Fahrtraining Zum ersten Mal selbst das Lenkrad übernommen

Wermelskirchen · Zu einem Schnuppertag hinter dem Steuer hatten Flüchtlingshilfe, Diakonie und Fahrschulen eingeladen.

 Zum ersten Mal hinterm Steuer: Sarbest Khalil nimmt neben Fahrschullehrer Volker Dürholt Platz und dreht eine erste Runde im Auto.

Zum ersten Mal hinterm Steuer: Sarbest Khalil nimmt neben Fahrschullehrer Volker Dürholt Platz und dreht eine erste Runde im Auto.

Foto: Theresa Demski

Sarbest Khalil sitzt zum ersten Mal hinter einem Lenkrad. Der 37-Jährige legt testweise seine Hände aufs Steuer und lacht. „Ich möchte gerne Fahren lernen“, sagt der gebürtige Syrer. Währenddessen erklärt ihm Fahrlehrer Volker Dürholt, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat, das Fahrzeug. Im städtischen Alltag in Syrien hat Khalil keinen Führerschein gebraucht, dann musste er flüchten und lebt nun mit seiner Familie im Bergischen. „Alles wird leichter, wenn man fahren kann“, sagt der 37-Jährige und träumt von einem kleinen Urlaub mit seiner Familie.

Und weil auch die Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe und der Diakonie im Kirchenkreis Lennep wissen, wie wichtig der Führerschein für den Alltag sein kann, haben sie mit den Fahrschulen aus Rade einen Projekttag auf die Beine gestellt: Einen Tag lang können Geflüchtete, die älter als 17 Jahre alt sind und sich mit der deutschen Sprache schon einigermaßen wohlfühlen, in das Leben als Autofahrer schnuppern. 13 Männer und eine Frau haben sich für den Schnuppertag angemeldet und widmen sich erst der Theorie und dann einer ersten Fahrstunde. Viele der Teilnehmer haben schon mal hinter einem Lenkrad gesessen – in einem anderen Land, mit anderen Regeln.

„Wir wollen den Menschen nun helfen, das System hier in Deutschland zu verstehen“, erklärt Lozan Bamarny von der Diakonie. Deswegen hat Hans-Ulrich Sander, der sich als ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer engagiert, den Kontakt zu den Fahrschulen gesucht. „Ich habe lange beim TÜV gearbeitet“, sagt er und berichtet von Sicherheitstrainings, die er bereits mit Senioren veranstaltet. Nun kam er auf die Idee, einen Schnuppertag für Geflüchtete anzubieten – und die beiden Fahrschulen Nitsch und Dürholt machen mit. Bevor allerdings die Fahrschullehrer und die vier Autos ins Spiel kommen, die sie mitgebracht haben, übernimmt Sander die Theorie – und weil Flüchtlinge und Experten hier ins Gespräch kommen sollen, ist es so wichtig, dass die Teilnehmer die deutsche Sprache bereits verstehen. Sander berichtet vom dualen System der Fahrschulen in Deutschland, von Kosten und Prüfungen. Er weist nicht nur auf den Preis für Autos hin, sondern auch auf die Kosten, die für die Unterhaltung eines Fahrzeugs anfallen. Versicherung, Verkehrsregeln und Voraussetzungen: Erst als alle Fragen geklärt sind, setzen sich die Projektteilnehmer mit den Fahrschullehrern hinters Steuer und drehen ihre ersten Runden.

Es sei längst keine Seltenheit mehr, dass Geflüchtete die Fahrschule besuchen und den Führerschein machen, erzählt Lozan Bamarny. Die Zahlen nehmen zu. „Das ist oft auch für den beruflichen Werdegang wichtig, für die eigenen Perspektiven“, sagt sie, „und vor allem bekommen die Menschen so eine Art Freiheitsgefühl zurück.“ Und das dürfte dann auch der Grund dafür sein, warum Sarbest Khalil nach seiner ersten Runde im Auto über das ganze Gesicht strahlt. „Ja, das gefällt mir“, sagt er.

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