Großes Symposium Internationale Wissenschaftler in Hösel

Anlass war die Volksabstimmung in Oberschlesien vor 100 Jahren. Veranstaltung wurde übertragen.

 Europaminister Stefan Holthoff-Pförtner in Hösel.

Europaminister Stefan Holthoff-Pförtner in Hösel.

Foto: RP/Privat

Hösel (RP) 30 Wissenschaftler aus Polen, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Österreich und dem Vereinigten Königreich kamen am Wochenende auf Einladung des Stiftungsvorstandes im Haus Oberschlesien zu einem internationalen Wissenschaftsaustausch zusammen. Thema war das 100-jährige Bestehen der Volksabstimmung in Oberschlesien 1921. Ehrengäste dieser Veranstaltung, die auch via YouTube in Deutsch und Polnisch live gestreamt wurde, waren der Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Internationales des Patenlandes Nordrhein-Westfalen, Dr. Stefan Holthoff-Pförtner, und der Landesbeauftragte für die Belange der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler, Heiko Hendriks.

In seiner Rede betonte der Minister, dass der Abstimmungskampf vor 100 Jahren, der damals von blutigen Auseinandersetzungen begleitet wurde, nicht nur eine regionale Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Polen, sondern ein Konflikt von einer europäischen Dimension war. Damit bleibt die Volksabstimmung ein wichtiger geschichtlicher Aspekt. Im Hinblick auf die internationale Konferenz mit polnischen Partnern sagte Holthoff-Pförtner: „Die enge Verbundenheit mit Polen gehört zur DNA Nordrhein-Westfalens. Unser Land trägt auf vielfältige Weise zu den guten Beziehungen zu Polen bei. Erinnerungskultur muss ein wichtiger Bestandteil unserer Zusammenarbeit bleiben“.

Vorstandsvorsitzender Sebastian Wladarz wies in seiner Eröffnungsrede auf die unterschiedliche Erinnerungskultur hin: „Die Volksabstimmung in Oberschlesien liegt nun schon 100 Jahre hinter uns. Eigentlich genug Zeit, um ‚Abstand zu gewinnen‘. Trotzdem bin ich mir dessen bewusst, dass die Erinnerungskultur daran sehr unterschiedlich ist. Während sie bei uns in Deutschland fast gänzlich fehlt, legt das Gedenken in Polen den Schwerpunkt auf die Ereignisse rund um den Urnengang, insbesondere auf die sogenannten Schlesischen Aufstände. Dies wird gerade in diesem Jahr ganz deutlich.“

Aus Sicht von Dr. David Skrabania, der die Konferenz maßgeblich koordinierte, war der Wissenschaftsaustausch überfällig. „Ich habe unter den Fachleuten eine große Lust und Bereitschaft zum Austausch verspürt. Zu keiner Zeit stand infrage, ob die polnischen Partner nach Hösel kommen würden. Das ist großartig“, sagt der promovierte Historiker. Museumsdirektorin Andrea Perlt betonte: „Eine Tagung von diesem Rang mit so hochkarätigen Referenten und Partnern zu diesem Thema hat es in Deutschland seit Dekaden nicht gegeben.“

Partner der Tagung waren die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen und das Gerhart-Hauptmann-Haus auf der deutschen Seite sowie das Institut für Nationales Gedenken Kattowitz, das Museum Gleiwitz und das Zentrum für Historische Forschung (Berlin) der Polnischen Akademie der Wissenschaften auf der polnischen Seite.

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