Remscheid Mai-Kundgebung mit großer Beteiligung

Remscheid · Rote Fahnen und Transparente vor großer Bühne, ringsherum im weiten Umkreis Stände verschiedener Parteien, Verbände und Vereine mit Informationsmaterial und internationalen Leckereien. Und mittendrin gut gelaunte Menschen, die dieses Zusammentreffen auch an diesem 1. Mai sichtlich genossen und sich auf das Familienfest ab Mittag einrichteten, bei dem zahlreiche Gruppen mit Gesang und Tanz für die Unterhaltung sorgten.

Zuvor allerdings beteiligten sich einige hundert am Protestzug. Der führte, Remscheider Spielmannszug vorneweg, vom Bahnhof aus zum Rathausvorplatz, wo eine Stunde lang das traditionelle Mai-Feier-Programm Aufmerksamkeit forderte. Denn die Themen waren bedrückend genug, die Stimmung zeitweise angeheizt. Was sich in Pfeifen und Zwischenrufen äußerte, zum Beispiel bei der Unterstützung der am selben Tag stattfindenden Solinger Aktivitäten gegen Rechts unter dem Motto "Bunt statt braun", über die IG-Metall-Sekretär Marko Röhrig berichtete. Oder bei der Ablehnung unsicherer Arbeitsverhältnisse wie Minijobs, Scheinselbstständigkeit, Lohndumping und Kopfpauschale durch Bettina Reckert. Vor allem auch bei der Forderung nach gerechteren Finanzierungsmodellen.

Während Hauptrednerin Dr. Regina Görner vom geschäftsführenden IG-Metall-Vorstand aus Bundes- und Landessicht die "unvorstellbaren großen Summen" zulasten der Bürger bei der Bankenrettung ansprach ("Gerecht ist das nicht, sagen die Menschen") und DGB-Kreisvorsitzende Bettina Reckert, wie am Vortag beim Arbeitnehmerempfang, vor einer "Verhartzung der Gesellschaft" warnte, wies Oberbürgermeisterin Beate Wilding wie beim Bürgerempfang auf die akuten Remscheider Probleme hin, die infolge Kurzarbeit, Entlassungen und Insolvenzen einen 50-prozentigen Gewerbesteuer-Rückgang bei gleichzeitig steigenden Soziallasten gebracht hätten. Mit der Sparliste als Folge.

Wie eine direkte Antwort musste da der spontane Gesangsauftritt einer Gruppe Jugendlicher aus dem Jugendzentrum "Gelbe Villa" wirken, die sich über die drohende Schließung wichtiger öffentlicher Einrichtungen beschwerten und negative Folgen für Stadt und Staat aufzeigten. "Das schicken wir an die richtigen Ansprechpartner", schlug Awo-Vorsitzender Norbert Horn vor. Er hatte zuvor in kurzer Festrede auf die Bedeutung funktionierender kommunaler Strukturen für die Demokratie hingewiesen und gefordert, dass sich alle Ratsfraktionen gemeinsam für Remscheid einsetzen sollten. Erste Erfolge zeige inzwischen die Unterschriftenliste, in der bereits 2000 Bürger die Petition für eine gerechte Gemeindefinanzierung unterschrieben hätten, zu der die im "Bündnis für Remscheid" zusammengeschlossenen Wohlfahrtsverbände aufgerufen hätten.

(RP)
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