Remscheid Fünf Brücken, ein gemeinsames Ziel

Remscheid · Kongress ist Auftakt zu Marathon, an dessen Ende die Müngstener Brücke Weltkulturerbe sein soll.

Remscheid: Fünf Brücken, ein gemeinsames Ziel
Foto: Moll Jürgen

Der Anfang hätte - wenigstens rein wettertechnisch - bergischer kaum sein können. Denn als die Delegationen aus Porto, Paderno d'Adda und Ruynes en Margeride gestern Morgen um kurz nach 9 Uhr unter der Müngstener Brücke eintrafen, da tauchte ein feiner Nieselregen mit den dazugehörigen grauen Wolken die gesamte Szenerie in ein eher trübes Licht.

Was aber weder die Gäste aus Portugal, Italien und Frankreich, noch ihre Gastgeber, die Städte Solingen, Remscheid sowie Wuppertal, besonders störte. Seit Freitag läuft nämlich im Schatten des bergischen Wahrzeichens ein mit hochkarätigen Wissenschaftlern besetzter internationaler Fachkongress, der nach dem Willen der Verantwortlichen den Auftakt für eine gemeinsame europäische Zukunft symbolisieren soll. Ziel ist es, die Müngstener Brücke mit den weiteren Brücken Dom Luis I., Maria Pia (beide Portugal), San Michele (Italien) sowie dem Garabit-Viadukt (Frankreich) zum UNESCO-Weltkulturerbe erklären zu lassen.

Wobei, das wurde schon am ersten Tag des Treffens in Haus Müngsten deutlich, der Weg dorthin ein langer und ebenso steiniger werden dürfte. Der Hintergrund: Die Eintragung in die UNESCO-Liste hängt nicht allein von fachlichen Erwägungen, wie dem historischen Wert der Bauwerke ab, sondern ist immer auch eine Art von Politikum. Darauf verwies Professor Christoph Machat vom Deutschen Nationalkomitee des International Council of Monuments and Sites (ICOMOS).

Immerhin gebe es mittlerweile weltweit über 1000 Weltkulturerben, was zuletzt dazu geführt habe, dass die Kriterien, um das begehrte Prädikat zu erreichen, gerade bei den bis dato bevorzugten europäischen Bewerbungen deutlich nach oben geschraubt worden seien.

Eine Erfahrung, die im Bergischen bereits gemacht wurde. Vor einigen Jahren scheiterte ein erster Versuch, die Müngstener Brücke in die UNESCO-Liste eintragen zu lassen. Die Verantwortlichen bekamen seinerzeit mit auf den Weg, es doch noch einmal, dann jedoch im Rahmen einer "seriellen" Bewerbung zu probieren.

Im Klartext: Gemeinsam ist man stärker - weswegen seit 2012 Mitstreiter für einen erneuten Anlauf gesucht und gefunden wurden. So stammen die anderen vier Großbogenbrücken in Portugal, Italien sowie Frankreich samt und sonders aus derselben Zeit wie die Müngstener Brücke - und stehen in ihren Regionen bis heute ebenfalls gleichermaßen für die Ingenieurskunst des späten 19. Jahrhunderts.

"Es geht bei der Bewerbung neben den Vorteilen für die Regionen darum, den europäischen Gedanken zu stärken", sagte Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach bei der Begrüßung der Gäste. Und auch Remscheids OB Burkhard Mast-Weisz sowie Matthias Nocke, Beigeordneter in Wuppertal, hoben die Bedeutung der Initiative hervor.

Carsten Zimmermann, Projektleiter der Stadt Solingen, erklärte, es müsse es nun darum gehen, weitere Unterstützer zu gewinnen. Deshalb wurde gestern Abend am Rande eines Empfangs zu Ehren der internationalen Gäste ein gemeinsames Statement unterzeichnet, das dabei helfen soll, neben der Deutschen Bahn AG auch die Eisenbahngesellschaften der anderen Länder für das Projekt zu begeistern.

Der Kongress, bei dem Fachleute zu unterschiedlichen Aspekten referieren und diskutieren, wird heute fortgesetzt. Parallel dazu findet im Brückenpark das Brückenfest statt, mit dem die Gäste und Experten davon überzeugt werden sollen, dass auch die bergische Bevölkerung hinter dem Projekt steht. Denn immerhin, so hatten die Oberbürgermeister von Solingen und Remscheid schon beim Auftakt der Tagung betont, biete sich so für die gesamte Region die "große Chance", das eigene Wahrzeichen weltbekannt zu machen und zu erhalten.

(RP)
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