Handball-Analyse SG Ratingen stellt sich dem Druck als Kollektiv

Ratingen · Das 25:21 der SG Ratingen gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken ist ein Sieg der Einstellung, des Kampfes und des Willens. „Wir haben als Einheit funktioniert“, sagt Trainer Marcel Müller. Das muss der Weg für die Saison sein, wenn es zum angepeilten Aufstieg in die Dritte Liga reichen soll.

 Marco Bauer (2. von rechts) erzielt hier einen seiner sechs Treffer für die SG Ratingen gegen Dinslaken.

Marco Bauer (2. von rechts) erzielt hier einen seiner sechs Treffer für die SG Ratingen gegen Dinslaken.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Als die Schlusssirene ertönt, wirft Alexander Oelze den Ball an die Decke der Sporthalle Gothaer Straße und brüllt seine Freude über den 25:21-Sieg der SG Ratingen über den MTV Rheinwacht Dinslaken in der Handball-Regionalliga heraus. Die Mitspieler umringen den Kapitän, hüpfen im Kreis, jubeln überschwänglich – mehr, als nach einem Heimsieg, der das Punktekonto des Aufstiegsfavoriten gerade einmal auf 5:5 ausgeglichen hat, üblich ist.

Kreisläufer Kai Funke erklärt den Ausbruch so: „Wir waren unzufrieden mit unserer Leistung in den Spielen vorher. Wir haben großen Druck, weil wir aufsteigen wollen, und kriegen auch Druck von oben, weil wir aufsteigen sollen. Das ist auch okay so. Aber obwohl wir seit vier Wochen konstant gut trainieren, haben wir es mit Ausnahme des klaren Heimsieges gegen Aachen nicht über 60 Minuten auf die Platte gekriegt. Das war heute anders. Für die Motivation und die Stimmung in der Mannschaft war dieser Sieg super.“

Zumal es unter der Woche Gesprächsbedarf gegeben hatte, wie Funke verriet, der sich insbesondere mit Rückraumspieler Filip Lazarov austauschen musste. „Wir verstehen uns menschlich super, da ist alles in Ordnung, aber spielerisch mussten wir ein paar Dinge klären.“ Dass das geklappt hat, war gegen Dinslaken zu sehen, Lazarov „fütterte“ Funke immer wieder mit Traumanspielen. Überhaupt war der Mazedonier stark verbessert – er traf zwar nur zweimal, dafür setzte er seine Nebenleute immer wieder in Szene, sei es Funke am Kreis, Yannik Nitzschmann auf Linksaußen oder Oelze per Kempa-Trick in Halbzeit eins.

Da gab es eine Idee von dem, was Trainer Marcel Müller schon im Vorfeld gesagt hatte: „Wir trainieren richtig gut. Da stimmt das Tempo, die Mannschaft macht kaum Fehler, die Konzentration ist da, es werden neue Lösungen gefunden, es macht richtig Spaß.“ Bis dato hatte die SGR dann allerdings in den Spielen meist ein völlig anderes Gesicht gezeigt, gegen Dinslaken war das dann nicht so. Vorne war nicht mehr alles nur auf Mittelmann Oelze zugeschnitten, die SGR machte das Spiel breiter und bekam so mehr Spieler in Abschlusssituationen. Etwa Marco Bauer, der auf halbrechts durchspielen musste, weil Sam Schäfer kurzfristig doch erkrankt passen musste. Zwar unterliefen Bauer noch etliche technische Fehler wie Stürmerfouls oder Fehlpässe, doch mit sechs Treffern machte er das im Großen und Ganzen auch wieder wett. Insgesamt war es ein deutlich ruhigerer und souveränerer Vortrag der Offensive als in den Spielen zuvor.

Und dann war da noch die Abwehr vor dem starken Torwart Nils Thorben Schmidt. In Halbzeit eins deckten Bauer, Christian Mergner bis zu seinem Knock-Out durch einen Dinslakener Wurf, Ace Jonovski und Thomas Bahn innen, das Quartett verschob schnell, blieb eng beieinander, alle unterstützten sich in diesem kampfbetonten Spiel gegenseitig. Und als Mergner ausfiel, kam Funke auf die Halbposition und beackerte den Dinslakener Mirco Krogmann, dem er nur bis zum Brustbein reicht, so eindrucksvoll, dass dem gar nichts mehr gelang. Als kurz vor Schluss noch Etienne Mensger auf Rechtsaußen einen Diagonalpass der Dinslakener mit einem Hechtsprung abwehrte, war das ein Bild des großen Willens, den die SGR in der Deckung gezeigt hatte. Müller fand: „Die Konzentration war voll da, jeder hat Verantwortung für seinen Nebenmann übernommen und seinen Part erfüllt. Wir haben als Einheit funktioniert.“ Das muss der Weg für die Saison sein.

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