Der Kampf ums Bad in Lintorf So retteten Bürger ihr geliebtes Bad

LINTORF · Um die Zukunft des 1965 eröffneten Heljensbades in Heiligenhaus wird viel geredet. In den 90er Jahren drohte auch dem Lintorfer Schwimmbad die Schließung. Doch eine Bürgerinitiative konnte dies abwenden – mit Erfolg.

 Das Freibad Lintorf im Jahre 1991, fotografiert von Uwel Springer.

Das Freibad Lintorf im Jahre 1991, fotografiert von Uwel Springer.

Foto: RP/Uwe Springer

1967 wurde das von der Bevölkerung sehnsüchtig erwartete Hallenbad in Lintorf eröffnet, vier Jahre später konnten die ersten Besucher in das kühle Nass des neuen Freibades direkt nebenan springen. Doch in den 90er Jahren hing das Schicksal des Bades am seidenen Faden. „Das Freibad sollte verschwinden, weil das Gelände für Wohnungsbau genutzt werden sollte. Zum Glück wurde das durch eine Bürgerinitiative verhindert, die sehr fantasievoll agierte“, berichtete Elfe Uhlig aus Lintorf. „Die Gerüchteküche brodelte, man sagte, dass alle Parzellen unter den Politikern verteilt worden seien“, erinnerte sich auch Frank Huber, damals Vorstandsvorsitzender der DLRG, Ortsgruppe Angerland.

Die Lintorfer wollten das Aus des Schwimmbades nicht hinnehmen. Von der DLRG aus wurde eine Unterschriftenaktion gegen die Schließung des Bades gestartet. Harald Schmidt, damals Briefträger in Lintorf, sorgte hauptsächlich für die Verteilung. „Etwa 6.500 Unterschriften bekamen wir insgesamt zusammen, die ich ins Rathaus brachte. Bei der Ratssitzung durften die Listen aber nicht überreicht werden. In einer Sitzungspause kam jedoch Bürgermeister Schlimm heraus, und ich konnte ihm das Paket mit den Listen persönlich übergeben. Dann passierte erst einmal nichts, bis es hieß, dass die Stadtwerke den Bäderbetrieb übernehmen. Parallel dazu wurde ein Förderverein gegründet, erst mit 13 Gründungsmitgliedern, im Laufe der Zeit wuchs die Mitgliederzahl auf über Hundert“, so Huber.

 Segelkurs für Kinder im Hallenbad Lintorf.

Segelkurs für Kinder im Hallenbad Lintorf.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Dieser Förderverein, bestehend aus der Frühschwimmer-Gruppe und anderen interessierten Badegästen, hat über einen längeren Zeitraum den Betrieb des Lintorfer Bades finanziell unterstützt und durch ehrenamtliche Tätigkeiten betrieben. Ich war Mitglied dieses Fördervereins und empfand diese gesamte Aktion als ein hervorragendes Beispiel für ein effizientes Zusammenspiel von Bürgerschaft und Verwaltung“, erzählte Klaus Heptner.

 Der Sprungturm im alten Lintorfer Freibad wurde 2005 abgerissen.

Der Sprungturm im alten Lintorfer Freibad wurde 2005 abgerissen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Nachdem die Bäder an die Stadtwerke übergegangen waren, musste ein neues Konzept her, um das lokale Schwimmangebot zu erhalten. Es bestand ein unübersehbarer Sanierungsbedarf, und auch das Freizeitverhalten der Besucher hatte sich verändert. Beim Bau sollten möglichst die vorhandenen Becken mitgenutzt und ein Beckenmaterial verwendet werden.

„Die Stadtwerke entschieden, nach dem Motto ‚von einer Badeanstalt zur Bäderlandschaft‘ aus dem alten Freibadgelände ein Allwetterbad zu bauen, als familienfreundliches Ganzjahresbad mit Schwerpunkt Wellness, während im Angerbad in Mitte der Sportcharakter im Vordergrund steht.

Das alte Hallenbad in Lintorf sollte erhalten bleiben für den Schul- und Vereinssport“, sagte Wojciech Hrabowski, Abteilungsleiter für Bäder und Saunabetrieb bei den Stadtwerken. Die Bäder in Mitte und Lintorf sollten sich ergänzen.

Und so entstand in einer nur 14 monatigen Bauzeit ein ansprechendes Schwimmbad mit einem 25m-Schwimmbecken und einem abgetrennten Kinderspielbecken innen. Im Außenbereich gibt es ein ganzjährig geöffnetes Freizeitbecken, dass über einen Ausschwimmkanal mit dem Innenbereich verbunden ist, sowie in der Freibadsaison ein ebenfalls 25 m langes Schwimmbecken sowie einen Kinderplantschbereich. Neu gebaut wurde eine mit mittlerweile fünf Sternen zertifizierte Saunalandschaft mit vielen Ruhezonen, einem Kosmetikinstitut und einem Massagebereich. Zwischen Schwimm- und Saunabereich sorgt ein Bistro dafür, dass bei den Gästen Hunger und Durst gestillt werden können.

Das damalige Konzept der Stadtwerke ging auf. Seit  am 1. August 2006 erstmals die Türen des neuen Allwetterbades geöffnet wurden, stiegen die Besucherzahlen stetig an. Die seinerzeit geplanten Zahlen wurden sogar überschritten,  man erreichte die Kapazitätsgrenze. Dies erforderte in zwei zusätzlichen Bauphasen eine Erweiterung des Allwetterbades und der Saunalandschaft.

In der Sauna wurden ein zusätzliches Ruhehaus sowie zwei Außenbecken gebaut. Das Allwetterbad wurde um ein Sommerduschhaus mit weiteren Toiletten, Duschen und Umkleidemöglichkeiten erweitert.

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