Ratingen Zahl der Berufspendler ist stark gestiegen

(RP/kle) Das Problem ist nicht neu, erreicht aber eine neue Dimension: Die Zahl der Berufspendler im Kreis Mettmann hat einen weiteren Höchststand erreicht. Im vergangenen Jahr kamen rund 132.000 Menschen zum Arbeiten regelmäßig von außerhalb in den Kreis – das sind 25 Prozent mehr als noch im Jahr 2000. Damals zählte Kreis Mettmann noch rund 106.000 sogenannte Einpendler, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt.

 Allabendliches Bild auf der L 422 in Richtung Homberg, wenn die Pendler wieder nach Hause fahren.

Allabendliches Bild auf der L 422 in Richtung Homberg, wenn die Pendler wieder nach Hause fahren.

Foto: RP/Blazy, Achim (abz)

Die IG BAU beruft sich dabei auf eine aktuelle Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Gewerkschafterin Doris Jetten spricht von einem „alarmierenden Trend“. Eine Hauptursache für den Pendel-Boom sei der Mangel an bezahlbaren Wohnungen in Ballungsräumen.

„Eine wachsende Zahl von Menschen kann sich die hohen Mieten und Immobilienpreise aber gerade dort nicht mehr leisten, wo in den letzten Jahren besonders viele Jobs entstanden sind“, sagt die Bezirksvorsitzende der IG BAU Düsseldorf. Die Folge seien immer längere Staus und überfüllte Züge.

Strecken von mehr als 50 Kilometern bis zum Arbeitsplatz seien für viele Pendler im Kreis Mettmann mittlerweile gang und gäbe, betont Jetten. „Dabei geht nicht nur wertvolle Zeit für Familie, Freunde und Hobbys verloren. Auch die Umwelt leidet unter der Fahrerei.“ Nach Angaben des Umweltbundesamtes geht knapp ein Fünftel aller CO2-Emmissionen in Deutschland auf das Konto des Verkehrs.

Die IG BAU warnt vor einer Zunahme der Pendlerzahlen, sollte sich das Wohnen noch weiter vom Arbeiten entfernen. Nötig sei eine „drastische Wende“ in der Wohnungsbaupolitik.

„Die öffentliche Hand muss viel mehr als bisher investieren, um bezahlbaren Wohnraum in den Metropolen und Ballungsräumen zu schaffen. Es fehlen vor allem Wohnungen im sozialen und im bezahlbaren Segment“, so Jetten.

Massive Investitionen seien aber auch im Bereich der Verkehrsinfrastruktur unverzichtbar, um die Pendler zu entlasten. „Vor allem beim Schienen-, Straßen- und Radwegenetz ist der Nachholbedarf groß“, macht Jetten deutlich.

Einen entscheidenden Beitrag gegen den „Pendel-Frust“ könnten zudem die Firmen leisten – indem sie es ihren Beschäftigten leichter machen, in Gleitzeit oder im Home-Office zu arbeiten.

Die Pendler-Problematik im Kreis Mettmann ist Teil eines bundesweiten Trends: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit pendelten im letzten Jahr 39 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zum Beispiel in eine andere Stadt. Betroffen ist vor allem Ratingen.

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