Mit dem eigenem Solarstrom Auto fahren Pioniere tanken eigenen Sonnenstrom

Von Joachim Preuss · Familie Buntzel nutzt eine eigene Stromtankstelle fürs E-Auto. Der „Saft“ kommt vom Dach.

 Wilhelm und Martina Buntzel betanken ihr Auto mit Strom von Dach. Für Elena Plank, Martin Gentzsch und Peter Wobbe-von Twickel sind sie Pioniere.

Wilhelm und Martina Buntzel betanken ihr Auto mit Strom von Dach. Für Elena Plank, Martin Gentzsch und Peter Wobbe-von Twickel sind sie Pioniere.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Bevor Martina (65) und Wilhelm Buntzel (70) ins Auto steigen, schauen sie in den Himmel: Hat die Sonne lange genug geschienen? Ihr roter Renault Zoe ist ein E-Auto und wird mit Strom aus der eigenen Solaranlage betankt. Im Vorfeld der Europäischen Mobilitätswoche, an der Ratingen erstmals teilnimmt, hatte Energieberaterin Susanne Berger lange nach einem Ratinger Beispiel gesucht und wurde fündig: Die Buntzels sind echte Pioniere auf dem Gebiet des E-Mobilität.

Wilhelm Buntzel, von Hause aus Ingenieur, hatte das Haus seines Sohnes energetisch saniert. Und als das eigene Heim anstand, wollte er in Sachen Klimaneutralität Nägel mit Köpfen machen: Sonnenstrom sollte vom Dach fließen und das neue E-Auto antreiben. Der Audi A3 Diesel wurde gegen den Franzosen eingetauscht: Die Suche nach deutschen Fabrikaten war ergebnislos. „In Deutschland hat man’s verpennt“, so Bunzel zum Thema Zukunftsorientierung der heimischen Automobilndustrie. Auch Stadtkämmerer Martin Gentzsch würde gerne den Fuhrpark mit E-Autos aus deutscher Herstellung ausstatten: Es gibt keine.

Der Renault Zoe hat etwa 23.000 Euro gekostet, man hofft auf einen Zuschuss von 2.000 Euro. Buntzel hat nachgerechnet: Mit dem Sonnenstrom vom Dach Auto zu fahren, sei unterm Strich günstiger als den Saft an die Stadtwerke zu verkaufen.

Die kleine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Rheinhauses besteht aus sieben Paneelen. Täglich muss die Sonnen etwa zwei Stunden lang lachen, dann ist das E-Auto startklar. Die Reichweite betrage 300 Kilometer, man fahre hauptsächlich Stadtverkehr, so Buntzel. Man habe auch schon mal einen Ausflug in die Eifel gemacht – sich über eine Gratis-Tankstation von Aldi Süd sehr gefreut. Mit Smartphone und einer App ist Buntzel stets gut informiert, wie es um Sonne, Strom und Auto-Akku steht.

„Die durchschnittliche Solaranlage auf einem Einfamilienhaus liefert mehr Strom als ein Privatwagen verbraucht“, sagt Berger. Für 10.000 Kilometer pro Jahr benötigt Familie Buntzel rund 1.600 Kilowattstunden. Die 20 Quadratmeter große Ost-West-Solaranlage auf dem Dach liefert voraussichtlich ca. 4.500 Kilowattstunden im Jahr. Das heißt: „Rein rechnerisch macht eine eigene Solaranlage das klimaneutrale Fahren leicht. Die Herausforderung besteht darin, auf der Straße und im Haushalt möglichst viel eigenen Strom wirklich direkt selbst zu nutzen“, sagt Buntzel. Denn die Ladezeiten eines E-Autos passen vor allem bei Berufspendlern oft nicht zu den Sonnenzeiten – steht der Wagen erst am Nachmittag wieder an der Ladestation, sind die meisten Sonnenstunden schon vorüber. Dafür sollte man den Strom in Akkus speichern.

Über die Akton der Verbraucherzentrale NRW „Sonne im Tank“ informiert Berger in der Mobilitätswoche am Dienstag, 18. September, 18 Uhr, Familienbildungsstätte, Kirchgasse 1, und am Aktionstag auf dem Parkplatz Kirchgasse am Samstag, 22. September, 9 bis 17 Uhr.

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