Remscheid Biennale festlich eröffnet

Remscheid · Das Abendlied der Amsel war zu hören, unvermutet mischte es sich in die feinen, auf- und abschwebenden Glissandi von Ulrike Nahmmachers Violine in Violeta Dinescus Stück Satya I.

Die vielen Gäste in der weiten Vaillant-Lagerhalle an der Berghauser Straße spürten, wie das Hören leiser Klangsphären deutlicher wurde, leichter.

Mit einem festlichen Konzert eröffnete die 8. Bergische Biennale für Neue Musik traditionell bei dem Remscheider Weltunternehmen. Violeta Dinescus "Granatspiele" für Kammerensemble war der Johann-Vaillant-Kompositionspreis 2010 zugesprochen worden, und das Ensemble der Bergischen Gesellschaft für Neue Musik (BeGNM) spielte das Werk, das in Beziehung zum Motto "Aufschwung" aus Robert Schumanns Fantasiestücken op.12 entstanden war. An den 200. Geburtstag des Romantikers wird in diesem Jahr erinnert.

Dr. Carsten Voigtländer, Geschäftsführer der Vaillant Group, freute sich in seiner Begrüßung über den Remscheider Ursprung der Biennale und des Vaillant-Kompositionspreises, an einem Ort hoher technischer Kreativität. Unter den vielen Gästen waren Bürgermeisterin Monika Hein, Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann und Mitglieder der Familie Vaillant.

Nach der Laudatio durch BeGNM-Vorsitzenden Professor Dr. Lutz-Werner Hesse überreichte Vaillant Group Geschäftsführer Dr. Dietmar Meister den Kompositionspreis an die sichtlich gerührte Violeta Dinescu. Die 1953 geborene Komponistin kam 1982 nach Deutschland und ist seit 1996 Professorin für Komposition der Universität Oldenburg. Ihr Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet.

Violeta Dinescu dankte den Musikern für die sensible Einfühlung in ihr Werk, das dem instrumentalen Spiel Freiräume gibt zu eigener Formulierung.

Wie Klangexplosionen im aufblitzenden, hellen Licht zerfallender Kristalle erklangen die "Granatspiele", auf die die virtuos gespielten Stücke "Satya I" für Violine und "Notte di festa" für Marimbaphon, gespielt von Christian Roderburg, vorbereiteten. Zu Beginn hatte Pianistin Florence Millet Schumanns Fantasiestücke mit dem tiefen Atem der Romantik und im Stück "Aufschwung" mit heftiger Brillanz gespielt. Dinescus "Granatspiele" waren als faszinierende Metapher für Gewalt und Schönheit zu hören. Bei der Wiederholung dieses neuen Musikwerks schien die Zeit schneller zu vergehen — das Konzert machte deutlich, wie aus dem Erlebnis des Unbekannten schöne Vertrautheit wird.

(RP)
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