farbfernsehens – dann wurde deutlich, wie authentisch Knör sich in seine parodierten Figuren hineinversetzen konnte. Schloss man die Augen, konnte man die Persönlichkeiten direkt vor sich sehen. So etwa auch Heinz Erhardt und die unvergessene Trude Herr, von denen Knör eine Szene aus dem Film-Klassiker „Natürlich die Autofahrer“ auf unnachahmliche Weise quasi nachsynchronisierte.

Böser Humor war natürlich auch mit dabei, etwa wenn er dem großen Harald Juhnke eine freche Hommage erwies, indem er zum einen seinen Auftritt bei „Willkommen im Club“ nachsang und -tanzte. Und dann eine, natürlich rein fiktive, Szene im heißen Sommer am Grab des großen Entertainers schilderte: „Jetzt muss der Friedhofsgärtner die Pflanzen ja ausgiebig wässern. Und der sagt dann immer: ‚Dit gibtet doch gar nich, die Pflanzen soofen ja mehr als der Untermieter . . .‘“

Dieser Freitagabend war letztlich ein schöner, humorvoller und mutmachender Wiedereinstieg ins Kulturleben. Schön, weil man als regelmäßiger Besucher in der Lenneper Klosterkirche merkte, wie sehr man den Minoritensaal doch vermisst hatte. Humorvoll, weil man über Gerhard Schröder, Rudi Carrell, Hans-Dietrich Genscher, Karl Lagerfeld, Arnold Schwarzenegger, Helmut Schmidt und Boris Becker in der Parodie von Jörg Knör einfach sehr gut und ausgiebig lachen konnte.

Mutmachend, weil der Abend eben auch zeigte, dass die Kultur im Corona-Zeitalter nicht nur möglich war, sondern auch ganz genauso viel Spaß wie vorher machte. Trotz aller nötiger, richtiger und wichtiger Einschränkungen, die die Corona-Zeit nun einmal mit sich bringt.

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