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Auftritt in Remscheid Gag-Feuerwerk mit dem unglaublichen Heinz

Remscheid · Heinz Gröning kam gezwungenermaßen mit einer leichten Verspätung auf die Bühne der Remscheider Schatzkiste. Er musste noch auf einige Gäste warten.

Der unglaubliche Heinz gab in der Remscheider Schatzkiste die Richtung vor.

Der unglaubliche Heinz gab in der Remscheider Schatzkiste die Richtung vor.

Foto: Jürgen Moll

Das Eis, so der unglaubliche Heinz vom Niederrhein – alias Heinz Gröning –, sei in der Schatzkiste direkt zu Beginn seines Auftritts am Donnerstagabend gebrochen worden. Dabei hat sich dieser Beginn doch tatsächlich um etwa eine Viertelstunde verschoben – weil eine Gruppe Gäste, nun, sagen wir mal, sehr knapp zum Essen in das Restaurant „Meine Kleine“ gekommen war. Und entsprechend hat das mit dem pünktlichen Aufschlagen im Obergeschoss nicht wirklich geklappt. Tja nun, auch Timing will gelernt sein.

Es spricht jedenfalls eindeutig für den ehemaligen Arzt, der die Praxis allerdings schon Anfang der 90er gegen die Kleinkunstbühne eingetauscht hat, dass er sich davon weder die Laune verderben lässt, noch beleidigt reagiert hat. Verständlich gewesen wäre es allemal – zeugt so etwas doch nicht gerade von Respekt vor dem Künstler. Aber dazu ist der unglaubliche Heinz viel zu positiv eingestellt. Nicht umsonst heißt der Refrain seines ersten Liedes „Glaubt ihr an die Macht der Lachkraft?“ Und jede Menge „Hammer-Pointen, bei denen ich genau weiß, wo gelacht werden … müsste“, hat er ebenfalls mitgebracht.

Grundsätzlich geht es in seinem immer noch aktuellen Programm „Der perfekte Mann – eine Laughstory“ um dieses große Mysterium Mann und Frau. „Der perfekte Mann versteht jedes Wort seiner Frau – noch ehe sie es überhaupt gedacht hat.“ Ja, man kann dieses Sujet auch anspruchsvoll verwursten, Herr Barth! Denn es ist alles andere als platt, was der unglaubliche Heinz da im weiteren Abendverlauf präsentiert. Es ist nämlich ein echter Wortakrobat an dem 52-Jährigen verloren gegangen. Der bringt, wie nebenbei, Goethes Faust, ein latent-prolliges „Scheiße aus dem Äther holen, Helladiladilo, kein Problem, dank Dieter Bohlen, Helladiladilo“, seine Liedermacherliege sowie Politik- und Gesellschaftskritik in nur einer Nummer unter.

Denn eigentlich ist es kein reines Stand-up, das der unglaubliche Heinz hier in die Schatzkiste bringt. Nein, er spielt auch immer wieder Gitarre, oder begleitet damit zumindest seine Gags – die er zudem praktisch im Sekundentakt raushaut. Da liegt er etwa gemütlich in besagter Liedermacherliege, die Gitarre in der Hand, das Mikrofon vor der Nase, und unter dem sehr ausgelassenen Gelächter seines Publikums kommen dann Sätze wie diese in bester Heinz-Erhardt-Schüttelreim-Manier, und noch dazu völlig nonchalant und trocken dargebracht: „Es gibt Männer, die verhüten nicht mit ihren Tüten, sondern ganz schlicht mit ihrem Gesicht.“ Oder: „Ich habe gelesen, dass Wein immer besser wird, je länger er liegt. Genau wie bei mir. Und wenn meine Frau dann das nächste Mal zu mir sagt: Steh auf, Du faule Sau! Dann kann ich antworten: Das geht nicht, ich bin noch nicht gut genug.“

Im nächsten Augenblick sinniert der unglaubliche Heinz dann über „Dinge, die es eigentlich nicht mehr geben dürfte“, nämlich „Burnout bei Feuerwehrmännern. Oder auch Doppelkopfturniere für siamesische Zwillinge. Oder freie Mitarbeiter im Knast.“ Das hat dann zwar nicht mehr so viel mit dem Geschlechterkonflikt zu tun, funktioniert aber als Pointen-Dauerberieselung ganz hervorragend.

Er kann aber auch nachdenklich bis ernst, der unglaubliche Heinz. Was durchaus etwas überrascht, wenn es zwischen lakonischen Weisheiten wie „Alkohol ist die flüssige Variante von Photoshop“ oder dem Bekenntnis positioniert ist: „Immer dann, wenn mir langweilig ist und ich auf der Couch sitze, hole ich meine Voodoo-Puppe von Markus Söder hervor und bohre ihm eine Nadel in den Kopf. Dann schalte ich den Fernseher ein – und tatsächlich: Er gibt wieder hirnlose Scheiße von sich.“ Danach frage er sich immer, was passiere, wenn die Leute irgendwann herausfänden, dass er daran schuld sei. Das Nachdenkliche passt dann aber eben doch auch ins Programm, etwa in einem Song mit dem Refrain: „Alles kann man ändern, die Frage lautet schlicht – warum tun wir es nicht?“

Ja, warum eigentlich nicht? Oder ist vielleicht der Besuch einer Comedy-Show bereits ein Schritt in die richtige Richtung? Ein Schritt in Richtung von etwas ändern? Ehe man näher darüber nachdenken kann, geht es aber schon wieder witzig weiter. Mit einer Hymne für NRW – „nur: worüber eigentlich?“. Ihm sei dann aber etwas eingefallen, und es ist nicht ganz klar, ob da nicht auch die Muse des seligen Heinz Erhardt den unglaublichen Heinz geknutscht hat: „Wir hier in Nordrhein-Westfalen haben ohne zu prahlen die höchsten Einwohnerzahlen.“ Unglaublich – aber wahr!

Vita Heinz Gröning wurde am 18. November 1965 in Emmerich geboren. Er hat zunächst Medizin studiert und als Arzt im Praktikum in der Pathologie gearbeitet. 1993 hat er sein erstes Soloprogramm „Mehr als nur eine Lesung“ veröffentlicht. „Der perfekte Mann – Eine Laughstory“ ist bereits sein 15. Programm, veröffentlicht hat er es 2020.

Termine Zwei Termine gibt es in der Schatzkiste noch im Dezember – jeweils freitags, 9. und 16. Dezember, um 20 Uhr spielt das Ensemble der Schatzkiste „Angriff der Weihnachtsmänner!“.

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